Andechs:Ort der Ruhe mit Klosterblick

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Andechs erweitert seinen Friedhof. Das erfordert Fingerspitzengefühl

Auch wenn sich die Bestattungswünsche ändern, Friedhöfe braucht es immer. Seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich die Gemeinde Andechs intensiv mit ihrem Friedhof, der dringend erweitert werden muss. Eine Fragebogenaktion in allen drei Ortsteilen hatte ergeben, dass immer weniger Familiengräber, dafür mehr Urnengräber und Baumbestattungen gewünscht werden. Zunächst war ein Landschaftsarchitekt gesucht und ausgewählt worden. Denn der gemeindeeigene Friedhof kurz vor dem Ortseingang von Erling, unterhalb der Friedenskapelle, bettet sich in die Landschaft ein und soll es auch bleiben. Der wunderbaren Blick nach Westen auf die Klosterkirche und den alten Dorfkern soll erhalten bleiben, der neue Teil sich nahtlos an die bestehenden Gräber anschließen, hat Bürgermeisterin Anna Neppel vorgegeben.

Im April hatte der Gemeinderat die Herrschinger Landschaftsarchitektin Monika Treiber ausgewählt, da deren Ideen am besten passten und sie am Beispiel ihrer Heimatgemeinde eine gelungene Erweiterung vorzeigen konnte. Nun ging es um die Vorschläge für den Bau einer Aussegnungs- und Leichenhalle, über die der alte Friedhof nicht verfügt. Auf der Basis von Treibers Entwurf stellte drei Büros ihre Vorstellungen im Gemeinderat vor.

Gemeinsame Pläne legten die Architekten Klaus Windisch aus Germering und Christian Stadler aus Dachau vor. Ihr Entwurf basiert auf einem Gebäude von 160 Quadratmetern mit einer Aussegnungshalle, einer Leichenhalle mit Kühlraum, Räumen für den Pfarrer und die Bestatter, für Technik und WCs. Die neue Aussegnungshalle mit großem Vordach steht an der Verbindung von altem und neuem Teil und ermöglicht den Blick auf die Klosterkirche. Die Kostenschätzung liegt bei 360 000 Euro. Für Johann Albrecht (Bürgergruppe) ist das Konzept "viel zu groß und zu teuer". Der Trend gehe zur Urne. Georg Scheitz (CSU) kritisierte hingegen, dass es trotz der Größe des Gebäudes keinen Raum für die Verabschiedung gebe.

Hans Hagleitner aus Waakirchen hat bisher keine Bauten für Friedhöfe errichtet. Neben zahlreichen Fotos seiner Wohnhäuser, brachte er eine Skizze mit, die eine sehr kompakt wirkende Aussegnungshalle zeigt. Seine Idee ist, die Stirnwand offen zu lassen, damit der Blick über die Landschaft, aber vor allem in den Himmel schweifen könne. Er setzt das neue Gebäude an den Rand des neuen Teils, weil es dort am besten zu erreichen sei.

Andreas Doktor, Architekt aus Wolfratshausen, hat bereits mehrfach mit der Landschaftsarchitektin zusammengearbeitet. Er legte drei Alternativen vor und erklärte, die Menschen, die auf einen Friedhof kommen, suchen Ruhe, wollen sich hinsetzen. Andechs biete dafür sehr gute Voraussetzungen, der alte Friedhof strahle eine große Ruhe aus. Da sei zudem die schöne Hanglage, der alte Baumbestand, der Blick auf Landschaft und Klosterberg und die vielen von Patina überzogenen alten Grabmale.

Das hörten die Gemeinderäte gern. Angetan waren sie auch von der Idee, die Aussegnungshalle neben die Baumgruppe nahe der Friedenskapelle zu positionieren, einmal als kompaktes Gebäude von 65 bis 75 Quadratmeter mit einem überdachten Vorplatz als Trauerraum; dann als kleine Aussegnungshalle mit überdachten Sitzbänken daneben und separaten Nebenräumen, alles verbunden durch ein lang gezogenes Dach. Möglich wäre ein separater Glockenturm. Die Kosten für diese offene Bauweise schätzt d Architekt auf rund 300 000 Euro. Dieser Entwurf stieß auf großes Wohlwollen. Doch entschieden wird erst in einem Monat. "Wir wollen die Ideen mit heim nehmen und in Ruhe darüber nachdenken", sagte Neppel.

© SZ vom 21.10.2015 / bla - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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