Volleyball:Beifall vom Gegner

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Frauen-Zweitligist Lohhof startet mit zwei Siegen

Von Sebastian Winter, Unterschleißheim

Lohhofs Volleyballerinnen hüpften im Kreis in der alten Sporthalle des Carl-Orff-Gymnasiums, die wegen des aufgeschobenen Umzugs in die neue Heimstätte noch einmal Schauplatz des Zweitliga-Auftakts war. 250 Zuschauer applaudierten ihnen am Samstagabend nach dem souveränen 3:0 (25:20, 25:23, 25:19) gegen Aufsteiger TV Holz - und auch der Gegner. Die Gäste klatschten tatsächlich mit beim Siegestanz Lohhofs, ohne Anflug von Ironie, woraufhin SVL-Abteilungsleiter Matthias Kock entgeistert sagte: "So etwas gab es hier noch nie."

Wenn einen selbst der Gegner feiert, dann darf Lohhofs Start in die neue Saison durchaus als gelungen bezeichnet werden. Zumal die Mannschaft ihrem neuen Trainer Jürgen Pfletschinger am Sonntag zum Abschluss des Doppel-Heimspieltages gleich den nächsten Sieg schenkte: Gegen die Internatsmannschaft VCO Dresden gewann Lohhof erwartungsgemäß 3:0 (25:21, 25:19, 25:23). Als Tabellenführer blickt der Klub nun auf die Liga hinab. Die Verantwortlichen können sich gut vorstellen, bis zum Ende dort oben zu stehen, auch wenn Pfletschinger sagt: "Ich rechne damit, dass wir nicht nur gewinnen."

Pfletschinger, der die SVL-Frauen nach Engagements in Grafing, Dingolfing und beim MTV München erst seit Mitte August betreut, hat am Wochenende einer Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen vertraut. Neben der 28-jährigen Kapitänin Carolin Herrmann bot er in beiden Spielen auch die 27-jährige Inga Vollbrecht auf, zwei erstligaerfahrene Volleyballerinnen, die viel Ruhe ausstrahlten. Libera Marion Mirtl, 22, hat mit Lohhof ebenfalls schon Profierfahrung gesammelt.

Um sie herum gruppierte Pfletschinger Tamara Zeller, 22, Marion Elsasser, 21, die 19-jährige Zuspielerin Lisa Keferloher und Maja Hammerschmidt, 18. Die jungen Spielerinnen übernahmen schon viel Verantwortung. Keferloher bot bei ihrem Debüt eine starke Leistung, und auch Elsasser zeigte im Diagonalangriff einige gute Aktionen. Sie muss in den nächsten Wochen, vielleicht Monaten, die erfahrene Christin Hölzel ersetzen, die sich im Training eine Meniskusverletzung zugezogen hat.

Es ist eine Mannschaft, die eine gute Perspektive hat, womöglich auch für die erste Liga. Denn SVL-Managerin Richarda Zorn stellt zum Thema Aufstieg prinzipiell klar: "Wenn das Geld da ist, dann ja." Das nötige Kleingeld hatte Lohhof in den vergangenen Jahren zwar nie zur Verfügung. Aber dass der Aufstieg anders als zuletzt nicht mehr kategorisch ausgeschlossen wird, ist schon ein Zeichen. Auch wenn es natürlich viel zu früh ist, um solche Gedankenspiele ernsthaft zu betreiben.

In der Vorbereitung hat Pfletschinger zunächst einmal einige Wunden heilen und das Selbstvertrauen der Mannschaft stärken müssen. "Sie war verunsichert und hatte ihren Spaß am Volleyball verloren", sagt Pfletschinger. Sein Vorgänger Johannes Koch hatte einen extrem wissenschaftlichen Ansatz verfolgt, er machte viele Vorgaben und vernachlässigte die Qualitäten, die die Lohhoferinnen eigentlich ausmachen: Teamstärke, Kampfgeist, Spielfreude. So sehen es jedenfalls die Verantwortlichen. "Die Spielerinnen wussten nicht mehr, was sie machen sollen auf dem Feld", sagt Managerin Zorn.

Vor drei Wochen hat Pfletschinger seine neue Mannschaft in ein fünftägiges Trainingslager nach Enns in Oberösterreich gebeten, dort hatte er schon öfter mit Grafings Volleyballern gute Erfahrungen gesammelt. Sie trainierten viel, auch an ihrer Athletik, machten zwei Vorbereitungsspiele und sprachen ausführlich miteinander, auch unter vier Augen. "Ich bin sehr gut von der Mannschaft aufgenommen worden", sagt Pfletschinger. Er baut auch auf einen Mentalcoach, der der Mannschaft weiteres Selbstvertrauen einflößen soll.

Am kommenden Samstag folgt schon das Spitzenspiel in Sonthofen, das einen ersten Eindruck geben wird, wo Lohhof wirklich steht. Denn Sonthofen zählt, anders als Holz oder Dresden, seit Jahren zu den besten Süd-Zweitligisten. Pfletschinger sieht bis dahin durchaus Steigerungspotenzial, gerade im Bereich Block-Feldabwehr, der nicht wirklich zu Lohhofs Stärken zählt. Druck verspürt er nun nicht mehr, nach diesem Wochenende, das Lohhofs Volleyballerinnen endlich mal wieder Spaß gemacht hat.

© SZ vom 23.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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