Starkbierzeit:Fasching statt Fasten

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Nach dem Fasching ist immer auch vor dem Fasching: Im Löwenbräukeller hat Münchens narrische Zeit begonnen, die Starkbierzeit.

Astrid Becker

Eines ist nach diesem Abend klar: Nach dem Fasching ist immer auch vor dem Fasching. In München jedenfalls, zumindest beim Starkbieranstich im Löwenbräukeller, könnte man fast glauben, die Faschingszeit werde nur kurz, vom Aschermittwoch, unterbrochen und beginne sofort einen Tag später erneut.

Fasching beginnt in München erst nach dem Aschermittwoch: in der Starkbierzeit. (Foto: Foto: Haas)

Verwunderlich ist das allerdings nicht, denn schließlich wird der traditionell erste Starkbieranstich der Stadt in besagter Großgastronomie schon seit jeher von wahren Faschingsspezialisten ausgerichtet: den Damischen Rittern.

Bereits zum vierten Mal hatten sie als Stargast den "Fonsi" alias Christian Springer gebeten, über die Lage der Nation zu urteilen - zweifelsohne der Höhepunkt des Abends. Denn der "Fonsi" war diesmal so richtig grantig: "Schad' bei so einem schönen Fest." Aber Grund zur Freude gibt es ja auch nirgendwo.

Krise überall - sogar bei den politischen Aschermittwoch-Veranstaltungen, wie der "Fonsi" klagt. So habe die CSU bereits beim Einzug um 9.41 Uhr in Passau einen Sanitäter angerufen, um einen CSU-Abgeordneten zu versorgen. Auch die SPD habe einen Sanitäter geholt - aber mit der Bitte, möglichst noch viele andere mitzubringen: "Dass überhaupt ein paar Leute da sind."

Aber da sei ja auch Ministerpräsident Horst Seehofer, der gesagt habe, es sei wieder chic bei der CSU zu sein: "Was heute chic ist, wird morgen für 1,95 Euro bei Ebay verkauft." Und die Abwrackprämie erst: "Da kriegst heute 100 Euro für ein frisches Kind, und für ein altes Auto 2500 Euro."

Auch Sozialministerin Christine Haderthauer bekam ihr Fett weg: "So ein Armutsbericht, das wird halt kein Bestseller. Eher ein Ladenhüter. Man muss sich das in der Buchhandlung vorstellen: Da stehen bei den Bestsellern Hape Kerkeling, Charlotte Roches Feuchtgebiete und dann Christine Haderthauer mit ihrem Telefonbuch vom Hasenbergl."

Christian Springer, auch Mitautor der Nockherberg-Fastenpredigt, erntet von den rund 1000 Gästen tosenden Beifall. Er ist es auch, der an diesem Abend den passenden Derbleckerton trifft und dadurch ein wenig vom Faschingscharakter der Veranstaltung ablenkt. Denn das traditionelle Gespräch der beiden Frauentürme, der Auftritt der Kleeblatt-Showgirls oder auch der Chor der Turmfalken erwies sich denn doch als ein wenig arg karnevalesk. Aber das störte niemanden.

Schließlich beginnt der Fasching in München erst nach dem Aschermittwoch. Und ganz bestimmt keinen Tag früher.

© SZ vom 28.02.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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