Stadt am Rand:Die Kehrseite

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Eine Abfuhr erteilen: Müllberge bei AR Recycling in Hochbrück. (Foto: Florian Peljak)

Bei AR Recycling in Hochbrück haben mehrmals Müllberge gebrannt - vermutlich, weil zu viel Abfall gelagert wurde. Jetzt machen die Behörden Druck

Von Gudrun Passarge, Garching

Ein kleiner Plüschbiber kullert langsam den Haufen runter und bleibt neben einer kaputten Gießkanne liegen. Müll, so weit das Auge reicht. Bänder rattern, Maschinen schütteln und zerkleinern, Bagger greifen in die bunten Berge und beladen Container. Ein normaler Tag bei AR-Recycling in Hochbrück. Der Betrieb war zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil Müllberge brannten. Inzwischen haben mehrere Begehungen stattgefunden, dem Betrieb liegt eine Liste mit Mängeln vor, die es zu beheben gilt. "Wenn wir das erledigt haben, dann sind wir für die Zukunft gerüstet", sagt Alexandra Gürster, die Tochter des Geschäftsführers Michael Klotz und Entsorgungsfachbeauftragte des Betriebs.

Zwischen November und Februar mussten die Feuerwehren aus Hochbrück und Garching mehrmals ausrücken, um Abfallhaufen zu löschen. Brandursache, so eine der Vermutungen, sei die große Menge an Müll gewesen, der hohe Druck habe eine Selbstentzündung verursacht. Georg Gürster, verantwortlich für die Kundenbetreuung, sieht jedoch noch andere mögliche Ursachen: "Zum Beispiel, dass falsches Material drin war". Jörg Spennemann, Leiter der Abteilung Umwelt und Verkehrsrecht im Landratsamt, bestätigt diese Aussage. "Bei solchen Entsorgungsbetrieben können Brände immer wieder vorkommen." Es reiche eine Batterie, die Funken schlägt. Das Brandproblem wollen die Stadt Garching, der Landkreis und der Betrieb jetzt entschieden angehen. Das wird jedoch nicht über eine vorgeschriebene Mengenbegrenzung passieren. Ein solcher Versuch war zuletzt in der Amtszeit der Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) vom Gericht gekippt worden. "Das Gericht hat dafür keine Rechtsgrundlage gesehen", berichtet Abteilungsleiter Spennemann.

Allerdings biete der "vorbeugende und abwehrende Brandschutz" Hebel, um dem Betrieb Auflagen zu machen. Gemeinsam mit dem Hochbrücker Feuerwehr-Chef David Ward haben die Vertreter der Stadt Garching und des Landratsamtes den Betrieb genau untersucht. "Es wurden Mängel festgestellt und schriftlich benannt", berichtet Rainer Belm, der im Garchinger Rathaus unter anderem für Feuerbeschau zuständig ist. Er geht davon aus, dass AR solche Forderungen wie etwa Löschmonitore nach neuestem Stand der Technik, eine erweiterte Brandmeldeanlage oder ausreichende Vorhaltung von Sonderlöschmitteln sukzessive umsetzen wird. Zusätzlich haben die Behörden weitere "ganz schnell Erfolg versprechende Maßnahmen" gefordert. Belm spricht von regelmäßigen Kontrollen, derzeit im Wochenturnus, und von "einigermaßen einvernehmlichen" Gesprächen. Sollte der Betrieb die Forderungen nicht umsetzen, so könnte die Stadt eine entsprechende Anordnung auf Grundlage der Verordnung zur Verhütung von Bränden erlassen. Geschäftsführer Klotz betont, dass der Betrieb großes Interesse habe, Brände zu verhindern und fasst die Forderungen der Behörden so zusammen: "Verbesserung der Technik und geschultes Personal."

Doch der Brandmüll wird noch eine Weile auf dem Gelände liegen bleiben, denn dieser Müll sei "andienungspflichtig", wie Georg Gürster sagt. Das bedeutet: Der Abfall muss an eine städtische Müllverbrennungsanlage geliefert werden, "aber die haben Revision". Erst im April werde man einen verlässlichen Lieferplan bekommen.

Die Garchinger interessiert bei AR noch ein zweites Thema. Zwischen dem Betrieb, der seinen Sitz seit 1980 in Hochbrück hat, und der Stadt gab es jahrzehntelang ein "Gentlemen-Agreement", wie Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) berichtet. Die Garchinger durften ihren Sperrmüll kostenlos bei AR abgeben, dafür durfte der Betrieb seine Abwässer kostenfrei in die Kanalisation leiten.

Diese Zeiten sind vorbei. Das Landratsamt untersagte solche Geschäfte, seit Januar 2015 muss die AR Recycling GmbH für ihre Abwässer zahlen. Und seit Oktober 2015 verlangt AR Gebühren für den Sperrmüll. Alexandra Gürster berichtet von ergebnislosen Gesprächen mit der Stadt, um doch noch eine Basis für eine Zusammenarbeit zu finden. So stellte sich AR vor, eine Art Wertstoffhof für die Garchinger anzubieten, also die Praxis der vergangenen Jahre fortzuführen.

Dabei ist Garching, wie Gräfelfing auch, sowieso mit AR verbandelt. Der Entsorger hat eine Ausschreibung des Landkreises für Sperrmüll und Altholz aus diesen Kommunen gewonnen und somit landet dieser Müll in jedem Fall auf dem Hof des Unternehmens.

Bürgermeister Gruchmann bestätigt die Gespräche und macht vor allem die Preisvorstellungen der Firma für das Scheitern verantwortlich. "Man kann wohl davon ausgehen, dass das Vertrauensverhältnis durch die Brandfälle auf dem AR-Gelände stark beschädigt ist", sagt der Bürgermeister.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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