Volleyball:Erste Schritte aus dem Tal

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Duell der Langen: Herrschings 2.08 Meter großer Dorde Ilic setzt sich hier im Angriff gegen Königs Wusterhausens 2,06-Meter-Mann Yannick Goralik durch. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Herrschings Volleyballern gelingt nach vier Niederlagen in Serie ein letztlich souveräner 3:0-Heimerfolg gegen Königs Wusterhausen - ihr Trainer Max Hauser hadert dennoch mit vielen Kleinigkeiten.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Exakt neun Fans von Herrschings Volleyballern hatten am Samstagabend ihre Nasen an der Fensterfront der Nikolaushalle plattgedrückt, sie waren als Zaungäste gekommen und unterstützten ihre Mannschaft wegen des drinnen verhängten Zuschauerverbots im Dauerregen. Den Mindestabstand wahrten sie problemlos an der rund 50 Meter langen Hallenseite, das nasskalte Wetter wurde ihnen dann aber doch ein wenig lästig. "Es wäre schön, auch wegen der Kälte, wenn sie 3:0 gewinnen", sagte zum Beispiel eine junge Mutter, die mit ihrer Tochter und deren Freundin extra 20 Minuten zur Halle gelaufen war, um das Spiel von außen zu beobachten.

Normalerweise laufen die beiden Mädchen an der Hand von Herrschings Profis aufs Spielfeld bei der Teamvorstellung vor dem Anpfiff. Aber das wird wohl erst in der nächsten Saison wieder möglich sein. Immerhin erhörten die WWK Volleys die Bitte der frierenden Fans - und gewannen ihre Partie gegen die Netzhoppers aus Königs Wusterhausen letztlich klar mit 3:0 (25:23, 25:19, 25:18). Als "extrem wichtigen Sieg für eine gute Ausgangsposition in den Playoffs" bezeichnete Trainer Max Hauser die Partie.

Das Rennen um die besten Plätze hinter dem enteilten Spitzentrio Friedrichshafen, Berlin und Düren ist in dieser Saison ja spannend wie selten, nur fünf Punkte trennen Rang vier und neun. Der Neunte, derzeit Königs Wusterhausen, würde in der Endrunde fehlen, für die nur die besten acht Klubs zugelassen sind. Insofern zählt jeder Punkt, sechs Spiele haben die Herrschinger noch vor sich, der Erfolg gegen Königs Wusterhausen hat sie wieder in eine wesentlich bessere Position gebracht.

"Ich musste mir das Pokalspiel ja in der Gegneranalyse nochmal anschauen, das hat schon sehr weh getan. Da kriege ich jetzt noch ein Magengeschwür."

Zumal nach dem verkorksten Dezember und Januar, mit vier Liga-Niederlagen in Serie gegen Berlin, Friedrichshafen, Frankfurt und Lüneburg, von denen gerade die letzten beiden sehr schmerzhaft waren, weil die unmittelbare Konkurrenz profitierte. Hinzu kam das so bitter in der Verlängerung des fünften Satzes verlorene Pokalhalbfinale gegen Königs Wusterhausen, das die Pleitewelle quasi einleitete (unterbrochen nur vom Pflichtsieg gegen Haching). "Ich musste mir das Pokalspiel in der Gegneranalyse ja nochmal anschauen, das hat schon sehr weh getan. Da kriege ich jetzt noch ein Magengeschwür", sagte Hauser.

Als geglückte Revanche kann der nun erzielte Ligasieg der Oberbayern über die Randberliner also ohnehin nicht gelten. Zumal Königs Wusterhausen auf seine zentrale Figur verzichten musste. Der kanadische Zuspieler Byron Keturakis klagte im Vormittagstraining am Spieltag über heftige Rückenbeschwerden, der erst 19-jährige Adrian Klooss musste ihn ersetzen. Der Wechsel habe "die Favoritenrolle verschoben", gab Hauser zu.

Erster Jubel nach vier Niederlagen: Herrschings Volleyballer beim wichtigen 3:0-Erfolg über die Netzhoppers. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Als im dritten Satz auch noch Außenangreifer Dirk Westphal, der die Netzhoppers im Pokal im fünften Satz noch fast alleine zum Sieg geführt hatte, wegen Rückenproblemen ausgewechselt wurde, war klar, dass es nicht der Abend Königs Wusterhausens werden würde.

Dabei hatte er für die Gäste gut begonnen, auch weil Herrsching im ersten Satz fahrig und verunsichert wirkte. Jori Mantha schlug schnell einen Ball in den Block, es folgte ein Lob auf die Netzkante, zwei Fehler in Serie, die man nicht oft vom sprunggewaltigen Kanadier sieht. Später landete Tim Peters Angriff hinter der Werbebande an der Wand. Hauser war wütend in den Auszeiten, "wir haben katastrophal angefangen", sagte er, doch erst beim 22:22 setzte sich Herrsching nach einem Block von Peter leicht ab - der 23-Jährige verwandelte mit einem Longline-Angriff auch den ersten Satzball.

Erst danach wirkte Herrsching befreiter, auch weil Volleys-Zuspieler Johannes Tille die Bälle besser verteilte. Peter, der insgesamt ein starkes Spiel machte, und Mantha überzeugten mit insgesamt neun direkten Blocks - den Netzhoppers gelangen als Team nur sechs. Und der spätere MVP Jalen Penrose hatte eine sehr starke Angriffsquote. "Es war trotzdem noch eine Menge schlecht", sagte Hauser, der trotz der drei Punkte nicht wirklich zufrieden war.

Auch Netzhoppers-Coach Christophe Achten schimpfte - über die Spielstätte. "Diese Halle ist so niedrig, da fliegen die Bälle bei der Annahme andauernd an die Decke", sagte der Belgier der dpa. Die Spielstätte sei für die Bundesliga "absolut ungeeignet. Da muss sich schnell etwas ändern." Die Netzhoppers hatten im zweiten und dritten Satz schließlich vor allem in der Annahme Probleme gehabt.

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