Stadt am Rand:Notwendiger Einschnitt

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Landratsamt lässt in Erholungsgebieten gezielt Bäume fällen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Natur heilt sich selbst, meistens zumindest. Dort, wo Schneisen geschlagen wurden, etwa durch Sturm oder Menschenhand, wächst innerhalb kürzester Zeit Neues. Es ist zwar nicht zwangsläufig ein Baum, wenn zuvor ein solcher gefällt worden ist, vielmehr dringen Stauden oder Büsche aus dem Boden, deren Samen schon lange darauf warteten, endlich Licht und Wasser von oben zu bekommen. Wenn das hohe Wucherwerk entfernt ist, "dann explodieren sie geradezu", sagt Angela Burkhardt-Keller. Sie ist hauptamtlich bei der Kreisgruppe München im Bund Naturschutz (BN) angestellt und Referentin für den Schutz der Natur.

An diesem Vormittag ist sie zusammen mit BN-Geschäftsführer Rudolf Nützel am Feringasee in Unterföhring unterwegs. Schauen, was sich an den Ufern getan hat, seitdem großräumige Baumpflegemaßnahmen stattgefunden haben, wie das Aus- und Abschneiden von Bäumen und Sträuchern im Fachjargon heißt. Diese Arbeiten haben im vergangenen Winter und Frühling so manchen aufgeschreckt, der am See spazieren ging: An zahlreichen Stellen stapelte sich das Holz der gefällten Bäume, gerade im nördlichen Bereich, wo auch die drei Biotope liegen, waren Transportwege für das schwere Gerät der Arbeiter platt gemacht worden. Das dürfte den einen oder anderen natürlich geschockt haben, sagt Nützel und zeigt auf einen baumfreien Bereich. Dort haben sich jedoch mittlerweile viele andere Pflanzen angesiedelt; es sieht aus, als hätte dort jemand einen satt-grünen Teppich ausgerollt - Hochflor. Denn die Stauden und Sträucher stehen gut im Saft und messen teilweise schon mehr als einen Meter. Sogar ein kleiner Ahorn streckt sich in die Luft.

Laut Landratsamt sind derartige Arbeiten Routine am Feringasee und in allen anderen sechs vom Landkreis betreuten Erholungsgebieten. Derzeit werde für diese ein Baumkataster erstellt. Es dient nach den Worten von Landratsamtssprecherin Franziska Herr "zur Durchführung und Dokumentation der Verkehrssicherheitskontrollen an den Bäumen". Fachleute prüfen die Standfestigkeit, einen etwaigen Befall der Gewächse durch Krankheiten und morsche Stämme oder Äste. Auch Sturmschäden werden begutachtet. Das Kataster erstellt ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Verkehrssicherheit von Bäumen. Nach eingehenden Kontrollen ergeben sich dann Pflegeschnitte, Totholzentfernung oder Fällungen, wie es aus der Kreisbehörde heißt. All diese Maßnahmen würden zurzeit nacheinander abgearbeitet. "Zur Durchführung ist der Landkreis verpflichtet, da sich ansonsten bei eventuellen Schadensfällen eine Haftung des Landkreises ergibt", heißt es.

Wie viel die Erstellung des Katasters kosten wird, kann das Landratsamt derzeit noch nicht beziffern. BN-Naturschutzreferentin Angela Burckhardt-Keller rechnet damit, dass pro Baum fünf bis zehn Euro fällig werden. Bei vielen tausend Bäumen in den sechs Erholungsgebieten, um die sich der Landkreis kümmert, eine erkleckliche Summe. Trotzdem ist es aus Sicht des BN eine sinnvolle Investition für ein funktionierendes Nebeneinander von Naturschutz und Erholungsnutzung im Münchner Ballungsraum.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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