Andechs:Fortissimo an der Orgel

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Einen Turm aus Bierkästen konnten die Kinder erklimmen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Für den Ministranten Martin aus Gallenbach geht beim Familientag im Kloster Andechs ein Traum in Erfüllung

Von Ute Pröttel, Andechs

Mit einem breiten Grinsen setzt sich Martin an die Orgel. Neben ihm sein kleiner Cousin Erik. Martin ist zwölf Jahre alt, Erik sechs. Doch bevor er in die Tasten der imposanten Orgel in der Wallfahrtskirche von Kloster Andechs greift - immerhin drei Reihen mit Tastatur stehen zur Verfügung -, zieht er erst einmal alle Register. SulBi Yi steht neben der Orgel und lacht. Die 28-jährige Südkoreanerin ist Kirchenmusikerin und für die Orgel verantwortlich, sie weiß, was nun kommt. SulBi Yi warnt das um die Orgel stehende Publikum, indem sie die Schultern hochzieht und die Hände an die Ohren legt Martin greift mit zehn Fingern in die Tasten, Erik tut es ihm gleich - und die Orgel in der Wallfahrtskirche flutet den Kirchenraum mit Tönen.

Für Martin ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Schon immer mal wollte er an einer großen Orgel spielen. Seit sieben Jahren ist er Ministrant und spielt Keyboard - beim Familientag in Andechs geht sein Traum in Erfüllung. Gekommen ist er mit seinem älteren Bruder und den beiden jüngeren Cousins Pia und Erik aus Gallenbach in der Nähe von Aichach gekommen. Kutschiert hat die Kinderschar die Tante von Martin, Petra Held. Nach der Führung durch die Kirche und dem Fortissimo an der Orgel machen sie sich nun gut gelaunt auf, die Attraktionen rund um den Heiligen Berg zu erkunden.

Den 3. Oktober widmet das Kloster traditionell Familien und Kindern, damit diese - unabhängig von den Finanzen einen unbeschwerten Tag in Andechs verbringen können. Die Stände für Spaß und Spiel sind kostenfrei, die Blaskapelle Erling-Andechs spielt auf und rund um den Berg sind ausreichend Sitzgelegenheiten aufgebaut. Im Gegensatz zu den Vorjahren beginnt der Familientag in diesem Jahr eher gemächlich. Das dürfte vor allem am unbeständigen Wetter liegen. Doch der kräftige Wind treibt die von Westen anrollenden dunklen Wolken immer wieder auseinander und so füllen sich gegen Mittag dann doch Parkplatz und Bierbänke.

Auch aus der Containerwohnanlage für Asyslsuchende am Fuß des Berges haben sich die Familien auf den Weg hinüber zum Kloster gemacht. Ein kleiner Junge trägt stolz die gelbe Trainingsjacke des TSV Erling-Andechs und wirft sich ohne jede Scheu auf die Hüpfburg im Skulpturengarten. Seine kleine Schwester bevorzugt die Bierkastlrutsche. Ihre Eltern in Begleitung von zwei weiteren jungen Paaren mit Kindern sehen sich ebenso staunend um wie die Kleinen. Doch sehr schnell zückt die junge Mutter ihr Handy und filmt die Tochter auf der Biertraglrutsche.

Den Tag beschließt traditionell der Familiengottesdienst am späten Nachmittag in der Wallfahrtskirche. Auch ihn wird SulBi Yi musikalisch begleiten, allerdings nicht auf der großen Orgel, sondern vorne bei den Kindern.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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