Andechs:Finanzielle Hilfe tut Not

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Barbara Scheitz hat ein Problem: Die Andechser Biomolkerei sucht händeringend nach mehr Biomilchlieferanten - und zahlt 49 Cent pro Liter. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Barbara Scheitz über die aktuelle Lage in der Milchwirtschaft

Interview von Christine Setzwein, Andechs

14 Milchbauern aus dem Fünfseenland sind am Dienstag mit ihren Traktoren nach München gefahren, um gegen den Preisverfall bei der Milch zu demonstrieren. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müssten sie für den Liter Milch 50 Cent bekommen, aktuell sind es oft nur noch 27 Cent. Auf dem Odeonsplatz und vor der Staatskanzlei demonstrierten deshalb etwa 3000 Landwirte mit 500 Traktoren gegen den Verfall der Milchpreise. Lautstark forderten sie, dass die EU die Überproduktion von Milch in Europa stoppen solle. Im Landkreis Starnberg gibt es die Bio-Molkerei Scheitz in Andechs. Firmenchefin Barbara Scheitz zur aktuellen Lage:

SZ: Ist die Molkerei Scheitz auch von der Überproduktion von Milch betroffen?

Barbara Scheitz: Die Bio-Milchbauern der Andechser Molkerei sind von der aktuellen Krise nicht betroffen - ganz im Gegenteil: Aktuell sucht die Andechser Molkerei mit Anzeigen im Umkreis von 150 Kilometern um Andechs intensiv nach Milchbauern, die entweder bereits Bio-Milch erzeugen, sich bereits in der Umstellung auf Bio befinden oder sich für eine Umstellung auf Bio-Milchproduktion bereit erklären.

Sie haben Ihren Lieferanten bisher schon immer höhere Preise für den Liter Milch bezahlt. Ist das auch heute noch so?

Aktuell zahlt die Andechser Molkerei ihren Bio-Milchbauern 49 Cent pro Liter Bio-Milch, weil die Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, dass sie mit ökologisch fairen Preisen aktiv ihre Verantwortung für den Umwelt-, Klima- und Heimatschutz durch die ökologisch betriebene Landwirtschaft übernehmen. Bei einer heimischen Bio-Agrarwirtschaftspolitik, deren Umfeld von der gesamten Politik mehr als bisher als Staatsziel anerkannt und gefördert werden würde, könnten sich sicherlich noch viel mehr Verbraucher als bisher für Umweltschutz durch ökologisch erzeugte Nahrungsmittel einsetzen.

Wenn es Probleme gibt in der Landwirtschaft, rufen die Bauern zuerst nach der Politik. Wie sehen Sie das?

Natürlich ist bei der aktuellen Krise unserer heimischen konventionellen Milchwirtschaft dringend die Politik gefragt. Aus meiner Sicht wäre es jetzt dringend notwendig, allen unseren heimischen Milchbauern mit einem politisch-finanziellen Erste-Hilfe-Programm beizustehen. Doch diese Soforthilfe muss den bisherigen Fehlentwicklungen und Abhängigkeiten der konventionellen Milchwirtschaft entgegensteuern - und das wäre dann ein Sofort-Auffangprogramm für die Erweiterung unserer ökologischen Landwirtschaft. Eine solche Entwicklung würde Stabilisierung der bäuerlichen Milchvieh-Betriebe als auch der ökologischen Grundlagen unserer Heimat bedeuten.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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