Vorbildfunktion:Breitensportstadt München

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Rathaus benennt Förderschwerpunkt für 2017 und kündigt 180-seitiges Konzept für den Leistungssport an

Von Ralf Tögel, München

An diesem Dienstag hat die, wenn man so will, sportliche Führung der führenden Stadt im Freistaat einen Einblick in ihre Pläne für das kommende Jahr gegeben. Christine Strobl, für den Sport zuständige Dritte Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, äußerte dabei einen Satz, den man als Mantra verstehen darf: "Wir sehen unseren Schwerpunkt im Bereich Breitensport." Der Hof sorgt sich um sein Sportvolk.

Eine Brücke zum Leistungssport, der in München nicht nur wegen des Fußballs die größte Wahrnehmung beansprucht, gelte es dennoch zu schlagen, erklärte Stadtschulrätin Beatrix Zurek: Zwar sei die Förderung des Spitzensports nicht per se kommunale Aufgabe, die Notwendigkeit ergebe sich aber daraus, dass dieser - Stichwort Vorbildfunktion - viele Menschen erst dazu animiere, Sport zu treiben. Für die Zustimmung zum Bau eines Hockeyleistungszentrums reichte diese Einsicht freilich nicht. Für viele Betroffene war die Ablehnung des Projekts durch den Sportausschuss vor Wochenfrist so überraschend wie enttäuschend. Zwölf Millionen Euro waren dafür veranschlagt, Bund und Freistaat bewilligten je 1,5 Millionen Euro Zuschuss. Den Vorwurf aber, dass die Stadt das Konzept sehenden Auges und im Wissen aller Zahlen abgelehnt habe, will diese nicht auf sich sitzen lassen.

Diese Darstellung entspreche nicht den Tatsachen, erklärte Sportamtsleiter Günter Schwarz. Erst nachdem das Konzept vom Bayerischen Hockey-Verband eingereicht war, was laut Strobl "lang und schwierig" war, wurde es von den Behörden geprüft. Von der Zuschusshöhe "habe ich erst am 6. September erfahren", so Schwarz. Und: "Diese Förderung wurde nur zugesagt, wenn sich die Stadt auch verpflichtet, den Betriebskostenzuschuss zu übernehmen." Der betrage nicht nur die stattliche Summe von 140 000 Euro jährlich, sondern sei 25 Jahre lang zu bedienen - der entscheidende Punkt für die Ablehnung. "Das lag gar nicht einmal in erster Linie an den neun Millionen Baukosten", ergänzte Sportbürgermeisterin Strobl.

Der Sportamtsleiter hatte in dieser Causa aber auch gute Neuigkeiten: "Es gibt neue Ideen", so Schwarz, "vielleicht ist dieses Projekt noch gar nicht tot." Etwa die, dass der Münchner SC, auf dessen Gelände das Leistungszentrum geplant war, dieses nun als Vereinsprojekt selbst stemme, natürlich mit Hilfe der Stadt. Für solche Anliegen gibt es den Topf der städtischen Sonderfördermaßnahmen für Vereine, "die normale Förderung also", wie es Strobl ausdrückte. Schwarz, gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt, erklärte, dass er in den nächsten Wochen den Kontakt zum Münchner Hockeyverein suchen werde. So wäre die Förderung auch nicht ausschließlich auf den Leistungssport zugeschnitten, sondern auch auf den Breitensport im Verein, was sicher auch im Stadtrat besser zu vermitteln wäre. "Diese Problematik werden wir noch öfter bekommen", wagte Strobl einen Blick in die Zukunft.

Der Sportausschuss wird in seiner nächsten Sitzung am 11. November ein Leistungssportkonzept verabschieden. Dann soll dem Stadtrat ein 180-seitiges Werk vorgelegt werden, wie München zukünftig den Spitzensport sinnvoll unterstützen soll. Dabei werde man sich auf Schwerpunktsportarten festlegen, erklärte Zurek. Welche diese seien, wollte die Stadtschulrätin vor der Sitzung aber nicht preisgeben. Weil dieses Konzept auch eine Konzentration der Förderung auf die ortsansässigen Bundesstützpunkte vorsieht, ist aber nicht schwer zu erraten, dass es unter anderem die Sportarten Leichtathletik in der Werner-von-Linde-Halle, Judo im Leistungszentrum Großhadern oder Shorttrack im Olympia-Eissportzentrum sind. In der Förderung werden zukünftig auch Trendsportarten oder Randsportarten größeren Raum finden, wie Zurek noch anmerkte: "Synchronschwimmen ist in München ein richtiger Hype."

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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