Winterlauf:Zufrieden an der Sättigungsgrenze

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Die Münchner Thea Heim und Steffen Burkert gewinnen die Winterlauf-Serie

Von Max Ferstl, München

Nun wird es Thea Heim doch etwas kalt. Beim Laufen, sagt sie, könne man sich die Kälte schönreden, "da spürst du sie quasi nicht". Als Heim jedoch am Sonntagmittag eine Weile im Zielbereich steht, merkt sie sehr wohl, dass die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt liegt. Also lieber schnell ins Warme.

Heim hat kurz zuvor das 20-Kilometer-Rennen der Münchner Winterlaufserie gewonnen. Die Überraschung hielt sich in Grenzen. Zu dominant war die Läuferin bei den vorherigen beiden Wettkämpfen im Dezember und im Januar aufgetreten. Auch diesmal enteilte sie schon früh der Konkurrenz und schob sich nach 1:11 Stunden und 49 Sekunden über die Ziellinie, mehr als sechs Minuten vor der Zweiten.

Auch wenn Heim von der Konkurrenz nicht getrieben wurde, zeigt ihr Fall dennoch recht schön, weshalb die Serie im Olympiapark auch Topläufer reizt. Die Münchnerin kommt von der Mittelstrecke, die 800 Meter hat sie schon in weniger als 2:04 Minuten zurückgelegt. Doch Heim hat zuletzt immer weniger Gefallen an der schnellen Hatz über wenige Runden gefunden: "Die Saison dauert nur von Mai bis August. Straßenrennen gibt es das ganze Jahr", sagt Heim. Sie ist gerade dabei, ihren Fokus zu verschieben. Noch fehlt ihr "die Erfahrung" auf der Langstrecke, gibt Heim zu. Die Rennen im Olympiapark seien daher vor allem Chancen: um sich an die Dynamik der Langdistanz heranzutasten; um die Form zu überprüfen für den Höhepunkt später im Jahr, die deutsche Meisterschaft über 10 000 Meter. Und natürlich ist jeder Wettkampf eine nützliche Motivationshilfe, sagt Heim: "Du brauchst dieses Ziel, wenn du die ganze Zeit in der Kälte trainierst." Im Wettkampf fällt es leichter, die Nullgrade auszublenden.

"Du spürst sie quasi nicht": Winterlauf-Siegerin Thea Heim wurde die Kälte erst nach dem Rennen bewusst. (Foto: Claus Schunk)

"Ein bisschen Sonne wäre nicht schlecht gewesen", findet Organisator Alexander Fricke. Wie im Vorjahr, als während des Rennens die Wolkendecke aufriss. Andererseits: "So sind weniger Spaziergänger im Park unterwegs, die Läufer müssen also nicht ständig Kinderwägen ausweichen." Von Fricke stammt der schöne Satz, "der Münchner zieht seine Laufklamotten ja immer erst Ende März an". Heißt also: Wer in München in den kalten Monaten eine Laufserie ausrichtet, muss den Teilnehmern etwas bieten. Auch deshalb läuft Fricke in einer weißen Kapitänsuniform samt Mütze herum. Zusätzlich zum Hauptlauf über 20 Kilometer gibt es einen Faschingslauf über 10 Kilometer. Zwischen Läufern in modernen Funktionsoutfits (aktuell sind Neonfarben angesagt) drehen also Bienen und auch Leoparden ihre Runden.

Das soll aber nicht überdecken, dass es sich durchaus um ein seriöses Rennen handelt. Die Strecke im Olympiapark gilt unter Läufern als anspruchsvoll, wellig, aber schön. "Es waren ideale Bedingungen", lobte Steffen Burkert von der LG Stadtwerke München, der am Sonntag Zweiter wurde, aber dank starker Vorleistung die Winterserie bei den Männern gewann.

Da sich die Distanzen mit jedem Rennen um fünf Kilometer steigern (von zehn Kilometer im Dezember auf 20 im Februar), ermöglicht die Serie eine systematische Vorbereitung auf einen Marathon im Frühjahr. Deshalb hat sich die Veranstaltung längst etabliert: "Am Anfang haben wir uns rasant entwickelt", erzählt Fricke, der Kapitän. Inzwischen sei das Event jedoch an die "Sättigungsgrenze gestoßen".

"Es waren ideale Bedingungen": Steffen Burkert (links), Gewinner der Winterserie, lobt die Veranstalter. (Foto: Claus Schunk)

Die Teilnehmerzahlen sind konstant. Die Namensliste führt in diesem Jahr rund 2000 Starter, etwas weniger als im Vorjahr, aber dennoch zufriedenstellend, findet Fricke: "Das hat immer auch mit dem Wetter zu tun." Wer im Winter eine Laufserie in München veranstaltet, kämpft nicht nur gegen den inneren Schweinehund der Münchner, sondern immer auch gegen die Witterung. Regelmäßig legt eine Grippewelle das Läuferfeld lahm.

Thea Heim erklärt, sie wolle sich hier "Wettkampfhärte" aneignen. Wo klappt das schon besser als bei Temperaturen um den Gefrierpunkt?

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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