VfR Garching:Zirkus ohne Zauberer

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Tom Zimmerschied (re.) musste nach einer Stunde für Emre Tunc weichen – mehr Torgefahr entstand nicht. (Foto: Claus Schunk)

Der offensiv harmlose und zu unpräzise VfR Garching unterliegt dem Tabellenzweiten VfB Eichstätt mit 0:2. In einer Woche geht es zu den Bayern.

Von Christian Bernhard, Garching

Sevilla, Prag, Salzburg, Basel; Champions-League-Siege gegen Manchester United und den FC Bayern, Spiele an der Seite von Mohamed Salah, Toni Kroos und Sami Khedira: Markus Steinhöfer hat in seiner Fußballerkarriere einiges gesehen. Post des VfR Garching wohl noch nicht, doch das könnte sich nun ändern. Steinhöfer, der mittlerweile das Trikot des VfB Eichstätt trägt, trat am vergangenen Samstag während des Gastspiels in Garching eine Werbebande kaputt, aus Ärger über einen Garchinger Einwurf. Womöglich flattert ihm deshalb demnächst eine Rechnung des VfR ins Haus. Mehr als über die kaputte Bande ärgerten sich die Garchinger über die erste Niederlage des Jahres. Nach zwei 2:0-Siegen gegen Fürth und Burghausen verlor die Mannschaft von Trainer Daniel Weber diesmal 0:2.

In der ausgeglichenen ersten Hälfte, in der Weber seine Mannschaft "sehr, sehr griffig" gesehen hatte, hatten beide Mannschaften je eine aufregende Szene. Den Anfang machten die Eichstätter in Minute elf, als sie den Ball nach einer Flanke binnen weniger Sekunden gleich zweimal an die Querlatte beförderten. Garchings gefährlichste Szene war ein laut Weber "überragend rausgespielter" Konter, an dessen Ende Mike Niebauer VfB-Torhüter Mustafa Özhitay aus 16 Metern anschoss (40.).

Nach der Pause zeigten die Gäste, warum sie der erste Verfolger des FC Bayern II sind. Sie spielten den VfR keineswegs an die Wand, aber sie waren abgezockter. Erst traf Fabian Eberle per Nachschuss (50.), dann drückte Dominik Wolfsteiner den Ball über die Linie (63.). Umstritten war das 1:0. VfR-Torhüter Maximilian Engl hatte einen Freistoß aus 17 Metern nicht festhalten können. Im Nachsetzen traf Eberle den am Boden liegenden Engl am Kopf, dieser blieb erst minutenlang liegen und musste 25 Minuten später ausgewechselt werden. Weber sagte nach dem Spiel, dass sein junger Torhüter im Kopf "klar" gewesen sei; allerdings sei Engl direkt nach dem Gegentreffer "anscheinend kurz weg" gewesen. "Und das heißt, da war was." Der Trainer, der selbst Torwart war, vermutete eine leichte Gehirnerschütterung.

Nächster Gegner: FC Bayern II. "Wenn es los geht, steht es 0:0", sagt VfR-Trainer Weber

Genau so eine Szene war in diesem Spiel nötig, damit ein Tor fällt, fand Weber. Ansonsten hätten beide Teams bis zum "Sankt-Nimmerleins-Tag" spielen können, ohne zu treffen. Sein Team habe für zehn Minuten den Faden verloren, "und das hat uns das Spiel gekostet". Weber wurde auch am Samstag nicht zum Freund der Eichstätter Interpretation des Spiels. "Immer derselbe Zirkus", sagte er nach der Partie, die von zahlreichen taktischen Fouls, einigen Nickligkeiten und jeder Menge Gift geprägt war. VfB-Spieler Philipp Federl sah in der 66. Minute Gelb-Rot. In Überzahl taten sich die Garchinger erst schwer, den Druck zu erhöhen. Zwischen der 80. und 85. Minute hatten sie dann drei gute Möglichkeiten, die Emre Tunc, Florian Pflügler und Orkun Tugbay aber nicht nutzen konnten. Davor und danach ließ Eichstätt zwei Konterchancen aus.

"Uns hat die letzte Präzision, die letzte Entschlossenheit und vielleicht auch ein bisschen Glück gefehlt", sagte Simon Seferings. Der Winterzugang vom TSV 1860 München, der verletzungsbedingt 15 Monate hatte pausieren müssen, spielte im dritten Rückrunden-Spiel zum dritten Mal durch. "Er kriegt immer mehr Bindung ans Spiel", sagte Weber, der froh um die "Qualitätssteigerung" durch den Mittelfeldspieler ist. Seferings selbst ist einfach froh, endlich wieder Fußball spielen zu können, "90 Minuten zu fressen und dadurch wieder zu meinem Spiel zu finden". Wenn das gelinge, "habe ich auch die Qualität für andere Dinge."

Besondere Qualität ist am kommenden Sonntag gefragt. Dann sind die Garchinger bei Tabellenführer Bayern II zu Gast. Das sei "in dieser Liga natürlich eine andere Nummer", sagte Seferings. Das weiß auch Weber. Von Kapitulation hält er trotzdem nichts: "Wenn das Spiel beginnt, steht es 0:0." Sein VfR werde im Grünwalder Stadion vor allem eines brauchen: viel Energie. "Denn ohne Ball lassen sie dich ohne Ende laufen." Dass die Laufbereitschaft beim VfR vorhanden ist, hat das Spiel gegen Eichstätt gezeigt.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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