Zweitligisten im Münchner Umland:"Volleyball ein bisschen groß machen"

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Wahlmänner, Werbefiguren, Kreuzfahrer und Nutznießer: die Planungen der vier Zweitligisten.

Von Sebastian Winter, München

Vor etwas mehr als einem Monat haben die Volleyballer ihre Zweitligasaison beendet, für die vier Klubs aus der Region lief sie eher wolkig als heiter - bis auf Grafings Männer, die fast ihren Titel verteidigten. Nach einer Phase des Durchschnaufens ist es Zeit, kurz zurück- und vor allem nach vorne zu blicken, denn die Planungen für die nächste Saison sind schon ziemlich weit. Alle eint jedenfalls ein Ziel: Mehr Aufmerksamkeit für Volleyball zu gewinnen am West-Nord-Ost-Südrand Münchens.

TSV Grafing (Platz 2)

Grafings Männer haben eine schlimme Saison hinter sich - wenn man ihre vorherige Spielzeit als Maßstab nimmt. 2018 waren sie ja zum ersten Mal überhaupt Meister. Nur aufsteigen konnten und wollten sie wegen fehlender Halle und Strukturen nicht. Und in diesem Jahr? Zweiter hinter Eltmann. Oje. Na ja, unzufrieden sind sie mit diesem Ergebnis nicht, im Gegenteil. "Superzufrieden" war TSV-Trainer Alexander Hezareh sogar, Manager Johannes Oswald formuliert es etwas weniger euphorisch: "Ich bin zufrieden, auch wenn Eltmann am Ende einen Tick konstanter war als wir."

Das kann man so stehen lassen und insgesamt festhalten, dass die Ansprüche der Grafinger steigen - nach Platz zehn 2015 und zweimal Rang neun im Anschluss haben sie sich nun in der Spitze etabliert. Um dort zu bleiben, wollen sie die Stammsechs halten, allerdings hören Dominik Dreyer (berufliche Gründe) und Michael Wehl (wird Vater) auf. Tim Noack (Indonesien) kehrt frühestens in der Rückrunde zurück, Felix Langer gibt weiter den Back-up. Schlüsselspieler wie Außenangreifer Julius Höfer, der etwas weniger trainieren, dafür aber eine Art Mentor für junge Spieler werden will, Zuspieler Fabian Wagner und Außenangreifer Benno Voggenreiter dürften bleiben. Diagonalspieler Michael Zierhut beginnt sein Referendariat und muss sehen, wo er dort geografisch landet und wie sich das mit Volleyball verbinden lässt.

Außerdem soll mehr Nachwuchs ins Team wachsen, im Auge hat Hezareh Talente wie Felix Broghammer, Korbinian Hess, Florian Krenkel und Moritz Schnödt. Sie sind gerade mit Grafing II in die Regionalliga aufgestiegen. Auch sonst läuft es gerade ziemlich gut für die TSV-Junioren, die U16 wurde vor knapp zwei Wochen als erste Jugendmannschaft der TSV-Volleyballer deutscher Meister, die U20 gewann DM-Bronze. "So hat unser langfristiges Projekt einen guten Nährboden", sagt Oswald, der die im Schnitt knapp 500 Heimzuschauer noch steigern und "ein, zwei zahlungskräftige Sponsoren" angeln will - immerhin ist der Zweitligist seit dem Sommer 2018 ja eine GmbH. Zugleich weiß Oswald: "Wir sind halt doch nur Amateure." Auf ihre Halle warten die Amateure auch weiterhin, aber im März 2020 ist ja Wahl in Grafing und im Landkreis. Bis dahin hat Oswald, stellvertretender Sprecher der Grünen im Stadtrat und Mitglied im Sportausschuss, noch viel Zeit, die Werbetrommel zu rühren.

Alpenvolleys Haching II (Platz 8)

Roy Friedrich, 32, dreimaliger DVV-Pokalsieger, Kapitän von Hachings Volleyballern. (Foto: Claus Schunk)

Eric Paduretu hat zuletzt mit seinen Qualitäten im Sand geworben, der Alpenvolleys-Zuspieler gewann den Beachvolleyball-Cup in Augsburg, bei Sauwetter, wie sein Vater und Geschäftsführer des TSV Unterhaching betonte: "Die Mannschaft mit besseren Scheibenwischern hat letztlich gewonnen." Ansonsten hat Alpenvolleys-Kapitän Roy Friedrich eine Mittelmeer-Kreuzfahrt gemacht, Mallorca, Korsika, Barcelona, Rom. Seinen Vertrag hat der Mittelblocker und dreimalige Pokalsieger auch verlängert, wie Eric Paduretu, Blocker Benjamin Thom, Außenangreifer Alexandru Zahar und Libero Aleksandar Milovancevic. Außenangreifer Simeon Topuzliev und Dimitrov und Diagonalspieler Simeon Hristiyan gehen zugleich, vor allem letzterer ist ein herber Verlust. Braucht's nur noch einen Trainer für den zurückgetretenen Jürgen Pfletschinger, der nach nur einem Jahr die Segel strich. Vom Kreuzfahrer und Kapitän gibts auch gleich ein Anforderungsprofil: "Der Teamspirit hat bei uns gefehlt, und gerade die jungen Spieler bei uns müssen mit stärkerer Hand geführt werden", sagt Friedrich. Eine Saison, in der die Alpenvolleys II noch kurz vor Schluss in Abstiegsnöten waren, brauchen sie so schnell nicht mehr. Aber vielleicht schaffen sie es ja im nächsten Jahr, Talente an ihre Profimannschaft abzugeben. Das hat bislang in eher überschaubarem Maße funktioniert.

TV Planegg-Krailling (Platz 12)

Planegg-Kraillings Mittelblockerin Carolin Zach. (Foto: Claus Schunk)

Sie waren Vorletzter, abgestiegen, und das am Ende ihrer ersten Zweitligasaison. Doch für Aufsteiger Planegg-Krailling gab es nun ein Happy End. Anfang dieser Woche hat die Liga ihm mitgeteilt, dass er doch noch ein weiteres Jahr bleiben darf. Denn ausgerechnet der längst feststehende Zweitliga-Meister VC Offenburg steigt nicht etwa in die erste Liga auf, sondern versucht mangels Geld den Neustart in Liga drei - und ist damit automatisch zweiter Absteiger. Planegg nimmt nun dessen freien Platz ein. "Ich bin auf jeden Fall erleichtert", sagt Trainer Sven Lehmann, der allerdings ohnehin seit einiger Zeit für die zweite Liga plant, weil Offenburgs Rückzug schon vor Monaten feststand.

Allerdings kann Lehmann dort nicht mit Außenangreiferin Romy Hagn (Karriereende), Mittelblockerin Caroline Kohlmeyer (beruflich nach Landshut) und Zuspielerin Stefanie Rudolf (unbekannt) planen. Dafür bleiben Carolin Zach, Lisa Baumgartner, Diana Hübner und Ines Turner, die eigenen Talente Ann-Kathrin Stichlmair und Kira Böhm, beides Zuspielerinnen, rücken ins Zweitligateam. Für 2019/2020 möchte Lehmann seine Spielerinnen "lockerer" sehen, "außerdem war der Außenangriff unsere größte Baustelle". Nicht zuletzt möchte Planegg mit der neuen Teammanagerin Stefanie Mehnert "die Eventisierung vorantreiben: Also mehr coole Shows, vielleicht ein Maskottchen, wir wollen Volleyball ein bisschen groß machen in der Region", sagt Lehmann.

SV Lohhof (Platz 7)

Der Klub aus dem Norden hat schon bessere Zeiten erlebt. Zehn Spiele gewonnen, 14 verloren, das ist jetzt nichts, mit dem man groß Klinken putzen kann. Aber der Werbeeffekt der Liga hält sich ohnehin in Grenzen, siehe Offenburg. Lohhof hingegen plant weiter mit Liga zwei - und mit Kontinuität: Die Verträge mit Trainer Patrick Sprung und Co-Trainer Lars Hohensee wurden ebenso verlängert wie jene mit Athletiktrainerin Elena Kiesling und Scout Fabian Zeitler. Auch drei Spielerinnen sind fix: Mittelblockerin Laura Müller (Motto: "Über so viele Mannschaften wie möglich drüberfahren") bleibt, die Sonthofer Außenangreiferinnen Lilian Engemann, 19, und Nikola Ziegmann, 20, kommen.

Über die jungen Neulinge freut sich Sprung, zumal der eigene Nachwuchs derzeit schwächelt (die U18 wurde DM-Neunter, die U20 DM-Elfter). Allerdings freute er sich überhaupt nicht über die Form der Wechsel. Denn Sonthofen hatte sie vor ein paar Tagen bekannt gegeben, ohne Rücksprache mit Lohhof - auch die Verträge waren da noch nicht unterschrieben, wie Sprung betont. Engemanns Wechsel hängt zudem davon ab, ob sie einen Studienplatz in München bekommt. Ansonsten hofft Sprung auf mehr Angriffswucht und eine neue Zuspielerin. Denn Lisa Keferloher, vom Team mit dem werbeträchtigen Titel "schönste Augen der Liga" gekürt, fiel fast die ganze Saison aus, die Bandscheibe, Stefanie John musste durchspielen. Apropos Saison: Sprung, erst seit einem Jahr im Amt, sieht sie "unterm Strich positiv, wir haben unser Spiel schneller gemacht und auch Top-Mannschaften geschlagen". Jetzt müssen sie nur selbst wieder eine Top-Mannschaft werden.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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