Stadt am Rand:Ende der Subventionierung

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Der FC Unterföhring erhöht die Mitgliedsbeiträge massiv. Der Verein begründet das mit steigenden Anforderungen

Von Stefan Galler, Unterföhring

Eigentlich geht es recht beschaulich zu im Vereinszentrum an der Bergstraße in Unterföhring. Doch seit der Mitgliederversammlung Ende Februar dieses Jahres herrscht beim FC Unterföhring, in Teilen der Fußballabteilung, erhebliche Aufregung. Der Grund dafür ist die drastische Erhöhung der Jahresbeiträge, die bei der Zusammenkunft beschlossen worden ist: Künftig zahlen aktive Erwachsene bei dem Verein 200 Euro anstatt wie bisher 96 Euro. Der Beitrag für Kinder wurde von 60 auf 160 Euro nach oben geschraubt. Nach Informationen aus den Reihen des neu gegründeten Fördervereins stimmten von 65 anwesenden Vereinsmitgliedern 47 dafür, zehn votierten dagegen, acht enthielten sich.

Dem Vernehmen nach haben zahlreiche Eltern, die sich ursprünglich im Förderverein engagieren wollten, diese Bereitschaft wegen der Beitragserhöhung zumindest vorerst zurückgezogen. "Das ist ein Hammer, ich bin fast vom Stuhl gefallen", sagt die Mutter eines Jugendspielers. Sie räumt jedoch ein, "dass wir im Vergleich zu anderen Vereinen viel zu günstig" gewesen seien.

In diese Richtung argumentiert auch der FCU-Vorsitzende Franz Faber: "Seit Jahren haben wir durch den Verein den Jugendfußball in höchstem Maße subventionieren müssen. Wir haben 17 Jugendteams, keines davon trägt sich finanziell." Nicht zuletzt, weil es so gut wie keinen Verein gab, der weniger an Mitgliedsbeitrag verlangt als der FC Unterföhring. Franz Faber rechnet vor, dass eine Jugendmannschaft mit 20 Kindern bisher 1200 Euro an Beiträgen bezahlt hat. "Und dann stellen wir fest, was ein Trainer kostet, das kann nicht funktionieren."

Der FC Unterföhring schließt durch die Erhöhung jetzt zu anderen Vereinen im Landkreis auf: So verlangt der FC Deisenhofen 180 Euro für Erwachsene und 144 Euro für Kinder; der VfR Garching für Kinder über zwölf Jahren sogar 200 Euro (35 Euro Grundbeitrag und 165 Euro Abteilungszuschlag).

Beim SV Lohhof dagegen muss man als Mitglied nur 84 Euro (Erwachsene), beziehungsweise 123 Euro (Kinder) bezahlen. Beim SV Heimstetten werden einheitlich 96 Euro im Jahr an Beiträgen fällig, beim FC Aschheim kostet ein Jahr Mitgliedschaft in der Fußballabteilung gar nur 65 Euro (Erwachsene), beziehungsweise 50 Euro (Kinder). Am teuersten ist das Kicken beim TSV Grünwald, hier bezahlen Kinder 246 Euro und Erwachsene 264 Euro; heftig sind die Preise im Zwergerl-Bereich unterhalb der G-Jugend: 376,80 Euro Jahresbeitrag.

Laut dem Präsidenten des FC Unterföhring seien die Anforderungen der Eltern in den letzten Jahren gestiegen: "Als ich noch in der Jugend kickte, war meinen Eltern nur wichtig, dass ich um 18 Uhr zum Essen daheim war, in alles andere haben sie sich nicht eingemischt", sagt Franz Faber. Das sei heute anders: "Die Kinder sollen perfekt gefördert werden, aber das ist eben nur bei einem extra bezahlten Trainer möglich. Die Eltern wollen bei allem mitreden, auch wenn sie selbst gar nicht Mitglied sind." Und deshalb werde er sich auch von seinem Kurs nicht abbringen lassen: "Wir haben 560 Mitglieder, nur denen bin ich Rechenschaft schuldig."

Mehr oder weniger versteckte Vorwürfe, die Erhöhung solle vor allem der ambitionierten ersten Mannschaft zugute kommen, die in der Bayernliga spielt, weist der Vereinsvorsitzende Franz Faber zurück: "Wir finanzieren den Spielbetrieb durch Förderer und Sponsoren. Außerdem ist eine so erfolgreiche erste Mannschaft eine Zeiterscheinung, aber in der Jugend wollen wir Kontinuität aufweisen", hebt er hervor.

Bleibt die Frage, ob die Verantwortlichen durch die hohen Beiträge nicht vielleicht sogar die Mitgliederzahlen drosseln wollen, um den beschränkten Kapazitäten an der Bergstraße Tribut zu zollen. "Wir wollen möglichst alle Kinder aufnehmen, die bei uns Fußball spielen wollen. Damit folgen wir ja auch einem sozialen Auftrag der Gemeinde", sagt Franz Faber. Es sei festzustellen, dass immer mehr Kinder aus der Landeshauptstadt München kommen, weil jenseits der Landkreisgrenze auf den Bezirkssportanlagen die Trainingsbedingungen deutlich schlechter seien.

Dazu kämen noch Flüchtlinge, die auf den Plätzen übten: "Es ist eng, aber wir haben es immer noch gut im Griff", so Franz Faber. Am Dienstag trifft er sich mit Sprechern der Elternschaft, um über die Mitgliedsbeiträge zu reden. "Ich bin mir sicher, ich kann ihnen meinen Standpunkt klarmachen. Das dauert keine Viertelstunde", ist sich der FCU-Vereinsvorsitzende sicher.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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