Volleyball 2. Liga:Zoppelts Varianten

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"Wir können noch viel besser werden": ASV-Kapitän Sebastian Wenninger träumt von den Top Fünf. (Foto: Niels P. Joergensen)

Dachau schlägt Stuttgart zum Saisonstart 3:0

Von Alexander Mühlbach, Dachau

Die Szene war schon etwas bizarr, die sich am Samstag beim Auftaktspiel des ASV Dachau in der zweiten Volleyball-Bundesliga gegen den TSV Stuttgart abspielte. Dachaus Trainer Adrian Zoppelt klatschte seine Spieler ab, lächelte und ballte die Faust. Was man eben so macht, wenn man das Spiel gewinnt. Dabei war der ASV noch etliche Ballwechsel von einem Sieg entfernt und steckte gerade mal in der zweiten Auszeit des Spiels. Aber Zoppelt reichte der 16:11-Zwischenstand im ersten Satz für den ersten Jubel dieser Saison.

"So wie wir momentan im Training drauf sind, habe ich von Anfang an gewusst, dass wir dieses Spiel gewinnen", sagte Zoppelt nach dem Spiel. Seine junge Mannschaft hatte die Gäste nach gerade einmal einer Stunde und 23 Minuten glatt mit 3:0 (25:17, 25:20, 25:22) bezwungen. So, als wäre es das Einfachste der Welt, den Fünften der Vorsaison zu schlagen. Zwar gab Stuttgarts Trainer Emanuel Bura zu, dass seine Mannschaft in der abgelaufenen Runde über ihren Verhältnisse gespielt habe und nun nur noch den vorzeitigen Klassenerhalt anstrebe. Das schmälert den Sieg des ASV jedoch nicht.

Der Vorjahres-Achte spielte extrem konzentriert, bestimmte mit seinem variantenreichen Angriff weitestgehend das Geschehen. Der Block um Kapitän Sebastian Wenninger und Dominic von Känel wehrte mehrmals zuverlässig die Angriffe der Stuttgarter ab. So sehr, dass die Schwaben sich nur einmal im zweiten Satz mit zwei Punkten absetzen konnten. Selbst da ließen sich die Dachauer nicht aus der Ruhe bringen, nahmen eine Auszeit und schlugen zurück. Nie war ein Satzgewinn in Gefahr. Was an sich schon verwunderlich war, weil der ASV vor ein paar Monaten immer wieder Sätze leichtfertig hergegeben hatte, auch gegen vermeintlich schwächere Gegner. In der vergangenen Saison hat der ASV in der Liga nur ein einziges Spiel ohne Satzverlust gewonnen. Dieses Mal aber spielte Dachau jeden Punkt völlig unaufgeregt zu Ende.

Der starke Auftakt ist erstaunlich, zumal die Mannschaft sich im Sommer kaum verändert hat. Zwei Spieler verließen den Verein, während in Niklas Trogisch nur ein 18-jähriger Zuspieler vom VC Olympia Berlin verpflichtet wurde. Der aber stand am Samstag keine Minute auf dem Feld. Entscheidend für das neue, so variable wie ruhige Angriffsspiel des ASV ist ein Zugang abseits des Spielfelds: Adrian Zoppelt. Der Trainer wechselte in der Sommerpause vom Ligakonkurrenten TSV Grafing nach Dachau, löste damit ein ungewöhnliches Konstrukt aus drei gleichberechtigten Trainern ab - und verpasste der Mannschaft gleich seine Handschrift. "Die drei vorherigen Trainer haben das mit uns schon gut gemacht", sagte Kapitän Sebastian Wenninger: "Aber nach drei Jahren kommt man in einen Trott. Da tun neue Impulse gut." Unzufrieden sei das Team mit dem achten Platz gewesen, man wolle das nun besser machen. "Mindestens in die Top Fünf", erklärt Wenninger.

Es ist auch der Wille der Mannschaft, der Zoppelt in diesem Sommer so beflügelt hat. Schon am 1. Juni - so früh wie nie - kamen die Spieler wieder zur ersten Trainingseinheit zusammen, studierten neue Spielzüge ein und arbeiteten vor allem an den Kraftdefiziten. Das Potenzial für Platz fünf, sagt Zoppelt, habe seine Mannschaft auf jeden Fall, deswegen wurde der Kader auch nicht umgebaut. "Nur müssen die Spieler hier und jetzt ihre Möglichkeiten abrufen", sagt Zoppelt. "Das haben sie vergangene Saison nicht oft getan." Zoppelt will seine Spieler auf eine neue Ebene heben, unter die sie dann nicht mehr fallen. Im Training hat das schon ganz gut geklappt, weswegen Zoppelt auch so ein gutes Gefühl gegen Stuttgart hatte. "Unser Zuspieler Florian Mayrhofer spielt auf einem Niveau, von dem er letztes Jahr nur träumen konnte", nennt Zoppelt ein Beispiel. Wobei er zugleich weiß, dass der erste Sieg seiner Mannschaft noch nichts bedeutet: "Wir können noch viel besser werden." Stuttgart soll nur der Anfang gewesen sein. Zoppelt möchte künftig noch etwas häufiger jubeln.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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