Youth League:Zauder-Fußball

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Dem Nachwuchs des FC Bayern München fehlt in der Youth League am Dienstag gegen Ajax Amsterdam vor allem die Entschlossenheit vor dem Tor. Nach dem Remis ist nun das Weiterkommen gefährdet.

Von Christoph Leischwitz, München

Ob sich Louis van Gaal und Uli Hoeneß wirklich über das Wiedersehen gefreut haben, sei dahingestellt. Am Dienstagnachmittag, Stunden vor dem Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Ajax Amsterdam, trafen in der Halbzeit des Youth-League-Spiels zwei ältere Herren aufeinander, die sich beim Wiedersehen wahrlich herzlich anlächelten. Als van Gaal Cheftrainer in München war, war Hermann Gerland sein Co-Trainer, heute leitet er das Nachwuchs-Leistungszentrum.

In der zweiten Halbzeit saß der 67-jährige Gast in der obersten Reihe der Haupttribüne und sah, wie auch der U19 der Niederländer ein Achtungserfolg gegen Bayern gelang, ein glückliches 2:2 - das sich die Bayern zum Großteil selbst zuzuschreiben hatten. Trainer Sebastian Hoeneß schüttete wutentbrannt den Rest aus jener Wasserflasche auf den Rasen, aus der er während der Partie mehrmals nervös genippt hatte.

Es gab keinen offiziellen Grund für van Gaals Besuch auf dem Campus. Er bekleidet kein Amt bei Ajax, ist zurzeit als möglicher Nationaltrainer Irans im Gespräch. Und doch wirkte seine Anwesenheit wie ein Omen. Immerhin ist er der letzte Trainer der Bayern, dem es gelang, Spieler aus der eigenen Jugend so gut ins Profiteam zu integrieren, dass sie zu Leistungsträgern wurden, Thomas Müller und David Alaba etwa. Damit es bald wieder so sein wird, wurde der Campus eben auch gebaut.

Das Spiel am Dienstag stellte auf diesem Weg eher einen Rückschritt dar. Nach dem 0:3 im ersten Gruppenspiel bei Benfica Lissabon ist nach dem Remis zu Hause das Weiterkommen schon gefährdet. "Die Punkte, die wir heute abgegeben haben, tun extrem weh", sagte Sebastian Hoeneß. Es half auch nicht, dass gleich fünf Spieler aus dem U-23-Kader zum Einsatz gekommen waren, Spieler also, die schon einige Erfahrung im Erwachsenenfußball haben. Zwar agierten die Bayern über weite Strecken dominant, hatten die Gäste bis auf zwei, drei Chancen gut im Griff, zumindest zwischen der dritten und der 89. Minute. Allerdings fielen die Gegentore in der zweiten (Noa Lang) und der 90. Minute (Sven Botman). "Ich finde, es war heute trotzdem eine Mannschaftsleistung zu sehen", sagte Hoeneß, auch wenn viele der Spieler schon länger nicht zusammen trainierten hätten. Es müsse aber auch das Ziel sein, jenen "Jungs, die oben anklopfen, die Chance zu geben", bei solchen Spielen dabei zu sein.

Vor dem Tor fehlte es dem Team an Kaltschnäuzigkeit. Unmittelbar nach dem Ausgleich durch Lars Lukas Mai (59., Kopfball nach Ecke) hätte Münchens Niederländer Joshua Zirkzee das Spiel drehen können, legte aber unnötig quer. In der 70. Minute traf dann Meritan Shabani aus kurzer Distanz ins Netz, aus einem Gewusel heraus, das nur entstanden war, weil die Münchner zuvor einen konsequenten Abschluss verpasst hatten. Es gebe mehrere Kandidaten, die "torgefährlich auftauchen und nicht zum Abschluss kommen", sagte Hoeneß. Falls man das aus diesem Spiel lerne, habe das sicher etwas Gutes.

In der Junioren-Bundesliga reichen die Leistungen bislang, zuletzt gewannen die Bayern 2:0 beim hoch gehandelten VfB Stuttgart und stehen auf Platz zwei. Die U17 von Miroslav Klose, der am Dienstag 20 Meter entfernt von van Gaal saß, ist Tabellenführer. International läuft es nicht wie gewünscht. Trainer Hoeneß ließ während der Partie am Dienstag mehrmals Frust ab, bis der vierte Offizielle sagte: "Schrei mich noch einmal an und du kannst das Spiel von oben gucken!" Hoeneß hätte neben Louis van Gaal Platz nehmen können.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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