Standortfrage:Protest gegen Konzertsaal

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Schwabinger Freie Wähler wollen Bürgerbegehren starten

Von Christian Krügel

Vor zwei Wochen jubelten Ministerpräsident und Oberbürgermeister, zudem nahezu alle Parteien im Landtag und Stadtrat: Die Staatsregierung hatte sich für einen Standort zum Bau eines neuen Konzertsaals entschlossen - das künftige Werksviertel nahe dem Ostbahnhof. Dort soll bis spätestens 2021 eine neue Philharmonie entstehen. Doch jetzt gibt es Widerstand, gar von einem Bürgerbegehren gegen den Plan der Staatsregierung ist die Rede. Die Freien Wähler im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann haben am Montag angekündigt, ein entsprechendes Bürgervotums einzuleiten. Begründung: Der "Standort hinter den Gleisen" sei " gänzlich ungeeignet, denn er isoliert den Konzertsaal anstatt ihn in die Stadt zu integrieren", so Horst Engler Hamm, Fraktionssprecher der Freien im Bezirksausschuss. Prominenter Unterstützer ist sein Kollege: Dieter Borchmeyer, Präsident der Akademie der Schönen Künste von 2004 bis 2013. Er hatte bereits vergangene Woche in einer Stellungnahme die Standortentscheidung für das Werksviertel kritisiert. "Man hat den Eindruck, dass der neue Konzertsaal möglichst abgeschoben werden soll: in ein hässliches, chaotisches Viertel abseits vom Kulturleben Münchens, eingeengt von Trivialbauten", schimpfte der Professor und Literaturwissenschaftler. In der Erklärung der Freien vom Montag heißt es zudem, der "Anweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln" sei unzumutbar, denn es sei "ein umständlicher, langer und vor allem hässlicher Fußweg erforderlich". In der Tat gibt es bisher von den Bahngleisen bislang nur einen Tunnel zum Werksviertel; Stadt und der örtlichen Bezirksausschuss fordern aber seit langem eine zweite Unterführung oder eine Brücke über die Gleise.

Dieter Borchmeyer und Horst Engler Hamm sprechen sich für einen Standort in der Mitte der Stadt aus, etwa am Finanzgarten, im Apothekerhof, und wenn das nicht geht, dann noch lieber in der Neuhauser Paketposthalle als im Werksviertel. Gleich nach Weihnachten wollen sie mit der Sammlung von Unterschriften beginnen. Rechtlich könnte ein Bürgerbegehren problematisch werden. Denn es könnte sich wohl nicht direkt gegen das Projekt richten, sondern müsste den notwendigen Bebauungsplan der Stadt verhindern. "Unsere Rechtsexperten im Landtag werden da eine Lösung finden", meint Engler Hamm. Die Unterstützung in der dortigen Freien-Fraktion scheint fraglich zu sein. Der Münchner Abgeordnete Michael Piazolo wisse von der Initiative, unterstütze sie aber nicht offiziell.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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