Volleyball 2. Bundesliga:Nur theoretisch hoch brisant

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Für den TSV Grafing bleibt das Abstiegsendspiel wohl belanglos

Von Andreas Liebmann, Grafing

Am Samstag vor Ostern steckte Johannes Oswald nicht in einem Bärenkostüm, er blickte in Alltagskleidung auf einen Liveticker und verfolgte die Zwischenstände der Partie in Fellbach. Das gefiel dem Manager des Volleyball-Zweitligisten TSV Grafing kaum. Erstens, weil er den großen Kampf beim Meister nicht live sah, zweitens, weil er aus der Ferne ein 0:3 mitbekam, das zu einem "Spiegelbild der ganzen Saison" geriet. Satz eins habe sein Team "verschlafen" (18:25), im zweiten untermauert, dass es selbst mit den Besten der Liga mithalten kann, im Zweifel aber trotz sechs Satzbällen den Sack nicht zumacht (35:37); im dritten habe es mal wieder nicht gereicht (22:25).

An diesem Samstag (20 Uhr, Jahnsporthalle) steht das letzte Saisonspiel an, es wäre zugleich Grafings letzte Chance auf den Klassenerhalt gewesen. Wäre. Das Team von Trainer Adrian Zoppelt ist Drittletzter, doch dahinter stehen die VYS Friedrichshafen, die kraft eines Sonderspielrechts außer Konkurrenz mitmischen - weshalb Grafing dem Abstieg eigentlich nur entrinnen könnte, wenn es den Tabellenfünften Stuttgart bezwingt und gleichzeitig der Neunte Eltmann beim Tabellenletzten Waldgirmes patzt. Tatsächlich aber wird wohl gar kein Klub absteigen. Erstligist Dresden hat erklärt, sich in die dritte Liga zurückzuziehen, der Zweitliga-Zweite Rüsselsheim hat die Lizenz für die erste Liga eingereicht - und nur falls sich beides ändert, also die einen sich plötzlich doch für Liga zwei entschieden und die anderen keine Lizenz bekämen, stiege der Vorletzte ab. "Es müsste mit dem Teufel zugehen", sagt Oswald.

Er erwartet ein normales Spiel vor normaler Kulisse, anders als beim vorherigen Heimspiel gegen Eltmann, zu dem 427 Zuschauer kamen. Eine Woche hatten die Spieler in der Stadt Werbung gemacht, Passanten vor Supermärkten angesprochen, Freikarten verteilt. "Ich war der einzige, der nicht gefroren hat", sagt Oswald - er steckte im Plüschbärenkostüm. Ähnliche Aktionen werde es Anfang nächster Saison erneut geben, sagt er.

Der Zuschauerschnitt war ohnehin gut dieses Jahr, besser als die Ergebnisse und besser als in den Vorjahren. Die Identifikation mit der Mannschaft sei gestiegen, sagt Oswald, dank vieler junger Eigengewächse, die bleiben wollen. "Halten wollen wir alle", sagt er, Zusagen gibt es reichlich (Dreyer, Hesse, Langer, Wagner, Schmid, Schütze, Stretz, Hesse, Zierhut), Absagen keine, nur ein paar berufsbedingte Fragezeichen. Sie wollen den Weg mit den Jungen weitergehen, sagt Oswald, "und ich freue mich schon auf den nächsten Schritt". Egal ob im Bärenkostüm oder in Zivil.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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