Abfallwirtschaftsverband:Herr im eigenen Haus

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Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg möchte ein eigenes Verwaltungsgebäude bauen. In Frage käme ein Areal im Gewerbegebiet der Kreisstadt. Die Gebühren bleiben aber stabil

Von Christine Setzwein, Starnberg

Mit der reinen Müllentsorgung ist es längst nicht mehr getan beim Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista). Seit Jahren schon generiert der Awista einen nicht unerheblichen Teil seiner Einnahmen aus dem Verkauf und der Wiederverwertung von Wertstoffen. Auch deshalb sind die Müllgebühren im Landkreis Starnberg seit Jahren stabil, seit 2008, um genau zu sein. Das bleiben sie auch 2015, erklärt Awista-Geschäftsführer Peter Wiedemann im Gespräch mit der SZ. Die Verbandsversammlung hat den Wirtschaftsplan 2015 so beschlossen, obwohl im kommenden Jahr mit Mindereinnahmen in Höhe von knapp 1,1 Millionen Euro geplant wird. Aber: "Kein Problem", sagt Wiedemann. In den vergangenen Jahren sei immer mehr erwirtschaftet worden als benötigt wurde.

Der Verband ist also nicht arm. Er kann investieren und seinen Mitarbeitern eine Ballungsraumzulage zahlen. Vom 1. Januar an bekommen 68 von insgesamt 94 Beschäftigten mehr Geld. Bei Vollzeit beträgt die Zulage 75 Euro pro Monat. Wiedemann ist froh, dass die Bürgermeister und Kreisräte dem zugestimmt haben. Es erleichtert ihm die Suche nach neuen Mitarbeitern. Und die wird der Verband brauchen, denn gerade die Geringverdiener leiden unter der kalten Progression. Darüber, dass es die laut Bundesfinanzministerium derzeit nicht gebe, kann der Werkleiter nur den Kopf schütteln. Durch Tariferhöhungen, Zulagen und Weihnachtsgeld hätten Mitarbeiter statt 450 Euro nur noch 220 Euro auf dem Konto. Wiedemann: "Einige wollen sich deshalb andere Jobs suchen."

4,3 Millionen Euro will der Abfallverband 2015 investieren. Allein 2,5 Millionen sind für den Kauf von Grundstücken für Wertstoffhöfe und für den Bau eines eigenen Verwaltungsgebäudes eingeplant. Nachdem sich der Kreistag auf den Seilerweg als Standort für eine Fachoberschule geeinigt hatte, sei das Baasel-Grundstück wieder frei, spekuliert Wiedemann. In Niedrigzins-Zeiten wie jetzt sei es besser, in Betriebsvermögen zu investieren, als Geld anzulegen, sagt der Geschäftsführer. 2015 rechnet er für die Spar- und Festgeldkonten nur noch mit einem Zinsertrag von 82 000 Euro.

710 000 Euro sollen 2015 in den Neubau des Wertstoffhofs Inning fließen, 500 000 in die Anschaffung neuer Sammelgefäße - sollte die Wertstofftonne kommen und den Gelben Sack ablösen. 84 000 Euro möchte der Verband für den Kauf eines Kompaktladers am Wertstoffhof Starnberg ausgeben: für den Winterdienst und die Reinigung der Fläche, zur Be- und Entladung schwerer großvolumiger Behälter. Das bedeute wiederum, dass weniger Lkw-Fahrten nötig seien. Der neue Lader soll auf alle Fälle eine schadstoffarmen Motor haben, womit Wiedeman bei einem Lieblingsthema ist: einer Abfallwirtschaft, die einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leistet. Da hat sich schon einiges getan beim Awista. Das erste eigene Fahrzeug in der Unternehmensgeschichte, ein 26-Tonnen-Lkw, der die Grüngutcontainer von den Wertstoffhöfen zur Kompostieranlage nach Hadorf transportiert, erfüllt als einziger Mülllaster im Landkreis die Euro VI-Norm.

Ein ruhiges Jahr wird 2015 wohl nicht werden für den Awista. Ein neues Abfallwirtschaftskonzept soll umgesetzt werden. Dabei wird es auch um die Monopolstellung der Firma Remondis gehen. Sie betreibt die einzige Umladestation im Landkreis. Heißt: Der Awista muss mangels Konkurrenz ständig höhere Entsorgungspreise bezahlen. "Darauf müssen wir reagieren", sagt Wiedemann.

© SZ vom 17.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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