Kultur:Gautinger Amigos

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Sebastian Hofmüller, Schauspieler, Schreiner und Miterfinder der Literarischen Hausbesetzungen in Gauting, vertraut bei seinem 2. Maifestival wieder auf die alternative Mischung - und auf die Hilfe vieler Freunde.

Von Gerhard Summer, Gauting

Manchmal schätzt man an Freunden Eigenschaften, die man selber hat. Die Festivaltechnik, sagt also der Schauspieler, Schreiner und literarische Hausbesetzer Sebastian Hofmüller, übernehme natürlich wieder der Kalle, also Tobias McFadden, denn der Gautinger "ist einer, der aus Nichts ganz viel macht, mit solchen Leuten kann man zaubern".

Gleiches gilt für Hofmüller selbst. Im Vorjahr hatte er die 1. Gautinger Maifestspiele aus dem Boden gestampft, 70 Stühle gekauft, selber die gruseligen Toiletten geputzt und Bands aus Berlin, Keyboarder Ludwig Seuss und Black Patti in den alten rumpeligen Bahnhof geholt. Das Abenteuer endete finanziell gnädig, jetzt folgt der zweite Streich. Und wieder setzt Hofmüller auf die alternative Mischung. Diesmal sind Coconami dabei, die Express Brass Band und das Monika Drasch Quartett, es gibt Tanz und Theater. Wie schon 2018 spielt Café Unterzucker auf, die Band des Starkbierfests am Nockherberg. Und beim Konzert der Zitronen Püppies wird Hofmüllers Frau, die Gebärdensprachdolmetscherin Simone Hofmüller, Gehörlosen die punkig rockige Konzertatmosphäre vermitteln. "Lustiger Wahnsinn", sagt der Gautinger zu seinem Festival.

Macht den alten Gautinger Bahnhof wieder zur Spielstätte: der Schauspielers Sebastian Hofmüller mit seinen zweiten Maifestspielen. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Besetzung hat ihre Gründe. Zum einen ist der bestens vernetzte Hofmüller selbst ein Musikmaniac und "Tote-Hosen-Fan wie die Hölle", zum anderen sind viele der Bands, die er engagiert hat, beim Indie-Label Trikont. Hofmüller muss also nur mit einem Booker verhandeln, Alex Friedrich, was die Sache einfacher macht. Besonders gern arbeitet er aber mit Freunden zusammen. Hedwig Rost, die mit Jörg Baesecke die "Kleinste Bühne der Welt" bildet, kennt er noch aus Schauburg-Zeiten, sie war außerdem schon bei den literarischen Hausbesetzungen dabei, die Hofmüller mit dem Schauspieler Matthias Friedrich erfunden hat. Greulix Schrank, der Schlagzeuger von Café Unterzucker, ist sein Partner bei der "Greulmüllerschen Hörspiel-Manufaktur", die Kästner-Stücke für Kinder zurechtschleift. Für die Gestaltung des Programmhefts ist Rosemarie Zacher verantwortlich, die auch die Plakate fürs Bosco-Theaterforum entwirft. Und um Verstärkung und Verkabelung kümmert sich, wie gesagt, der Kalle. Letztlich ist dieses Festival Gautinger Spezlwirtschaft im besten Sinne. Hofmüller sagt dazu: Er arbeite gern "auf einer Wellenlänge".

Unter anderem die Nockherberg-Band "Café Unterzucker" macht den alten Gautinger Bahnhof wieder zur Spielstätte. (Foto: La van Phuong/OH)

Der Gautinger, Jahrgang 1977, ist mit dem Theater aufgewachsen. Seine Mutter war Gewandmeisterin der Münchner Kammerspiele. Anselm Weber, Ende der Achtzigerjahre noch Regieassistent bei Dieter Dorn, gab ihm damals Mathenachhilfe im Theaterbüro. Doch zuerst zog es Hofmüller in die Werkstatt: Er machte eine Schreinerlehre in Stockdorf, absolvierte zwei Gesellenjahre in der Theaterschreinerei der Kammerspiele und erst danach die Schauspiel-Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. An der Schauburg arbeitete er dann drei Jahre lang unter Regisseuren wie Gil Mehmert und Peer Boysen. "Ich genieße es unglaublich, beide Berufe zu haben", sagt Hofmüller. 2015 hat er mal eine Woche lang von sieben bis 16 Uhr an den Kammerspielen geschreinert und anschließend am Gärtnerplatztheater in der Operette "Dr. Faust jun." gespielt. "Ich war danach tot, aber es hat Spaß gemacht", sagt er. Eigentlich wäre er die Idealbesetzung als Schreiner, aber in der Rolle war er bisher nur einmal im TV zu sehen, in der Serie "Weißblaue Geschichten". Die Familie ist ihm inzwischen wichtiger als der Job, er genieße es, viel Zeit mit seinen vier Kindern zuhause zu verbringen, "das ist für mich wahnsinnig viel wert."

Auch das Trio "Coconami" hat einen Auftritt bei den Maifestspielen. (Foto: Stephan Rumpf)

Infos und Karten zu dem 2. Maifestspielen vom 1. bis 19. Mai in der alten Pizzeria im Bahnhof unter www.sebastianhofmueller.de.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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