Andechs:Einfach unterirdisch

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Kommunalpolitiker und Lokaljournalisten beim Schlachtschüsselessen in Andechs

Zunächst wärmen sich die Gäste mit Punsch und Glühwein vor dem Klostergasthof Andechs auf, begleitet von den Klängen der Pöckinger Weisenbläser. Einer der ersten ist am Donnerstagabend Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek, der extra seine Weihnachtsfeier verlegt hat, um das traditionelle Schlachtschüsselessen des Landkreises mit Politikern und Lokaljournalisten bloß nicht zu verpassen. Bereut hat er es nicht.

Gleich nach der Suppe legt Landrat Karl Roth mit einer fulminanten Rede los, schont nichts und niemanden. Er setzt sich auf einen "vergoldeten" Luxusstuhl und spielt auf die "Ärsche" von Gilching an. Roth streift die Vogelgrippe und wundert sich, dass die Polizei nun "blau" fahre. Den 160 geladenen Besuchern wird kräftig eingeschenkt, viele Gesichter röten sich, zudem erhält das reiche Pöcking eine "kostenlose Schuldenberatung", weil wohl 25 Millionen Euro an Gewerbesteuer zurückzuzahlen sind. Einen genüsslichen Seitenhieb kassiert natürlich das ach so geliebte Starnberg - die quasi rechtsfreie Kreisstadt, die irgendwann im Verkehr erstickt.

Da verwundert es nicht, dass längst emsige Tunnelbauer im Fünfseenland unterwegs sind, die in unterschiedliche Richtungen hacken, schaufeln und sprengen. Es ist angerichtet, die freche und geistvolle Aufführung "Starnberg unterirdisch" mit Kommunalpolitikern und Journalisten auf der Bühne beginnt. "Mit dem Tunnel geht auch nichts weiter", stöhnen Margarete Blunck (als Starnbergs Grünen-Stadträtin Martina Neubauer) und Robert Brack alias CSU-Stadtrat Stefan Frey. Das neue Dream-Team wird sofort beklatscht, das Theaterstück von SZ-Redakteur Erich C. Setzwein zündet. Das Tunnelchaos ist perfekt, als Harald Schwab als Landrat Roth in seinem Wohnort Andechs auch noch selbst anfängt, eine Röhre zu graben. "Sonst kommt hier ja keiner mehr durch." Ein weiterer Treffer ist der heftige CSU-Disput zwischen der frostigen Stefanie von Winning (Sabine Bader) und Brigitte Kössinger (Sandra Sedlmaier). Am Ende hilft nur noch das schmusige Duett von Helene Fischer (Astrid Becker) und Florian Silbereisen (Thomas Beigel) mit dem Song: "Du schaffst das schon."

Das Publikum war begeistert, zudem wurden insgesamt 3800 Euro für bedürftige Familien im Landkreis gespendet - und im nächsten Jahr wird wieder die Sau aufgetischt. Gut so.

© SZ vom 03.12.2016 / deu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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