Aktion gegen Rassismus:Vorbild mit Courage

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Die Herrschinger Realschule hat den Titel "Schule ohne Rassismus" erfolgreich verteidigt

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Willi, kannst du allen Anwesenden erklären, warum Rassismus keinen Sinn macht?", wurde Willi Weitzel in der Schulaula der Herrschinger Realschule gefragt.

Der Moderator der beliebten Kindersendung "Willi will's wissen" ist zwar normalerweise derjenige, der Fragen an Fachleute stellt, aber als Pate für das Antirassismus-Projekt wechselte er bei der Feierstunde zur Titelverleihung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" die Rolle. Menschen, die voller Hass gegenüber Fremden seien, hätten im Grunde Angst vor dem Fremden. Dabei seien doch alle Menschen "kleine Wesen auf zwei Beinen, die denken, sprechen und vor allem lieben können", sagte Weitzel. Den Schülern gab er mit auf den Weg, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, "egal ob schwul oder lesbisch, groß oder klein, dick oder dünn".

Vor etwa eineinhalb Jahren hatten die beiden Sozialkundelehrer Nicole Thiemann und Stefan Klobek nach einer Fortbildung begonnen, die Projektidee der bundesweiten Aktion "Courage" an der Realschule mit ihren rund 920 Schülern umzusetzen. Um den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" zu erlangen, mussten einige Kriterien erfüllt werden. Die Lehrer und Schüler erarbeiteten ein Handlungskonzept, entwickelten Initiativen gegen Diskriminierung, traten gegen Gewalt ein und werden jährlich ein Projekt zu dem Thema an der Schule organisieren. Außerdem mussten 70 Prozent der Schüler und Lehrer durch ihre Unterschrift bezeugen, dass sie die Idee mittragen. "Diese Zahl ist in Herrsching bei weitem übertroffen worden", freute sich der Landeskoordinator für das Projekt, Michael Schneider-König.

"Schule ohne Rassismus" sind in Herrsching keine leeren Worte Die Schule hat im vergangenen Jahr beispielsweise die Projektwoche unter das Motto "Unsere Wurzeln - Vielfalt ist unsere Stärke" gestellt. Das damals entstandene Banner mit den vielen bunten Handabdrücken zierte bei der Titelverleihung die Bühne. Dazu hatten die Schüler einen Film gedreht, der an diesem Abend gezeigt wurde. Hierbei waren die Herkunftsländer der Schüler auf einer großen Weltkarte markiert worden. Ein Referent von der bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus kam in die zehnten Klassen, um über "Rechtsextremismus - Antirassismus" zu sprechen und für die unteren Klassen gab es Projekte zu den Themen Mobbing und Cybermobbing. Außerdem wurde eine SOR-Gruppe (Schule-ohne-Rassismus) an der Realschule gegründet.

Ziel aller Aktionen ist, dass sich die Schüler "bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt aktiv einsetzen", betonte Schulleiterin Rita Menzel-Stuck in ihrer Ansprache. Das SOR-Team der Schule unterstrich diesen Anspruch. Auf der Bühne trugen die Schüler ihre Meinungen zum Thema Rassismus vor: "Wir müssen Minderheiten zeigen, dass sie dazu gehören", sagte ein Schüler. Eine andere meinte: "Ich finde es schlimm, andere Menschen nicht in Frieden leben zu lassen." Von den Lehrern, Mitschülern und Eltern gab es Applaus für diese klaren Worte. Jedes Jahr soll es an der Realschule nun Antirassismus-Projekte geben. "Die Arbeit geht jetzt erst richtig los", so Menzel-Stuck.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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