Squash:Kleine Unaufmerksamkeit

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Deisenhofens Squasher stürzen wegen eines Formfehlers vom ersten auf den letzten Platz

Von sebastian winter, Oberhaching

Dominik Markgraf hat am vergangenen Samstag eigentlich eine schöne Geschichte geschrieben. Der 15-jährige Schüler hat zum ersten Mal für Deisenhofens Squasher in der ersten Liga gespielt, ausgerechnet in Worms, gegen eines der stärksten Teams der Liga. Markgraf, das größte Talent Deisenhofens im männlichen Jugendbereich, gewann sein Spiel mit 3:0 Sätzen. Es war zugleich Deisenhofens einziger Sieg in Worms. Die Mannschaft war ohne ihre Nummer eins Joel Hinds, der wie geplant auf der Profitour unterwegs war, sowie die grippekranken Tobias Aufenanger und Kevin Pubantz nach Rheinland-Pfalz gereist und entsprechend chancenlos. Immerhin holte Deisenhofen in seinem Sonntagsspiel zu Hause gegen die Squash-Devils Stuttgart ein Unentschieden.

Aber darum geht es in diesen Tagen gar nicht bei den SC-Squashern, und leider auch nicht um die schöne Geschichte von Dominik Markgraf. Es geht eher um die Frage, wie es sein kann, dass Deisenhofen nach dem zweiten Spieltag mit zwei Siegen Tabellenerster war - und nun, nach dem vierten Spieltag, mit einem Unentschieden und drei Niederlagen Letzter ist. Diese Geschichte hängt nun wiederum mit Hinds zusammen, ausgerechnet jenem Mann, der am Wochenende gar nicht da war.

Deisenhofen hätte Hinds am ersten Doppelspieltag nämlich gar nicht einsetzen dürfen, weil er nicht ordnungsgemäß lizenziert war. Hintergrund ist, dass Squash-Spieler ihre Partien selber pfeifen, dazu benötigen sie alle eine Schiedsrichter-Lizenz. Ausgenommen von diesem Zwang sind lediglich die wenigen Profis der Liga, wie Joel Hinds. Für diese muss vor Saisonbeginn allerdings ein entsprechender Antrag an den Verband geschickt werden. Es ist eine reine Formalie - doch die hat Deisenhofen zu erledigen versäumt. Daher wurden dem Team die Punkte des Doppel-Spieltages gegen Heilbronn und Kempten vom Verband aberkannt. Die Wertung lautete jeweils: 0:3 Punkte, 0:4 Spiele, 0:12 Sätze, 0:132 Einzelpunkte. Das bedeutete den Absturz vom ersten auf den letzten Platz, auf dem Deisenhofen trotz des Unentschiedens vom vergangenen Wochenende bleibt. Kemptens Spielführer hatte den Oberschiedsrichter übrigens von diesem Versäumnis in Kenntnis gesetzt - und damit das ganze Drama erst ans Licht gebracht. "Unsere Schuld, klar", räumt Deisenhofens Präsident Michael Lankes ein, doch zugleich ist er wütend auf den Verband: "Es geht denen gar nicht um den Sport, sondern nur um ihre seltsamen Regeln. Die Jungs machen diesen Sport für nichts, höchstens eine minimale Aufwandsentschädigung. Und werden dann so bestraft."

Deisenhofens Profi Joel Hinds hatte am ersten Doppelspieltag keine gültige Bundesliga-Lizenz, weswegen dem SC nun beide Siege aberkannt wurden. (Foto: Claus Schunk)

Lankes versteht nicht, warum die Funktionäre bei einem Spieler wie Hinds, der seit Jahren für Deisenhofen antritt und in der Szene bekannt ist, keine Ausnahme machen könnten. Zumal es für den Squashclub im Falle des Engländers das erste Versäumnis dieser Art gewesen sei. Andererseits gibt es für diese Dinge nun einmal Regeln, und außerdem verdient der Profi Hinds mehr Geld als seine Teamkollegen mit Amateurstatus. Gerade bei ihm sollte sein Klub also um so mehr auf die Einhaltung solcher Formalien achten.

Deisenhofens Saisonziel, die Teilnahme an der Meisterschaftsendrunde, ist durch den extrem unnötigen Fauxpas in fast unerreichbare Ferne gerückt. Zweiter müssten die SC-Squasher in ihrer Südstaffel werden, um zumindest an der Relegation für das Final-Four-Turnier teilzunehmen. Letzter sind sie nun. Immerhin: Das Hinds betreffende Formular haben sie mittlerweile nachgereicht. Damit dem SC ein erneuter Lapsus beim nächsten Einsatz nicht wieder passiert.

© SZ vom 11.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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