Alle Jahre wieder:Der Stern von Pöcking

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41.324 Lämpchen glimmen und funkeln um die Wette: Nikolas Heinecke hat sein Haus in ein leuchtendes Weihnachtsgebäude verwandelt.

Gerhard Summer

Das ist das Haus vom Nikolas. Es lässt sich kaum in einem Schwung zeichnen, und man kann es auch nicht vom Weltall aus sehen. Aber zur Adventszeit ist es das best beleuchtete Heim in Pöcking, vielleicht sogar in Deutschland. Wenn Nikolas Heinecke und sein Schwager Christian Zingraff nämlich ihre weihnachtliche Illumination einschalten, glüht, leuchtet und glitzert ihr verschachteltes Dreifamilienhaus fast so, als wäre es vom Himmel gefallen. Zwei überlebensgroße Schneemänner mit roten Nasen liefern sich dann eine Schneeballschlacht. Auf dem Dach erstrahlen der Stern von Pöcking, zwölf Geschenkpäckchen und der Rentierschlitten des Weihnachtsmanns. Ein Engel flattert durch den Garten, von einem zehn Meter hohen Glitzerbaum rieselt blaues, grünes und orangenes Licht wie aus einer Brause.

41.324 Lämpchen glimmen und funkeln in Pöcking um die Wette. (Foto: Sta)

41.324 Lämpchen glimmen und funkeln um die Wette, LEDs, Mikrobirnchen und Lichtschläuche. Und wer an den Adventssonntagen abends an der Beccostraße 11 vorbeikommt, erlebt sogar eine computergesteuerte Lichtshow zu Musik von Bach oder Vangelis, streng choreographiert und in verschwenderischen Farben. Die Besucher seien vom großen rhythmisch zuckenden Glühen "richtig begeistert", sagt Heinecke.

Er ist es ja auch, er gehört nun mal zu den glühenden Verfechtern des hohen Fests. "Wenn andere am Strand liegen, denke ich an Weihnachten - zehn Monate sind bei mir im Kopf Winter", sagt er. Der 41-Jährige und sein Schwager waren im Hochsommer vor zehn Jahren darauf verfallen, ihr Haus in eine schimmerndes Gesamtkunstwerk zu verwandeln. Sie saßen damals mit Heineckes Schwiegereltern beim Schweinsbraten und redeten über den Film "Schöne Bescherung" von Jeremiah S. Chechik und John Hughes. Eine Familienklamotte, die davon handelt, dass Hausherr Clark Griswold mit seinen Lieben in Ruhe Weihnachten feiern will, aber mitten im Chaos landet.

Am Ende könnte sein mit 25.000 Lämpchen verziertes Haus als Flugzeuglandebahn dienen. 25.000 Lämpchen, das gefiel Heinecke und Zingraff. Und so kamen sie auf die Idee herauszufinden, "ob man so was nicht auch in Deutschland machen kann". Die zwei wollten die Filmausstattung nicht einfach kopieren. Sie bauten ihre Objekte selbst. Der Schlitten war der erste Streich. Heinecke, der als Außendiensttechniker beim IT-Unternehmen IBM arbeitet, machte ein paar Entwürfe, kaufte Baustahl, bog daraus die Umrisse von Rentieren und Schlitten und dekorierte das Ganze mit Lichterketten.

2001 folgte das erste elektronisch gesteuerte Projekt, eine Glocke, die aus drei Bildern besteht und so den Glockenschlag vortäuscht. Und der Engel mit simuliertem Flügelschlag, das technisch bisher aufwendigste Stück, entstand 2008. Der Himmelsbote wird von einer motorgetriebenen Seilbahn in 13 Metern Höhe durch den Garten gezogen. Für den Antrieb musste einer von Heineckes Söhnen, der heute sieben Jahre alte Maximilian, sein Dreirad opfern. Anfangs versuchte noch ein Nachbar mitzuhalten. Er gab aber bald auf: "Gegen Euch hab ich halt keine Chance".

Bis jetzt haben die beiden Pöckinger 12.000 Euro in ihr Hobby gesteckt. Im Garten sind kilometerweise Kabel verlegt. Längst lockt das Lichterhaus scharenweise Gäste an. Zur jährlichen Eröffnungsparty am 1. Advent kommen 800 Leute aus dem Fünfseenland, München und Umgebung. Einmal steuerte ein italienischer Reisebus die Beccostraße an. Und die Hausherren registrieren pro Jahr 70.000 Zugriffe auf ihre Homepage (www.lichtergesindel.de). Heinecke sagt: "Es ist ein internationales Projekt." Alle Objekte haben deshalb englische Namen.

Regelmäßig werden der Techniker, der für die Entwicklung verantwortlich zeichnet und mit seinem Freund Jan Riewenherrn die elektronische Steuerung übernimmt, und der für Wartung und Aufbau zuständige Zingraff auf den Stromverbrauch angesprochen. Klar, das Klimaschutzbündnis wird an der Lichtkunst wenig Freude haben. Und natürlich gebe es Leute, die solche Illumination für Kitsch halten oder generell ablehnen. Aber so schlimm sei es nicht, sagt Heinecke: Der volle Betrieb schlage mit elf Kilowatt pro Stunde zu Buche, so viel Energie also wie für sechs eingeschaltete Heizlüfter. Zudem lasse sich der Verbrauch auf 60 Prozent reduzieren.

Einmal hat er eine Horde junger Burschen beobachtet, die abends das Haus besichtigten. Wie er das denn finde, habe ein Jugendlicher seinen Kumpel gefragt. "Total cool". Ja, habe der junge Mann gesagt, "ich hab einen kleinen Bruder, der denkt, dass der Nikolaus da drin wohnt".

© SZ vom 22.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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