Voltigierverein Ingelsberg:Ausdauer, Kraft und Flexibilität

Lesezeit: 3 min

Das Juniorteam des Voltigiervereins Ingelsberg kämpft in der Qualifikation um die Weltmeisterschaft. Drei bis fünf Trainingseinheiten pro Woche sind dafür nötig

Von Sara Kreuter, Vaterstetten

Training, Turniere, Triumphe, Trophäen - seit Louisa Hölzl zur Juniormannschaft des Voltigiervereins Ingelsberg gehört, sind diese Dinge fester Bestandteil ihres Lebens. Auf dem Rücken der Pferde vollführt die 16-Jährige gemeinsam mit ihrem Team die tollkühnsten Kunststücke. 2014 konnte ihre Mannschaft die Deutsche Meisterschaft für sich entscheiden - und damit dazu beitragen, dass der Voltigierverein Ingelsberg weiterhin zu den erfolgreichsten Vereinen Deutschlands gehört.

"Die Gruppe hat einen super Lauf", lobt Jutta Wolf, die Pressebeauftragte des Vereins. National und international hätten die Jugendlichen zur Zeit die Nase vorne. Julia Sperl, Louisa Hölzl, Gregor Klehe, Lisa Ostermaier, Caro Wenzel, Carlotta Wolf, Elena Thauer und Noelle Dogan sind dabei vor allem eins: motiviert. Eine fundamentale Eigenschaft bei drei bis fünf Trainingseinheiten pro Woche. "Voltigierer sind Rundum-Sportler", erklärt die Co-Trainerin des Jugendteams Regina Burgmayr. Wichtiger als Fertigkeiten im Reiten seien Turnkünste und Ausdruck in der Bewegung, Athletik und Technik sowie Ausdauer, Kraft und Flexibilität. Die Kür erarbeitet das Team gemeinsam mit einem professionellen Choreografen, hierbei sind Fertigkeiten im Ballett und Taktgefühl erforderlich.

Im April belegten die Ingelsberger beim Turnier den ersten Platz. (Foto: privat)

Mit dem Pferden wird nur an zwei Tagen geübt, und das lediglich eine halbe Stunde lang. Schließlich müssen die Tiere geschont werden. Als Ersatz hält "Movie" her, ein bewegliches, elektrisches Holzpferd. Gerade die Vielseitigkeit im Training macht für Burgmayr den Reiz der Sportart aus. Die 24-Jährige ist aktives Mitglied in der erfolgreichen Seniormannschaft des Vereins. Wiederholt hat sie mit dem Team den Sieg bei den Weltmeisterschaften geholt. Die Voltigiererin kennt den Sport durch und durch und gibt ihre Erfahrungen an das Juniorteam weiter. "Die Erfolge zeigen, dass es uns gelungen ist, das Potenzial der Gruppe zu fördern und zu nutzen", sagt sie.

Momentan trainiert das Juniorteam für die Teilnahme bei der Juniorenweltmeisterschaft, die 2015 erstmals stattfinden soll. Eine Qualifikation, beim Voltigieren Sichtung genannt, hat das Team Anfang Mai bereits für sich entscheiden können. Ende Juli, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, soll endgültig entschieden werden, welche Teams sich für die WM in Holland qualifizieren. Die Ingelsberger Voltigierer sind zuversichtlich. In die Deutschen Jugendmeisterschaften startet der Verein schließlich als Titelverteidiger.

Voltigiervereins Ingelsberg: Lisa Ostermaier, Louisa Hölzl, Gregor Klehe (hinten), Noelle Dogan, Julia Sperl, Carolin Wenzel (von links). (Foto: privat)

Von ihren Erfolgen verwöhnt sind die jungen Sportler noch lange nicht. Die Aufregung und Anspannung ist jedes Mal da. Und schließlich ist jeder einzelne Sieg hart erkämpft. Regelmäßig nimmt Louisa den langen Weg von Wolfratshausen ins Training nach Vaterstetten auf sich. Da bleibe wenig Zeit für Anderes, sagt sie, "aber das ist es wert". Längst sind die Teammitglieder mehr als nur Kollegen, "mittlerweile sind wir alle Freunde geworden", sagt Louisa. "Das Team wird zu einer zweiten Familie", bestätigt auch Burgmayr. Und das sei fundamental: "Die Kür kann nur gelingen, wenn die Harmonie im Team stimmt." Berührungsängste dürfe man keine haben und man müsse sich zu hundert Prozent auf die Teamkollegen verlassen können, erklärt Steherin Louisa.

Seit Ende 2012 gehört Louisa zum Juniorteam. Sie voltigiert seit ihrem sechsten Lebensjahr. Bei der Kür ist sie diejenige, die auf dem Pferderücken steht, von dem Untermann gehalten wird und gleichzeitig den Obermann hebt. Eine Position, die ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringt. "Es gibt schwierige Momente, wo man sich fragt, warum man das eigentlich macht", berichtet sie. "Aber ich bin der Typ, der einfach immer weiter macht." Das hat sie in der vergangenen Saison allen bewiesen. Damals fing ihr Pferd an zu buckeln, während sie noch in den Griffen hing. Louisa brach sich den Fuß und fiel für ein halbes Jahr aus. Sobald sie durfte, trainierte sie wieder. Aufhören war nie eine Option. An den Unfall denkt sie beim Voltigieren nicht. "Man darf keine Angst haben, sonst klappen die Übungen nicht", sagt die 16-Jährige. Nach dieser Devise lebt auch der 14-jährige Gregor. Als Unter- und Mittelmann und einziger Junge ist er fester Bestandteil des Teams. Momentan ist Gregor als Einzelkämpfer auf einem Voltigierturnier in Südafrika.

Die großen Erfolge der Juniormannschaft sind ein Verdienst der starken Nachwuchsförderung des Voltigiervereins Ingelsberg. "Wir investieren früh und viel in unsere Talente", erklärt Burgmayr. Mittlerweile ist der Verein, der 2013 sein 30-jähriges Bestehen feierte, mit insgesamt zehn Turniergruppen am Start. Auf der Reitsportanlage Vaterstetten trainieren rund 250 Voltigierer auf 15 vereinseigenen Pferden. "Wir sind bestens gerüstet für die Herausforderungen der nächsten Saison ", betont Burgmayr.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: