Abriss droht:Schimmel zerstört die Buchheim-Villa

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Gisela Wunderlich und Bernt Engelmann haben einen Film über die Villa und Buchheim gemacht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das ehemalige Wohnhaus des verstorbenen Sammlers ist nicht mehr zu retten. Trotz Protesten von Feldafingern

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Die Wände einiger Räume sind bemalt, in anderen Zimmern sind sie dicht an dicht mit Schnupftabak-Dosen oder Wandtellern behängt. Dazwischen hängt ein Picasso. Neben anderen Werken bekannter Malern sind einfache, bunte Zeichnungen zu sehen. Jeder freie Winkel in der Buchheim-Villa in Feldafing ist mit Bücherregalen vollgestellt oder vollgestopft mit Sammlungen von Vasen oder Briefbeschwerern aus aller Welt. Zwischen künstlerisch hochwertigen Porzellanfiguren steht billige Massenware. Mehr als 50 Jahre hatte der 2007 verstorbene Kunstsammler Lothar-Günther Buchheim dort gelebt und gearbeitet. Jetzt soll das Haus abgerissen werden.

Die Buchheim-Stiftung will auf dem Gelände zwei Mehrfamilienhäuser errichten lassen und mit den Mieteinnahmen das Stiftungsvermögen absichern. Diese Pläne haben in Feldafing kontroverse Diskussionen ausgelöst. Auf einer Informationsveranstaltung der Gemeinde wurde ein Film über die Villa und Buchheim gezeigt, mit dem die Stiftung Bernt Engelmann und Gisela Wunderlich beauftragt hatte. Darin wird die Inneneinrichtung gezeigt, und es kommen Angestellte und Wegbegleiter zu Wort, die eine facettenreiche, aber schwierige Persönlichkeit beschreiben. Buchheim war bekannt als streitbarer Geist, sein Geiz war sprichwörtlich. Alte Briefumschläge verwendete er für Notizen. Seine Fototasche diente auch dazu, Essen zu transportieren, wenn er eingeladen war. Der SZ erzählte sein Mitarbeiter Waldemar Rejmer, alleine mit der Archivierung von etwa 80 000 Fotos werde er bis zu seiner Rente beschäftigt sein, und auch sein Nachfolger werde noch viel zu tun haben. "Er hat einen großen Teil seiner Zeit damit verschwendet, mit Leuten zu streiten. Nach seinem Tod ist eine freundliche Atmosphäre eingetreten in diesem Haus, und trotzdem fehlt er", charakterisiert sein Neffe Nikolaus Buchheim den Sammler, Buchautor, Fotografen, Maler und Verleger.

Bei der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Feldafinger, die vor 20 Jahren Buchheims Museumspläne per Bürgerentscheid abgelehnt hatten, mittlerweile Frieden mit ihrem Mitbürger geschlossen haben. Jetzt, nach seinem Tod, wünschen sie sich, dass das Ensemble erhalten bleibt. "Buchheim hätte einen Altar verdient", sagte ein Feldafinger unter dem Beifall der Besucher im vollen Bürgersaal.

Wie Bürgermeister Bernhard Sontheim erläuterte, hat die Gemeinde jedoch keine Möglichkeit, den Abriss eines Gebäudes zu verhindern, das nicht unter Denkmalschutz steht. Nachdem ein früherer Antrag auf Neubau vom Landratsamt abgelehnt worden war, soll noch im Oktober über einen neuen Bauantrag entschieden werden. Wie Museumsdirektor Daniel J. Schreiber erläuterte, wäre es viel zu teuer, die Villa zu erhalten. Die Elektrik stammt aus den Dreißigerjahren, Schimmel habe sich ausgebreitet, es haben sich Nagetiere eingenistet, und die Grafiken, die 50 Jahre lang in der Sonne hingen, zerbröckeln. Mehr als eine Million Euro müsste investiert werden, um das Gebäude instand zu setzen, aus dem schon zu Lebzeiten Buchheims alle bedeutenden Kunstwerke und Sammlungen in das Museum der Phantasie in Bernried gebracht worden sind. Dort sollen jetzt auch die Teile der Villa hingebracht und wieder aufgebaut werden, die von künstlerischem Wert sind.

Ein sinnvoller Museumsbetrieb, wie ihn sich die Feldafinger wüschen, kann nach Schreibers Meinung in der Villa nicht entstehen. Buchheims "Grüne Galerie" nebenan hatte laut Schreiber im vergangenen Jahr gerade mal 50 Besucher.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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