Wolfratshausen bezwingt Schlusslicht :Leichte Fehlerneigung

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„Einen mit seiner Erfahrung kannst du überall hinstellen“: Der ehemalige Profi Barbaros Barut brachte den BCF als hängende Spitze in Führung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der abstiegsbedrohte BCF fährt drei wichtige Zähler gegen den SC Oberweikertshofen ein. Weil auch die Konkurrenz punktet, währt die Freude kurz.

Von Andreas Liebmann, Wolfratshausen

Philipp Bönig ist ein mitfühlender Mensch. Am Samstag bekam es der Trainer des BCF Wolfratshausen obendrein mit einem Gegner zu tun, mit dem er besonders gut mitfühlen konnte. Denn das Schlusslicht SC Oberweikertshofen erinnerte ihn ein wenig an das eigene Team. "Sie spielen einen guten Ball, aber das wussten wir vorher", lobte Bönig den Auftritt der Gäste in diesem Duell, in dem sein ebenfalls abstiegsbedrohtes Team einen immens wichtigen 3:1-Sieg feierte. Oberweikertshofen habe es ihnen schwer gemacht, urteilte er, sie oft vor Probleme gestellt, mit Dario Tomic als "Dreh- und Angelpunkt" - auch das hätten sie vorher gewusst. Letztlich sah Bönig beim Gegner in verschärfter Form all das, was er gelegentlich auch im eigenen Ensemble beobachten muss: "Wenn man lange unten drin steht, hat man kein Spielglück, und dann kommen individuelle Fehler dazu."

Mit wechselndem Personal strampelt ja auch der BCF schon seit Jahren gegen den Abstieg. Nach einem wichtigen Sieg vor Wochenfrist gegen Olching hatte er unter der Woche in Landsberg gezeigt, dass er auch in der Landesliga keineswegs gefestigt ist, dass die Spieler jederzeit in der Lage sind, sich die eigene Leistung mit ein, zwei fahrigen Ballverlusten kaputt zu machen, und diese Ballverluste und Schlampigkeiten zeigten sich am Samstag auch gegen Oberweikertshofen - nur dass die gebeutelten Gäste, die zurzeit von Spielertrainer Ömer Kanca angeleitet werden, daraus weniger Kapital schlugen als zuletzt Tabellenführer Landsberg. Dabei hatte Wolfratshausen gut angefangen, mit einer Kopfballchance nach wenigen Sekunden durch Kerem Tokdemir. Doch nach zehn Minuten des frühen Pressens und zielstrebiger Angriffe ließ der BCF nach - und den Gegner spielen. Er konnte von Glück sagen, dass seine Anführer im Angriff sich von den plötzlichen Fehlern nicht anstecken ließen. Mitten in die aufkommende Hoffnung der Gäste legte der ballsichere Kapitän Jona Lehr einen Querpass auf Barbaros Barut, der in Torjägermanier seinen Fuß hinhielt zur Führung (28.). Der 36-jährige Ex-Profi Barut war erst im Winter gekommen, danach wegen muskulärer Probleme wieder ausgefallen, nun werde er "immer fitter", sagte Bönig. In Wolfratshausen gibt der ehemalige defensive Mittelfeldspieler eine hängende Spitze, als die er Lehr nicht nur in der Offensive entlastet, sondern gleichzeitig in der Rolle, alle Erwartungen der Mitspieler und Fans auf sich alleine zu bündeln. "Jemanden mit seiner Erfahrung kannst du überall einsetzen, er hält die Bälle, erkennt Situationen und weiß genau, wann er zu welchem Lauf ansetzen muss", lobte der ehemalige Profi Bönig den Routinier, der nicht viel jünger ist als er selbst.

Die zweite Halbzeit begann so, wie es Bönig in der Pause gefordert hatte ("mehr tun", "aufs zweite Tor gehen"): Lehr umkurvte in der 47. Minute auf Vorlage von Dominik Kurija SCO-Torwart Maximilian Knobling zum 2:0. Doch die Fehlerneigung blieb erhalten: Nach einem eigenen, kurz ausgeführten Eckball kassierte der BCF per Konter den Anschlusstreffer durch Maximilian Scheidl (68.). Das 3:1 durch Kurija kurz darauf sei "wichtig für den Kopf" gewesen, fand Bönig - und ein Nackenschlag für die Gäste. Die hätten vielleicht noch einen Handelfmeter bekommen müssen, aber so ist das eben, wenn man unten steht. Der BCF verschoss noch einen Strafstoß. Bönig hofft, dass dieser Erfolg Sicherheit gibt für die nächste wichtige Partie am Samstag in Illertissen, zumal auch die Rivalen gepunktet hatten: "Wir können uns nicht lange freuen."

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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