Andechs:"Mir schmeckt's"

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Braumeister Alexander Reisss zapft das erste Fass alkoholfreies Andechser Weißbier an. Abt Johannes Eckert schaut aus sicherer Entfernung zu. (Foto: Nila Thiel)

Abt Johannes Eckert und Brauereileiter Alexander Reiss präsentieren das erste alkoholfreie Andechser Weißbier

Von Christine Setzwein, Andechs

Sie haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, die Mönche auf dem Heiligen Berg. Ein alkoholfreies Bier brauen? Nein, das wäre doch eine Verschwendung von Ressourcen, hieß es viele Jahre lang. Und so konnten die Besucher des Bräustüberls im Kloster Andechs zwar wählen zwischen dem Hell Spezial, dem dunklen Doppelbock und dem hellen Weißbier. Aber für Autofahrer, Wanderer oder Radler, die nichts Alkoholisches trinken wollten, blieb nur Tafelwasser, Limo oder Apfelschorle. Seit vergangenem Samstag ist das anders. Abt Johannes Eckert und Brauereileiter Alexander Reiss präsentierten einer ausgewählten Gästeschar das erste alkoholfreie Andechser Weißbier.

Der Josefitag sollte es schon sein, schließlich wurde das Bräustüberl nach dem Krieg am 19. März 1952 wiedereröffnet, am 19. März 1993 wurde das Andechser Weißbier vorgestellt und nun, nach 23 Jahren, die alkoholfreie Variante. "Ich bin dafür, wenn ich es nicht trinken muss", hat ein älterer Mitbruder die Neuerung kommentiert, erzählte Abt Johannes. Auch er sei eigentlich kein Freund von alkoholfreiem Bier, räumte er ein. Aber das Ergebnis habe ihn überzeugt. "Mir schmeckt's", sagte er. Da befindet sich der Abt von Sankt Bonifaz und Andechs in guter Gesellschaft. "Sehr gut, wie flüssiges Brot", lautete das Urteil von Wolfgang Stempfl, Chef der Doemens Fachakademie für Brau- und Getränketechnologie in Gräfelfing. "Ein tolles Bier", befand Deutschlands bester Biersommelier Markus Sailer aus Geisenbrunn.

Für Braumeister Alexander Reiss, auch ein "Doemensianer", war die Entwicklung des alkoholfreien Weißbiers eine "Riesenherausforderung". Es sollte kein völlig neues Bier werden, sondern den Charakter des normalen Andechser Weißbiers erhalten, sagte er. Das Verfahren, den Alkoholgehalt per gestoppter Gärung zu verringern, sei darum nicht in Frage gekommen. Es wären zu viele Hefe-Aromen verloren gegangen. Nun ist die Andechser Brauerei Eigentümer einer neuartigen Entalkoholisierungsmaschine. Herausgekommen ist ein spritziges Bier mit Bananen- und Gewürznelkenaromen und einer betonten Hopfenbittere im Nachgang.

Die Nachfrage nach alkoholfreiem Weißbier ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Schon allein aus wirtschaftlichen Gründen war es auch auf dem Heiligen Berg Zeit, diese Herausforderung anzunehmen. Aber Abt Johannes wäre kein echter Benediktiner, könnte er das neue Bier nicht auch mit den Regeln des Heiligen Benedikt erklären. Was sei Kundenorientierung schon anderes als das Hören auf andere und damit Gehorsam, sagte er.

Die Schlange vor dem Bierausschank im Bräustüberl ist an diesem Samstag jedenfalls lang, sehr lang. Das neue alkoholfreie Weißbier aber ist bestimmt nicht der Anlass für den Ansturm. Sehr wahrscheinlich sind viele Josefs unter den Gästen, denn am Josefitag bekommt jeder Josef traditionell eine Maß Freibier auf dem Heiligen Berg.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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