Zweitligist München-Ost im Volleyball-Pokal:Rollentausch

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"Für uns ist das ein großes Zuckerl": Loraine Henkel, 1,90 Meter lange Mittelblockerin in Diensten von München-Ost, freut sich auf das Duell mit Münster. (Foto: Claus Schunk)

Der Volleyball-Aufsteiger München-Ost fremdelt noch mit der zweiten Liga. Das Pokal-Achtelfinale in eigener Halle gegen den Profiklub USC Münster kommt da wie gerufen - gerade weil es kein Duell auf Augenhöhe ist

Von Sebastian Winter, München

Dass das Reisen nicht nur schön und aufregend, sondern auch ziemlich anstrengend sein kann, das erfahren die Zweitliga-Volleyballerinnen der DJK Sportbund München-Ost gerade am eigenen Leib. Am Sonntag mussten die Aufsteigerinnen wieder so einen Marathon bewältigen, nach Bad Soden am Taunus. Fast 1000 Kilometer hin- und zurück, noch dazu an einem Tag, weil die Münchnerinnen finanziell nicht gerade üppig ausgestattet sind mit ihrem Etat von 50 000 Euro. Zwischendurch haben sie auch noch Volleyball gespielt und immerhin einen Punkt im Hessischen geholt, aber doch 2:3 (25:22, 21:25, 17:25, 25:20, 9:15) verloren. Am Ende ist der Mannschaft von Trainer Bastian Henning schlicht und einfach der Saft ausgegangen, "obwohl wir das Spiel mit 3:1 hätten gewinnen müssen", wie Henning sagt. Es fehlte auch die Konzentration, was aber verständlich ist bei diesen Aussichten.

Denn an diesem Mittwoch treffen die Münchnerinnen im Achtelfinale des DVV-Pokals auf den Erstligisten USC Münster, einen der ganz großen Namen im deutschen Frauen-Volleyball. Und auch wenn die besten Zeiten des neunfachen deutschen Meisters und elfmaligen Pokalsiegers vorbei sind (zurzeit ist Münster Ligafünfter, die letzten Titel datieren aus dem Jahr 2005), ein Saison-Höhepunkt ist die Partie für die DJK-Mannschaft allemal. Zumal sie nicht einmal reisen müssen, sondern die USC-Profis in eigener Halle (19.30 Uhr, Gymnasium Trudering) erwarten. "Das wird ein Highlight, zumal wir erst in die zweite Liga aufgestiegen sind und jetzt schon gegen einen Erstligisten spielen", sagt Münchens Libera Nadine Raß.

Das Pokalspiel gegen Münster kommt den Frauen um Kapitänin Sabrina Karnbaum gerade recht, denn nach drei Aufstiegen in Serie sind sie noch nicht so richtig angekommen in der zweiten Liga. Der Klub aus Ramersdorf-Perlach, der neun neue Spielerinnen verpflichtet hat, ist Vorletzter, ziert nach fünf von 24 Spieltagen also einen Abstiegsplatz. "Momentan ist noch alles neu für uns, in der Rückrunde werden wir viel stärker sein", glaubt Karnbaum. Das Spiel gegen Münster sei für sie im Gegensatz zum Ligaalltag "einfach zum Genießen. Wir müssen uns vornehmen, da nicht aus der Halle gefegt zu werden".

Womöglich kann der Mannschaft ja Loraine Henkel ein paar gute Tipps geben, wie man gegen einen so renommierten Erstligisten wie Münster spielt. Die 27-jährige Mittelblockerin war sieben Jahre lang in der deutschen und französischen Profiliga aktiv, mit den Roten Raben Vilsbiburg wurde sie deutscher Meister und Pokalsieger. Münster ist die 1,90 Meter lange Henkel damals öfter begegnet, meist mit dem besseren Ende für die Raben. "Megageil, für uns ist das ein großes Zuckerl", sagt Henkel, die Münsters 17-malige Nationalspielerin Sarah Petrausch noch aus gemeinsamen Vilsbiburger Zeiten kennt - und sich schon auf das Wiedersehen freut.

Henkel, die mit Herrschings Zuspieler Tobias Neumann liiert ist und in einer Unternehmensberatung nahe des Münchner Hauptbahnhofs arbeitet, hatte eigentlich vor zwei Jahren aufgehört mit Volleyball. Doch nun hilft sie München-Ost mit ihrer Erfahrung, wie auch Jennifer Schräder, die einst in Münster mehrere Jahre in der Zweitliga-Reserve gespielt hat. Der Einsatz von Schräder (Bauchmuskelzerrung) ist allerdings fraglich, auch Carolin Lauche (Knieprobleme) muss noch bangen.

10 000 Flyer haben Münchens Volleyballerinnen verteilt, die Halle soll voll werden, auch wenn die Chancen auf den Viertelfinal-Einzug für das Heimteam quasi nicht existieren. Denn Münster, das bereits am Dienstag anreisen wollte, ist gespickt mit Profis, im Kader sind fünf Ausländerinnen, darunter Außenangreiferin Michala Kvapilova: Die 32-malige tschechische Nationalspielerin gewann 2012 die Europaliga und wurde vergangene Saison in Diensten des SC Potsdam Topscorerin der ersten Liga. Mit Münster feierte sie gerade erst drei Siege in Serie, das jüngste Opfer hieß am Freitag: Vilsbiburg. Loraine Henkel hat das vernommen, aber sie sieht das Duell gegen Münster mittlerweile eh aus einer anderen Perspektive: der des Underdogs.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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