Amtsgericht:Marihuana auf dem Balkon

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Gericht verurteilt Herrschingerin zu fünf Monaten Haft auf Bewährung

Von Michael Berzl, Starnberg

Sechs Cannabispflanzen auf dem Balkon, ein Krümel Hasch auf dem Wohnzimmertisch, und dann sich noch selbst die Polizei in die Wohnung holen: "Ich neige dazu, mir selbst zu schaden", erklärte eine 51-jährige Frau aus Herrsching am Donnerstag nach ihrer Gerichtsverhandlung in Starnberg. Damit charakterisiert sie nicht nur jenen Vorfall im vergangenen August, der ihr ein weiteres Strafverfahren einbrachte, sondern auch ihr bisheriges Leben, das vom Jugendalter an geprägt war von Alkoholmissbrauch. Nun wurde sie wegen Drogenbesitzes und Anbau verurteilt, diesmal zu fünf Monaten Haft auf Bewährung. Damit ist das Dutzend der Verurteilungen voll. "Es ist einfach zu viel zusammengekommen", erklärte Amtsrichter Franz von Hunoltstein. Die Strafe und vor allem die damit verbundenen Bewährungsauflagen sieht er als Hilfe an. Die 51-Jährige muss zu Drogenberatungsgesprächen gehen und 50 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten.

Die Herrschingerin hatte die Polizei angerufen, damit die Beamten ihren Ex-Freund hinauswerfen, der bei ihr übernachtet hatte. Die Frau ist schon amtsbekannt, darum rückten vorsichtshalber gleich drei Streifen aus, berichtete eine Kriminalobermeisterin als Zeugin. In der Wohnung fiel der Blick der Polizisten auch auf die Marihuana-Pflanzen auf dem Balkon, außerdem entdeckten sie Kifferutensilien wie eine Haschpfeife und eine sogenannte Bong, zudem etwa zwei Gramm Hasch, die offen auf einem Tisch lagen. All das wurde beschlagnahmt und wird eingezogen, wie das im Gerichtsdeutsch heißt. Die Angeklagte erklärte sich damit einverstanden, nur die Blumentöpfe hätte sie gerne wieder, was Richter Hunoltstein so auch ins Protokoll aufnahm. "Ich liebe doch Pflanzen so sehr", sagte die Herrschingerin.

Das Marihuana habe sie zu therapeutischen Zwecken gebraucht, beteuerte die 51-Jährige, die eine lange Alkoholikerkarriere hinter sich hat, außerdem eine ganze Reihe von Strafverfahren, Therapien sowie mehrere Aufenthalte in Suchtkliniken. "Ich bin eigentlich recht verzweifelt, Herr Richter", sagte sie. Ein weiteres Verfahren läuft noch. Dabei geht es um die zum Teil deftigen Beleidigungen, die die Herrschingerin im vergangenen August gegen die Beamten ausgestoßen hat, die sie selbst geholt hatte.

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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