Abschlussfeier in Starnberg:Das sind die Preisträger des Filmfestivals

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Frauen-Parade: der Leiter des Festivals, Matthias Helwig (links außen) mit seiner Mitarbeiterschar. (Foto: Georgine Treybal)

Die Juroren und das Publikum zeichnen vorwiegend Filme aus, die sich kritisch mit Umweltverpestung, Machtmissbrauch und der Verfolgung von Minderheiten befassen. Der Hauptpreis geht an "Genesis" von Árpád Bogdán.

Von Blanche Mamer, Starnberg

Man merkt es sofort beim Betreten des blauen Teppichs vor der Schlossberghalle: Der Abschluss des zwölften internationalen Fünfseen-Filmfestivals wird eine große Feier, die Besucher sind festlicher gekleidet als bei der Eröffnung, die Frisuren schicker, die Stöckel höher. Matthias Helwig hat jedenfalls allen Grund, gut gelaunt, sogar fröhlich zu sein und den einen oder anderen Gast zur Begrüßung zu umarmen. Das Filmfest hat alle Rekorde gebrochen, erstmals muss er sich wohl nicht ums Portemonnaie sorgen.

Die aufwendige Veranstaltung startet ziemlich pünktlich, passend zum Motto Zeit, Moderatorin Marieke Oeffinger - in langer schwarzer Robe mit funkelnden Pailletten und einer Schulterpartie aus Spitze - verspricht einen spannenden Abend. Zwar seien drei Preise bereits vergeben, wie sie in ihrer Begrüßung sagt, doch es bleiben fünf, noch nicht bekannte Prämierungen. Überreicht wurden bereits der zum zweiten Mal vergebene Dachs-Drehbuch-Preis für das deutsche Roadmovie "303"; der Kurzfilmpreis bei der Dampferfahrt ging an "Realität", den Horizonte-Filmpreis, den die Evangelische Akademie in Tutzing stiftet, bekam die österreichische Produktion "Kinder unter Deck".

Der Video-Art-Preis, der nun als erster vorgestellt wird, macht sofort klar, und das bestätigt sich bei den folgenden Auszeichnungen, dass die kritischen politischen Filme am stärksten sind. In "Paradise later" geht der in Wien arbeitende Dokumentarfilmer Ascan Breuer von Josef Conrads "Herz der Finsternis" aus, um in berührenden Bildern das Leben der Allerärmsten an einem mit Unrat versauten Fluss in einer indonesischen Megacity zu zeigen. Das kapitalismuskritische Video von 2010, das bereits auf mehreren Festivals lief, habe nach nunmehr acht Jahren endlich eine Jury überzeugt, sagt Breuer und bedankt sich. Als nächstes ist der Publikumspreis, der von der Süddeutschen Zeitung gesponsert wird, an der Reihe: Erstmals gaben alle Besucher nach der Vorstellung einem Film die Bestnote. Es ist "Der Affront/The insult" von Ziad Doueiri, der auch für den Auslands-Oscar nominiert war. Er beginnt mit einer Auseinandersetzung zwischen einem gebürtigen Libanesen und einem palästinensischen Flüchtling in Beirut, die eine Kettenreaktion nach sich zieht. Gerade nicht geschafft hat es "Joy in Iran" vom Seeshaupter Walter Steffen, der eine Zustimmung von 9,7 erhielt. Beim Short-Plus-Award war die Entscheidung wieder recht knapp, so Jurorin Barbara Winkler. Gewonnen hat schließlich "Die Spieler" von Samuel Auer. Ein ähnliches Thema machte beim Dokumentarfilmpreis das Rennen: Die rein weibliche Jury entschied sich für "Playing Men" von Matjaž Ivanišin.

Die Spannung steigt, die Hauptjury tritt auf und präsentiert den wichtigsten Nachwuchsfilm. In "Perspektive Junges Kino" geht die Wahl an "Lemonade", von Ioana Uricaru, einen Film über Machtmissbrauch und den Traum von einem besseren Leben in Amerika. Und schließlich der Fünseen-Filmpreis: Nach langen Debatten hat die Jury den ungarischen Film "Genesis" von Árpád Bogdán über den Roma-Buben Ricsi gewählt. Der Regisseur strahlt vor Glück und hofft, beim nächsten Festival in Starnberg seine neue Doku zeigen zu können. Einen Verleiher hat "Genesis" bisher nicht. Zwischen den Prämierungen belustigt das Impro-Theater Herrsching das Publikum, leider etwas zu lang.

Ach ja, Festivalhund "Maggie" war nicht da. Sie war müde nach "Wackersdorf".

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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