Squash:Kleiner Anreiz

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Kehrt Deisenhofen den Rücken: Niklas Becher, der künftig nahe seines Trainings- und Studienortes Augsburg für den Königsbrunner SC spielt. (Foto: Claus Schunk)

Der SC Deisenhofen hat nächste Saison womöglich zwei Bundesliga-Teams.

Von Sebastian Winter, Oberhaching

Offenbar haben sie nun wieder Geschmack an der ersten Liga gefunden, nach diesem desaströsen Saisonstart. Deisenhofens Squasher hatten ja nach dem Aufstieg in ihren ersten Wochen im Oberhaus im vergangenen Herbst gleich mal sechs Minuspunkte kassiert wegen eines Formfehlers, ihr englischer Profi Joel Hinds hatte keine gültige Schiedsrichterlizenz gehabt. Doch am vergangenen Wochenende, an dem Deisenhofen mit Spielen gegen den Ersten Stuttgart und den Zweiten Königsbrunn die Saison beschloss, holte der SC zwei Unentschieden - auch weil Hinds sich in bestechender Form zeigte.

Vorletzter ist der Klub aus dem Münchner Süden trotzdem geblieben, auch ohne den Formfehler hätte es die Mannschaft um Kapitän Thomas Müller nur auf den drittletzten Platz geschafft. Doch die wichtigste Aussage trafen Spieler und Verantwortliche erst Anfang dieser Woche, womöglich noch unter dem Eindruck der zwei erhebenden Remis gegen die Spitzenklubs: "Wir spielen auch nächste Saison wieder erste Liga", sagt nun Deisenhofens Präsident Michael Lankes.

Lange Zeit war das nicht klar gewesen, wie so oft in diesem Randsport, in dem die Spieler zwar Prämien für ihre Einsätze bekommen, aber in der ersten Liga nicht annähernd davon leben können. Sie betreiben Squash als zeitintensives Hobby neben dem Beruf oder Studium. Der Etat Deisenhofens beträgt beispielsweise SC-Finanzvorstand Michael Hildebrandt zufolge gerade einmal 10 000 bis 12 000 Euro. Spitzenvereine wie Paderborn kämen auf weit mehr, aber auch die von Hildebrandt geschätzten 60 000 Euro sind ein vergleichsweise bescheidenes Budget.

Deisenhofen dürfte seinen Etat auch für die kommende Saison nicht signifikant vergrößern können, aber die Mannschaft wird ihr Gesicht dennoch ein wenig ändern. Niklas Becher, der in Augsburg trainiert und studiert, wechselt ins nahe gelegene Königsbrunn, was schon länger sein Wunsch gewesen war. Für ihn sind Lankes, Hildebrandt und Cheftrainer Uli Brennstuhl auf der Suche nach einem Ersatzmann. Außerdem soll ein Ausländer verpflichtet werden, der dann im Wechsel mit dem Weltranglisten-92. Joel Hinds, der auch viele internationale Verpflichtungen hat, spielen könnte. Die Rede ist offenbar von Alex Ingham, Weltranglisten-132. und ein Landsmann von Hinds. Der Stamm um Kapitän Müller, Armin Hameed und Christofer Kendall-Torry soll zudem gehalten werden. "Nur Prügelknaben wollen wir nicht sein", sagt Coach Brennstuhl schon mal vorsorglich.

Deisenhofen kann der im vergangenen Jahr eingeführten dreigleisigen Bundesliga viel abgewinnen. Die Fahrten sind nicht mehr so lang, außerdem sei das Niveau gestiegen, finden die SC-Verantwortlichen. Und doch sind sie in einem ständigen Zwiespalt: "Es ist kein Geld da im Verband, der Anreiz für die Spieler fehlt", sagt Lankes, außerdem müsse der Sport immer noch mit dem Klischee leben, sehr verletzungsträchtig und ungesund für die Knochen zu sein. "Obwohl das längst viele Studien widerlegt haben", wie Lankes sagt.

Während sich Deisenhofens Männer trotz schwieriger Rahmenbedingungen schon auf nächste Saison freuen, stehen den Frauen wichtige Wochen bevor. Saskia Beinhard und ihre SC-Kolleginnen sind vor ein paar Tagen Bayernliga-Meister geworden und haben sich für die Team-DM im Mai qualifiziert. Da es wegen fehlender Klubs keine Bundesliga gibt, müssen sie von Herbst an trotz ihres Erfolgs aber wohl wieder Bayernliga spielen.

Allerdings gibt es offenbar Bestrebungen einiger Vereine, Erstliga-Mannschaften zu formen, neben Deisenhofen sind das laut Coach Brennstuhl vor allem Paderborn, Frankfurt und Würzburg. Ein Brief des Initiators Paderborn soll die Deutsche Squash Liga bereits erhalten haben, entschieden ist aber noch nichts. Für Deisenhofen eröffnen sich dadurch ganz neue, attraktive Perspektiven: plötzlich ganz unverhofft gleich zwei Bundesligisten unter einem Dach zu haben.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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