Stadtentwicklung:Puzzlespiele für jeden Stadtteil

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Münchens Kindertagesstätten sind großzügig ausgestattet - manche Familien haben aber einen weiten Weg, weil Kitas in manchen Quartieren fehlen. (Foto: Stephan Rumpf)

Kitas, Bushaltestellen und Geschäfte: München will die Infrastrukturplanung verbessern und dabei kleinteilig vorgehen

Von Dominik Hutter

Wo gibt es zu wenige Schulen und Kitas? Welche Quartiere sind nur schwer mit dem MVV erreichbar? Und wo sollte noch ein Supermarkt eingeplant werden? Die Antworten auf diese Fragen sollen künftig in speziellen Stadtteilprofilen anschaulich und im Detail dargestellt werden. Es gehe um eine "Optimierung der Infrastrukturplanung", schreibt Stadtbaurätin Elisabeth Merk in ihrer Beschlussvorlage für den Planungsausschuss am Mittwoch. Ziel sei es, eine gute Übersicht sowie mehr Transparenz zu bieten. Die Daten sollen für jedermann einsehbar sein, möglicherweise werden sie auch im Internet veröffentlicht.

Das neue Infrastrukturprogramm geht auf eine Initiative der CSU zurück, die angesichts des starken Bevölkerungswachstums ein systematischeres Vorgehen für erforderlich hält. Es gehe um eine "verdichtete kleinräumige Darstellung", betont CSU-Fraktionsvize Michael Kuffer. Bisher werde allzu oft nur auf die Gesamtstadt geschaut. Wichtig sei es aber, jedes einzelne Stadtviertel zu berücksichtigen. Kuffer stellt sich eine für jedermann nachvollziehbare Analyse der Stärken und Schwächen vor, möglicherweise ergänzt durch eine Art Ampelsystem, damit Versorgungslücken sofort sichtbar werden. "Wächst die Stadt schneller als ihre Infrastruktur, sinkt die Lebensqualität", warnt der CSU-Politiker. Die Verwaltung sei in der Vergangenheit vielfach zu zögerlich gewesen - mit dem Ergebnis, dass schon heute in manchen Quartieren ein Mangel an Kita-Angeboten und Parkplätzen, überlange Schulwege und eine schlechte Versorgung mit Geschäften zu beobachten seien. Die SPD will das Konzept mittragen. Zwar lägen keineswegs zu wenige Daten vor, so SPD-Planungssprecher Christian Amlong. Eine systematische Darstellung mache es aber einfacher, die Frage zu klären: "Was macht man wo konkret?"

Auch das Planungsreferat verweist darauf, dass der Großteil der von der CSU gewünschten Daten längst erhoben wird und auch in die Stadtplanung einfließt. Die geplanten Stadtteilprofile erleichterten aber die kleinräumige Infrastrukturplanung einschließlich der Sicherung von Grundstücken für spätere Projekte. Nach aktuellem Stand werde die Einwohnerzahl Münchens bis 2030 auf rund 1,7 Millionen ansteigen. Dies bedeute große Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt, so Stadtbaurätin Merk. Untrennbar damit verknüpft sei die Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur.

Entsprechende Programme liegen freilich auch jetzt schon vor. So ermittelt das Planungsreferat alle zwei Jahre eine detaillierte Bevölkerungsprognose plus einen Demografiebericht, in dem analysiert wird, wie sich die Altersstruktur verändert, wo besonders viele Leute von außen zuziehen und wohin umzugswillige Münchner besonders gern wechseln. Dazu kommen die Prognosen des Bildungsreferats über Schülerzahlen und den Bedarf an Kita-Plätzen. Merk plant zudem eine Fortschreibung des 2006 vom Stadtrat beschlossenen Verkehrsentwicklungsplans (VEP). Erste Workshops zum "VEP 2030+" hat es bereits gegeben.

Als Entscheidungshilfe für den Stadtrat hat das Planungsreferat bereits ein erstes, noch nicht komplettes Stadtteilprofil entworfen - für den Stadtbezirk Bogenhausen. Darin tauchen Einwohnerzahlen und -prognosen auf (knapp 84 000 im Jahr 2013, 101 000 bis 2030), Aussagen zur Sozialstruktur (ausgewogen, Ausländeranteil vergleichsweise niedrig) sowie sehr viele Zahlen zum Thema Infrastruktur auf (71 Kitas, 47 000 Autos, 274 Ärzte). Dazu kommen Zukunftsplanungen (Bebauung Prinz-Eugen-Kaserne), Besonderheiten (Trabrennbahn) und besondere Herausforderungen (Integration neuer Bevölkerungsgruppen). Grafiken zeigen, in welchen Wohnstraßen die Versorgung über- oder unterdurchschnittlich ist. Nach diesem Prinzip will Merk bei jedem der 25 Münchner Stadtbezirke verfahren.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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