Staatsanwaltschaft ermittelt:Vorwürfe gegen Olympiapark-Chef

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Für viele Münchner ist der Olympiapark eine wahre Freizeitoase: vorne der Kleine Olympiasee, im Hintergrund der Olympiaturm und das Zeltdach des Olympiastadions. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Kein Profi-Fußball, keine Winterspiele, kein Geld: Der Olympiapark steckt in einer schwierigen Phase. Ausgerechnet jetzt nimmt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Park-Chef Ralph Huber auf - es geht um die Vermietung von Räumen und ein privates Familienfest.

Von Bernd Kastner und Silke Lode

Olympiapark-Chef Ralph Huber steht im Verdacht der Untreue. Die Staatsanwaltschaft München bestätigte Informationen der Süddeutschen Zeitung, wonach gegen Huber ein Ermittlungsverfahren laufe. Es gehe zurück auf eine Anzeige der Stadt München. Am vergangenen Donnerstag wurden Büro- und Privaträume Hubers durchsucht. Olympiapark-Sprecher Arno Hartung bestätigte das Verfahren und betonte, dass sich die Vorwürfe nicht gegen die Olympiapark GmbH richteten, sondern allein gegen deren Geschäftsführer. Dieser wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern, betonte aber, konstruktiv an der Aufklärung mitarbeiten zu wollen.

Nach SZ-Informationen war zu Jahresbeginn bei der Stadt eine anonyme Anzeige eingegangen, die offenbar von einem Olympiapark-Insider stammte. Darin sollen angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten Hubers so detailliert geschildert worden sein, dass die Stadt die Anzeige an die Staatsanwaltschaft weiterleitete. Man war sich wohl sicher, dass es sich nicht um üble Nachrede handle.

Familienfest zum Sparpreis?

Laut Peter Preuß, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bezögen sich die Untersuchungen auf fünf unterschiedlich gelagerte Fälle, mehrere in Zusammenhang mit Veranstaltungen im Olympiapark. So habe Huber womöglich bei der Vermietung von Räumen keinen ordnungsgemäßen Mietvertrag abgeschlossen und damit zu wenig eingenommen. Auch soll er einen Auftrag für ein Catering nicht wie vorgeschrieben ausgeschrieben haben, sodass die Olympiapark GmbH womöglich zu viel für das Essen bezahlt habe.

Olympiapark-Chef Ralph Huber beim Festakt zur Eröffnung der Kleinen Olympiahalle in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Sogar ein privates Familienfest in den Räumen des Olympiaparks wird von den Ermittlern unter die Lupe genommen: Hat Huber dafür zu wenig an seine Firma überwiesen? "Ob er sich auch selbst bereichert hat, kann derzeit noch nicht gesagt werden", sagt Preuß. Die Begründung für den Durchsuchungsbeschluss basiert allein auf dem Verdacht der Untreue, also der Schädigung der Firma.

Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD), dessen Referat den Olympiapark betreut, wollte sich am Montag mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht zu den Vorwürfen äußern. Auch Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die dem Aufsichtsrat der GmbH vorsitzt, sagte nichts. Sie informierte lediglich die Aufsichtsräte kurz, dass ein Ermittlungsverfahren gegen Huber laufe.

Schwere Zeiten für den Olympiapark

Die Vorwürfe gegen Huber treffen den Olympiapark in einer schwierigen Phase. Mit dem Umzug des Profi-Fußballs in die Allianz-Arena hat der Park nicht nur an Lebendigkeit verloren, sondern auch seine wichtigste Einnahmequelle. Große Hoffnungen verband die Gesellschaft deshalb mit der Bewerbung um Olympische Winterspiele, musste aber auch hier eine Niederlage einstecken.

Nach 40 Jahren sind zudem die Bauwerke renovierungsbedürftig. Auf fast eine halbe Milliarde Euro schätzt die Stadt die Sanierungskosten für die nächsten 20 Jahre. Verantwortlich sind die Stadtwerke, doch die holen sich das Geld über Pachterhöhungen vom Olympiapark zurück. Immer wieder kommt es auch zu unangenehmen Pannen bei den Bauarbeiten - so musste die Olympiahalle im vergangenen Jahr doppelt so lang wie geplant gesperrt werden, nämlich 20 Wochen.

Entsprechend groß sind daher die Anforderungen an Huber, der seit vier Jahren Geschäftsführer des Olympiaparks ist und 2011 ein Jahresgehalt von 158 000 Euro bezog. Mit attraktiven Events soll er den Betrieb finanzieren, zugleich wächst aber die Kritik an der Verramschung und Kommerzialisierung des Parks. Zwischen Huber und Reiter knirscht es deshalb gewaltig. Ein Kündigungsgrund sind solche atmosphärischen Störungen sicher nicht. Das könnte aber anders aussehen, wenn sich der Verdacht der Untreue bewahrheitet.

© SZ vom 23.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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