Abriss des Gasthofs Oberland in Stockdorf:Hausbau mit Hindernissen

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Der Unternehmer Rudolf Schmid will eine Wohnanlage mit besonders günstigen Mieten errichten. Bisher hat er aber Schwierigkeiten, eine Baufirma zu finden

Von Michael Berzl, Stockdorf

Eine Etage hoch türmt sich der Bretterhaufen neben dem Seiteneingang zum Haus Oberland in Stockdorf. Aus dem Gastraum ist lautes Krachen zu hören. Der Abbrucharbeiter Janos Bakó reißt mit gezielten Hieben seiner Spitzhacke Holzbalken von der Decke, während sein Kollege Mario Jäger mit Schwung einen weiteren Balken durchs Fenster hinaus auf die Terrasse wuchtet. Genau zwölf Jahre nach der Schließung der Gaststätte mit Fremdenzimmern beginnt nun der Abbruch des Gebäudes. Auf dem etwa 2500 Quadratmeter großen Grundstück an der Ortsdurchfahrt sollen dann zwei Mehrfamilienhäuser entstehen.

Alles muss raus: Mario Jäger (Foto) und Janos Bakó zerlegen den Gasthof Oberland. (Foto: Arlet Ulfers)

Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll der alte Gasthof abgebrochen werden, sagte Grundstückseigentümer Rudolf Schmid am Freitag der SZ. Um das Neubauprojekt zu verwirklichen, hat der Seniorchef der Stockdorfer Firma Schmid-Alarm zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Planer sind gerade mit den Details beschäftigt, im Sommer würde Schmid gerne mit den Bauarbeiten beginnen. Ob das klappt, ist aber noch fraglich, denn in der boomenden Immobilienbranche sind viele Firmen schon ausgebucht. "Bis jetzt habe ich schon fünf Absagen, aber ich bin zuversichtlich, dass das noch klappt", sagt Schmid.

Bald kommt der Abbruchbagger. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Besondere an diesen Wohnhäusern: Vereinbarungen des Grundeigentümers mit der Gemeinde und ein ausgeklügeltes Finanzierungsmodell mit Beteiligung der Regierung von Oberbayern gewährleisten, dass die Mieten deutlich unter dem am Markt üblichen hohen Niveau liegen. So soll in Stockdorf bezahlbarer Wohnraum entstehen. Ein hehres Ziel, auf das die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger immer wieder hinweist. In erster Linie sind die Wohnungen für Mitarbeiter der Firma Schmid-Alarm gedacht, die Kommune hat aber auch ein Vorschlags- und Belegungsrecht.

Die meisten Holzteile haben die Abbrucharbeiter schon herausgerissen. (Foto: Arlet Ulfers)

So wie es aussieht, kann die Gemeinde die weitaus meisten Wohnungen selbst vergeben. Grund dafür ist ein Personalproblem. "Wir kriegen fast keine Leute", sagt Schmid. Die Alarmanlagen-Spezialisten mit derzeit etwa 50 Beschäftigten könnten zwar eigentlich Verstärkung brauchen, suchen aber oft vergeblich und werden also kaum zusätzlichen Wohnraum benötigen.

Ehe der Neubau beginnen kann, muss aber erst einmal der Altbestand weg. Vor knapp 70 Jahren wurde der Gasthof gebaut, Ende 2005 hat das letzte Wirtsehepaar Renate und Franz Töllich das Lokal aufgegeben. In der Küche ist noch der Gastronomieherd installiert, im Regal hinter der Schanktheke stehen noch Schnapsgläser, darunter eine Flasche Cinzano. Auf dem Tresen liegt ein Notizblock mit Asbach-Uralt-Werbung. Und im Obergeschoss lehnen schwere Vorschlaghämmer und meterlange Brecheisen an der Wand. Ehe der Abrissbagger kommt, müssen Bakó und Mario Jäger von der Starnberger Firma Sedlmaier mit Muskelkraft schwere Vorarbeit leisten. Die Zeiten, in denen so ein Haus komplett mit der Abrissbirne abgebrochen und die Trümmer in Bausch und Bogen auf die Deponie gekippt wurden, sind vorbei. Heute ist Mülltrennung vorgeschrieben. Die Mineralfaserdämmung aus dem Dach ist schon in große weiße Kunststoffsäcke verpackt und wartet auf dem Balkon auf den Abtransport. Die Holzfußböden im Obergeschoss sind herausgerissen; zwischen den verbliebenen Balken liegt offen die Kiesschüttung. Draußen liegen die unterschiedlichen Materialien auf einzelnen Haufen. Hier die Bretter, daneben Teppiche und Gardinen. Metall und Kabel werden gesondert gelagert. Selbst größere Tapetenfetzen sollen sie getrennt deponieren, erzählt Jäger.

Wenn die Reste des alten Gasthofs abtransportiert sind, entsteht auf dem Grundstück nach den Plänen der Münchner Architekten Mann + Partner eine zweiteilige Wohnanlage mit drei Geschossen. Insgesamt 18 Wohnungen sind vorgesehen.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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