WWK Volleys Herrsching:Backmischung mit veränderter Rezeptur

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Herrschings Volleyballer starten mit einer 2:3-Niederlage in Bühl in die Bundesliga-Saison. Der eine Punkt sei nicht schlecht, angesichts einer 2:0-Satzführung aber zu wenig, sagt Libero Tille.

Von Katrin Freiburghaus, München

Die neue Bundesliga-Saison begann für die WWK Volleys Herrsching am vergangenen Samstag mit einem dieser Ergebnisse, mit denen man gut leben könnte - wenn man nicht dabei gewesen wäre. Einen Punkt nahmen Max Hausers Erstliga-Volleyballer vom 2:3 (25:18, 25:22, 19:25, 18:25, 13:15) in Bühl mit auf ihre nächtliche Heimreise, und das wäre nach der insgesamt durchwachsenen Vorbereitung im Grunde in Ordnung gewesen. Herrsching hatte wochenlang ohne seinen ersten Zuspieler Johannes Tille trainiert, der an einer Knieverletzung laborierte, und musste zudem kurzfristig kompensieren, dass Zugang Artem Sushko seine Koffer gleich wieder eingepackt und den Klub gegen eine Ablöse in finanziell lukrativere Destinationen verlassen hatte.

Was das Ergebnis allerdings schwer verdaulich machte, war der Umstand, dass von diesen Unwägbarkeiten in Bühl zwei Sätze lang gar nichts zu sehen gewesen war. Herrsching ging jeweils früh, im ersten Durchgang zudem sehr hoch in Führung und war den Hausherren klar überlegen. "Wir haben in den ersten beiden Sätzen sehr konzentriert gespielt und genau das, was wir wollten", sagte Hauser. Probleme bei der Feinabstimmung fielen aufgrund guter Aufschläge und einer soliden Annahmeleistung nicht allzu stark ins Gewicht. Zudem gab Leon Dervisaj einen überzeugenden Einstand auf der Zuspielposition; der 22-Jährige vertrat Johannes Tille, der zwar spielen, aber noch nicht springen durfte und deshalb lediglich Kurzeinsätze absolvierte. In der kommenden Woche soll Tille wieder das komplette Training absolvieren.

So knapp: Libero Ferdinand Tille zeigt es an. (Foto: Oryk Haist/imago)

Nach zwei Sätzen war es mit der Herrschinger Souveränität jedoch vorbei. Das habe auch damit zu tun gehabt, dass sich die zu Spielbeginn fahrigen Gastgeber ab dem dritten Durchgang gefangen hätten, analysierte Hauser. Doch Bühl produzierte nicht nur deutlich weniger Eigenfehler, sondern zwang Herrsching mit starken Aufschlägen auch seinen Spielrhythmus auf. Hausers Team hatte nun große Probleme in der Annahme und kam kaum noch zu aussichtsreichen Angriffsmöglichkeiten. Herrsching wirkte wie jemand, der aus einer Sackgasse zurückgedrängt wird und zwar engagiert, aber eben auch vergeblich versucht, einen Ausweg zu finden.

Bühl zog in den Durchgängen drei und vier früh davon und gab den Vorsprung dann nicht mehr her. Im fünften Satz sah es lange danach aus, als hätte Herrsching zu seiner Souveränität vom Spielbeginn zurückgefunden. Bis zum 12:12 lagen die Gäste stets vorn, dann aber kam wie bereits in den Sätzen zuvor Hektik auf. "Ein Punkt in Bühl ist nicht schlecht, aber so, wie das Spiel gelaufen ist, hätte ich gerne mindestens zwei mitgenommen", sagte Libero Ferdinand Tille. Auch bei Hauser überwog zunächst der Ärger, "weil ich schon finde, dass wir hätten gewinnen sollen". Allerdings räumte er ein, dass sein Team "so konstant eben noch nicht gewesen" sei.

In den Sätzen drei bis fünf hatten sich insbesondere in Annahme und Feldabwehr viele kleine Abstimmungsprobleme gezeigt, die Tille aber als "zu Saisonbeginn ganz normal" einstufte. Er weiß, wovon er spricht: Er hatte sich mehrmals vor heranstürmenden Kollegen in Sicherheit bringen müssen, die sich nicht darauf verlassen mochten, dass er den Ball längst im Visier hatte. Den späten Wechsel Sushkos nach Südkorea wollte Tille dafür jedoch nicht verantwortlich machen. Nachverpflichtung Humberto Machacon sei bereits bestens integriert.

Trotz unerwarteter Wechsel gefällt Trainer Hauser, "wie wir schon als Team performen"

Hauser nahm die kurzfristige Veränderung weniger gelassen. "Wenn man so einen Kader zusammenstellt, hat das was von einem Kuchenrezept", man könne "nicht einfach die Menge an Zucker und Salz verändern, das schmeckt dann nicht mehr". Abgefedert werde der Effekt allerdings dadurch, "dass wir in diesem Jahr ohne Stars auskommen". Es rage niemand aus dem Mannschaftsgefüge heraus. Das sei atmosphärisch sehr angenehm, betonte Hauser. Darüber hinaus sinkt die Anfälligkeit des Herrschinger Spielkonzepts bei Ausfällen. Hauser war deshalb trotz des ersten Frusts erfreut darüber, "wie wir schon als Team performen". Denn womöglich gelingt Herrsching auf diesem Weg ja auch mit abgewandeltem Rezept ein ähnlich schmackhafter Kuchen wie in den vergangenen Jahren.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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