Andechs:Das L-Problem

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Die Theaterfreunde Machtlfing führen mit "Pension Schöller" höchst amüsante Verrücktheiten auf. Ein Sprachfehler zieht sich als roter Faden durch die zunächst verzwickt erscheinende Handlung

Von Blanche Mamer, Andechs

Keine Frage, Michael Pfänder ist der Star des Abends. Als Spielleiter und Darsteller des Schauspielers Leopold Schöller, der von großen Bühnenauftritten träumt. Wäre da nicht ein kleiner Sprachfehler, der ihn seit einem Schock in der Kindheit quält: statt "l" spricht er "n". "Neopond Schönner" "stennt" er sich vor und gibt Kostproben seiner "tonnen Ronnen". Das ist zum Niederknien komisch, er stonpert nie, auch nicht über das unaussprechniche Machtnfing. Und er lacht nie.

Bei der Premiere von "Pension Schöller" im Klostergasthof Andechs begeisterten die Theaterfreunde Machtlfing die mehr als 130 Zuschauer mit ihrer Performance, sie bekamen mehrmals Szenenapplaus und am Ende tosenden Beifall. Die Komödie von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby aus dem Jahr 1890 ist ohnehin sehr witzig, die Geschichte gewinnt aber zusätzlich durch die Anspielungen an Machtlfing. Der Plot scheint nur anfangs ein wenig verzwickt: Philipp Lenzmayer (Norbert Sontheim), sehr wohlhabender Landwirt aus Machtlfing, ist mit Schwester Ulrike (Sylvia Popp) und deren Töchtern Paula (Sonja Kaindl) und Ida (Veronika Billinger) zum Einkaufstrip in die große Hauptstadt Berlin gereist. Zu gerne würde er etwas richtig Durchgeknalltes erleben, um damit daheim am Stammtisch angeben zu können. Weil er in der geerbten Villa am Tegernsee ein Nervensanatorium eröffnen will, möchte er eine "echte Berliner Klapsmühle" besuchen. Das soll ihm sein Neffe Alfred (Stefan Geiger) gegen eine finanzielle Unterstützung organisieren. Der kennt zwar keine Klapse, wohl aber die Pension Schöller, wo am Abend eine Soirée stattfindet - und das verkauft Alfred dem Onkel als offene Anstalt nach einem brandneuen Konzept.

Die skurrilen Pensionsgäste pflegen exzentrische Ticks. Major a.D. Kloss (Volker Fiedler) kann das Befehlen nicht lassen, die Schriftstellerin Sophie Malzpicher (Martina Burkhart) schreibt unter Pseudonym Liebesromane und nervt alle, der Löwenjäger Bernhardi (Robert Radtke) gibt ständig mit Abenteuern an. Die Sängerin Agatha Scheiberl (Sonja Kaindl) ist sehr von sich überzeugt, der ambitionierte Mime Schöller lernt Texte und deklamiert ständig klassische Rollen, seine aufdringliche Ehefrau Amelie (Stefani Hermanski) versucht penetrant, ihre Tochter unter die Haube zu bringen. Eigentlich könnte jeder als Verrückter durchgehen - wer normal und wer verrückt ist, scheint in diesem Dreiakter nur eine Frage der Perspektive zu sein.

Besondere Pointen entstehen durch den Einbau des Heimatortes der Theaterfreunde in die Handlung. Mehr als einmal bringt Lenzmayer sein Gegenüber mit dem Ausspruch "Die werden lachen in Machtlfing" aus dem Konzept. Interessant wird es, als die ganze Berliner Mischpoke bei ihm daheim in Oberbayern auftaucht. Mit der Auswahl des Stücks lag das Theaterteam richtig, auch bei der Besetzung passt alles. Wer für welche Rolle in Frage komme, entwickle sich beim Lesekreis, der meist schon im Frühjahr startet, erzählt der Vizevorsitzende Andreas Kaindl. In die Proben, die im August beginnen, wird viel Zeit investiert, auch in die Ausstattung. Es hat sich gelohnt, das Ergebnis ist großartig.

Weitere Termine an den beiden kommenden Wochenenden: Freitag und Samstag jeweils 20 Uhr, sonntags 18 Uhr. Telefonische Kartenvorbestellung von Montag bis Freitag, 18 bis 20 Uhr, unter 0170/926 9761.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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