Abstiegsrelegation in der Bayernliga:Erst mal an den Gardasee

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Fachsimpeln mit dem Edelfan: BCF-Trainer Stier (li.) im Gespräch mit Edmund Stoiber. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach dem 5:0 gegen Landsberg lässt sich Wolfratshausens Trainer Stier als Retter feiern. Er gönnt sich jetzt erst einmal vier Tage Familien-Urlaub in Italien.

Von Christian Bernhard, Wolfratshausen

Eine letzte Ansage an seine Spieler hatte Marco Stier noch parat. Falls einer mit dem Gedanken spiele, vorzeitig nach Hause zu gehen, könne er gleich seinen Spielerpass abholen, sagte der Trainer des BCF Wolfratshausen lachend. Dann ging auch er in die Kabine - glücklich und zufrieden. 5:0 hatte der BCF am Samstag in der zweiten Relegationsrunde gegen den TSV Landsberg gewonnen, der Bayernliga-Klassenerhalt ist perfekt. Manchmal, sagte Stier, "wird man auch als Trainer überrascht". Ihn jedenfalls habe überwältigt, was er gesehen hatte. Bereits nach 50 Minuten war die Partie entschieden, der BCF ließ nach dem 1:1 im Hinspiel zu keiner Sekunde einen Zweifel am Sieg aufkommen. Der Trainer sprach vom besten Spiel unter seiner Führung, das Jona Lehr (3.), Maximilian Moll (40.), Angelo Hauk (50.), Sebastian Schnabel (55.) und Gilbert Diep (74.) mit ihren Treffern veredelt hatten.

Lehr stand noch neben der Tartanbahn, während alle anderen BCF-Spieler schon in der Kabine waren. "Wir sind einfach wahnsinnig froh, dass wir jetzt Ruhe haben", sagte der 26-Jährige. Lehr ist seit 2013 im Verein, er hat in den vergangenen Jahren einige Aufs und noch mehr Abs mitgemacht. Für ihn war es die letzte Saison, er will sich nun auf seine berufliche Karriere konzentrieren. Als Nichtabstiegsheld ließ sich Stier feiern. Der Ex-Profi hatte die Mannschaft im September übernommen, als sie nach sieben Niederlagen und nur einem Sieg Tabellenletzter war. Er führte den BCF noch auf Platz 14, am Ende fehlte gar nur ein Punkt zum direkten Klassenerhalt. Nach einem Freilos in der ersten Relegations-Runde blieben gegen Landsberg keine Fragen offen, die letzten sieben Saisonspiele brachte der BCF ohne Niederlage über die Bühne.

Die im Winter personell verstärkte Mannschaft sei zu Beginn ein "zusammengewürfelter Haufen" gewesen, sagte Lehr, in den vergangenen fünf Wochen aber sei sie zusammengewachsen und habe dann sehr überzeugenden Fußball gespielt. Stiers Anteil daran war groß. Schon in den Jahren zuvor sei großer Druck auf der Mannschaft gelastet, betonte Lehr - Stier habe viel davon herausgenommen. "Das hat er gut gemacht", findet der Offensivspieler. Trotz der schwierigen Situation habe im Training gute Stimmung geherrscht. Stier spricht rückblickend von einer sehr schwierigen Situation, "chaotisch hoch zehn" sei es gewesen. Aber er hatte sich bewusst darauf eingelassen. "Ich bin ein Typ, der gerne Risiko geht." Der 33-Jährige ist nicht nur sehr selbstbewusst, sondern auch sehr ehrgeizig. Er sah das Projekt als Chance für sich, denn er möchte in das Profigeschäft zurück. "Da ist es für meine Vita nicht so schlecht, dass ich so was hier gerissen habe."

Nächste Saison ist er aber weiterhin in Wolfratshausen, dann soll der BCF eine deutlich ruhigere, nicht mehr so turbulente Spielzeit hinlegen. Stier glaubt, dass sein Team dann "nicht so heftig" gegen den Abstieg spielen wird, "wir sind gefestigter", sagt er. Zu hoch will er aber nicht ansetzen. Es werde wieder schwer, prognostiziert er, "Hochkaräter" wie Lehr seien in der Bayernliga nicht zu ersetzen. Auch Hiroki Kotani verlässt den BCF, der Japaner geht laut Stier nach Garching. Neu ins Team kommen dafür Marian Knecht (Jetzendorf), Ivan Vidovic (Ismaning), Anto Bonic (Phönix München) und der Pöckinger Emanuel Endl.

Stürmer Hauk, dessen Zukunft noch ungewiss ist, soll bleiben. "Der tut mir das nicht an, uns zu verlassen", sagte Stier lachend, "ich bin sein Freund." Der Trainer gönnt sich jetzt erst einmal vier Tage Familien-Urlaub am Gardasee, dann gehören seine Gedanken wieder dem BCF: Bereits am 13. Juni beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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