Squash:Riesin im Randsport

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Deisenhofens Saskia Beinhard dominiert die Juniorenturniere in Deutschland nach Belieben. Selbst bei den Erwachsenen findet die 15-Jährige kaum Konkurrenz. Doch die Diskrepanz zur Weltspitze ist enorm: Ihr Sport hat keine Lobby

Von Daniel Siebenweiber, Oberhaching

Ihr Trainer mag keine Talente. Solche, denen der Erfolg zufliegt, ohne dass sie dafür schuften müssen. Saskia Beinhard vom Squash-Club Deisenhofen würden viele als Talent bezeichnen. Sie führte schon mit 14 Jahren die deutsche Nachwuchs-Rangliste an - bei den unter 19-Jährigen. Mit 15 wurde sie im vergangenen Jahr bayerische Meisterin bei den Frauen. Doch für ihren Trainer Uli Brennstuhl ist Beinhard kein Talent, im Gegenteil. Sie sei ein "Antitalent", sagt Brennstuhl.

Um das klarzustellen: Brennstuhl meint das positiv. Während er über sie spricht, beobachtet er seine Schülerin durch die Glasscheibe des Squash-Courts. Beinhard schlägt den kleinen Gummiball kraftvoll gegen die Stirnwand, ihre Trainingspartnerin muss sich weit strecken, um den Ball zu erreichen. Brennstuhl springt von seiner Bank auf und ruft durch die Scheibe: "Genau so will ich das sehen!"

"Sie ist ein Ausnahmetalent", sagt ihr Bundestrainer

Beinhard und Brennstuhl sind seit vielen Jahren ein eingespieltes Team. Er bezeichnet sie als "unglaublich harte Arbeiterin", die schon früh genau gewusst habe, was sie will. Sie habe nicht die besten körperlichen Voraussetzungen mitgebracht, sagt Brennstuhl. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen trainierte sie als Elfjährige stundenlang immer wieder den gleichen Schlag, bis er ihren hohen Ansprüchen genügte. Die Akribie im Training zahlt sich aus. "In Deutschland gewinnt sie alles", sagt Brennstuhl stolz und meint damit: die Turniere in ihrer Altersklasse. "Sie ist ein Ausnahmetalent", sagt ihr Bundestrainer Oliver Pettke.

Die Zehntklässlerin lebt für ihren Sport, den sie "einfach cool" findet. Wenn sie von der Schule nach Hause kommt, geht es oft gleich weiter ins Training. Zusammen mit ihrer Mutter wohnt Beinhard nur wenige Minuten von der Halle entfernt. Der kurze Anfahrtsweg ist eine kleine Erleichterung bei sechs bis acht Trainingseinheiten pro Woche. "Ohne Squash wäre mir todeslangweilig", sagt Beinhard, die momentan "nichts anderes machen will". Außer Schule natürlich, die sie 2017 mit dem Abitur abzuschließen plant.

Logische Berufswahl: "Ich will unbedingt Profi werden", sagt Saskia Beinhard. "Ohne Squash wäre mir todeslangweilig." (Foto: Robert Haas)

Wenn internationale Turniere anstehen, war Trainer Brennstuhl bislang immer dabei. Auch während der Spiele gibt er ihr praktische, taktische Hinweise. Im Dezember hat Beinhard so die Swiss Junior Open gewonnen. Doch im englischen Sheffield wartete Anfang Januar der bestbesetzte Wettbewerb des Jahres: die British Junior Open. Junge Talente waren dafür eigens aus Ägypten angereist, dort ist Squash Nationalsport. Andere kamen aus den USA, Peru und Malaysia. Beinhards Traum von einer guten Platzierung platzte schon nach dem ersten Spiel. "Ich war sehr deprimiert", sagt sie, obwohl sie in dieser Saison schon fünf Turniere gewonnen hatte. In Sheffield unterlag sie der Nummer zwei Europas und hätte wegen des K.o.-Modus anschließend bestenfalls noch 17. werden können. Am Ende landete sie auf Rang 24.

Die Frauen-Bundesliga wurde vor Jahren eingestellt

"Solche Erfahren sind für sie sehr wichtig", meint Uli Brennstuhl. Im ersten Training nach der Rückkehr war Beinhard noch motivierter als sonst. Denn in Sheffield hat sie Gleichaltrige gesehen, die "richtiges Squash" spielen, wie Beinhard es nennt. Anders als in Deutschland ist Squash in England sehr populär. Beinhard war begeistert von den vielen Zuschauern und Medienvertretern, die sich um die Courts tummelten. "Die Leute dort wissen über Squash Bescheid", sagt Beinhard - anders als in Deutschland, soll das wohl heißen. Hierzulande ist Squash eine Randsportart. Bei den Frauen gibt es seit einigen Jahren nicht mal mehr eine Bundesliga. "Im Damen-Bereich sind wir sehr schlecht aufgestellt", sagt Rainer Müller, Vizepräsident des Deutschen Squash-Verbandes. Trotz allem sagt Beinhard: "Ich will unbedingt Profi werden."

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Am Samstag muss sie nach Waiblingen. Dort findet ein Junioren-Ranglistenturnier statt, das letzte für Beinhard in dieser Saison. Solche nationalen Nachwuchswettbewerbe sind für sie mittlerweile nervige Pflichtaufgaben. Sie ist klare Favoritin und spürt deswegen "hohen Druck", jedes Spiel gewinnen zu müssen. Am liebsten würde sie sich nur international mit den Besten ihres Alters messen, wie bei den French Junior Open Ende Februar. Wenn sie davon spricht, leuchten ihre Augen.

Es wird ein besonderes Turnier werden, denn zum ersten Mal wird sie ohne ihren Trainer Uli Brennstuhl, nur mit einer Freundin anreisen. "Das wird sehr spannend", sagt Saskia Beinhard und freut sich auf das Abenteuer, selbst verantwortlich zu sein. Wie ein ganz normaler Teenager.

© SZ vom 15.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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