Stadtverkehr:Die Wege sind das Ziel

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Aktivisten entrollen einen roten Teppich auf der Elisenstraße, mit dem sie sichere Fahrspuren für Radler fordern. (Foto: Stefan Rumpf)

Ein Bündnis kämpft für einen Radl-Entscheid - nur die Fragestellung ist noch unklar

Von Thomas Anlauf

Der rote Teppich für Radler ist ausgerollt. Mitten auf der Elisenstraße, an der riesigen Kreuzung zum Altstadtring, liegt an diesem Freitag plötzlich eine rote Radspur. Es ist ein symbolischer Akt, den das Bündnis "Radentscheid München" ausgeheckt hat. Aber er zeigt, was ganz einfach und schnell umsetzbar wäre, wenn München eine Verkehrswende hin zu einer fahrrad- und fußgängerfreundlicheren Stadt kurzfristig umsetzen würde. Seit zwölf Jahren fordern Politiker verschiedener Parteien, an der bis zu sechsspurigen Trasse neben dem Alten Botanischen Garten Radspuren anzulegen. Passiert ist bislang nichts. "Es gibt in der Stadtratsmehrheit zu viele Bedenkenträger", sagt Andreas Groh vom Fahrradclub ADFC. Deshalb hat sich nun ein Bündnis aus Umweltverbänden und Parteien gegründet, um ein Bürgerbegehren für ein lückenloses und sicheres Radverkehrsnetz zu starten.

Die Chancen, dass es letztlich zu einem Bürgerentscheid kommt, stehen gut. Neben den Grünen, die seit eineinhalb Jahren ein entsprechendes Bürgervotum umsetzen wollen, sind die ÖDP, die Linke sowie ADFC, Green City und Bund Naturschutz gleichberechtigt mit an Bord. Insgesamt unterstützen bereits etwa 20 Organisationen das Bürgerbegehren, darunter das Münchner Forum und das Umweltinstitut München. Im Frühjahr soll die Unterschriftensammlung starten, derzeit wird juristisch geprüft, wie die genaue Fragestellung lauten könnte.

"Entweder wir warten ab, bis das Verkehrssystem komplett kollabiert, oder wir packen es jetzt an", sagte die Münchner Grünen-Vorsitzende Gudrun Lux am Freitag. ADFC-Sprecher Groh glaubt, dass "die Münchner Gesellschaft deutlich weiter ist" als die vorherrschende Stadtratsmehrheit. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Anteil der Radfahrer im Straßenverkehr von elf auf mittlerweile 20 Prozent gesteigert. Viele Münchner lassen ihr Auto stehen und steigen aufs Rad um, denn "60 Prozent aller Wege der Münchnerinnen und Münchner sind unter fünf Kilometern", wie Bündnissprecher Andreas Schuster von Green City betont. Mit dem Rad sei man auf dieser Distanz schneller am Ziel als mit anderen Verkehrsmitteln. Sonja Haider von der ÖDP setzt vor allem auf die Sicherheit im Straßenverkehr. Man wolle "einen Umbau der Infrastruktur erreichen, damit sich alle beim Radfahren in München sicher fühlen - von der achtjährigen Schülerin bis zum 80-jährigen Senior".

Grüne und ÖDP haben am Freitag auch mehrere Stadtratsanträge zur Sicherheit im Radverkehr eingebracht. Der Druck auf die Verwaltung und die Mehrheit im Stadtrat von SPD und CSU soll so erhöht werden. Sollte sich bis zum Frühjahr keine Bewegung bei der Verkehrswende abzeichnen, kündigen einige Aktivisten bereits kreative Aktionen im Straßenverkehr an. Denkbar wäre, einfach Fahrspuren für Radler rot zu markieren. Bislang ist das ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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