VfR Garching:Moralisch untergraben

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Sinkflug: Aufsteiger VfR Garching, links Kapitän Dennis Niebauer, verliert gegen Rosenheim zum vierten Mal nacheinander. (Foto: Claus Schunk)

Die Garchinger bleiben bei der 0:2-Niederlage gegen Rosenheim erstmals ohne Treffer. Der Vorsprung auf die Relegationsränge schmilzt.

Von Stefan Galler, Garching

Lange Zeit hatten die Männer mit den Stollen an den Schuhen das Stadion am See gemieden, schließlich war die Fußballsaison im Amateurbereich drei Monate unterbrochen. Doch während die Fußballer Jahr für Jahr einen langen Winterschlaf halten (zumindest was Wettkämpfe betrifft), schuften die Nager und Wühler im Untergrund ohne Urlaub und Pause durch. Und so hatten in der kleinen Garchinger Fußball-Arena in der Zwischenzeit die Maulwürfe die Rasenpflege übernommen. Der Gang zur Gegengeraden gleicht einem Slalomlauf zwischen all den Haufen hindurch, die von den tierischen Stollenarbeitern am Rande des Spielfelds aufgehäuft worden waren. Der Platzwart hat einigermaßen gute Arbeit geleistet, dennoch konnte auch er nicht verhindern, dass das Regionalliga-Spiel des VfR Garching am Samstagnachmittag nach einem guten Start vor allem in der zweiten Halbzeit über weite Strecken vor sich hin holperte. Am Ende hatte sich der TSV 1860 Rosenheim verdient mit 2:0 (0:0) Toren durchgesetzt.

Garchings Trainer Daniel Weber blieb auch wegen der schwierigen Platzverhältnisse in seiner Kritik moderat: "Wir sind überragend gut in den Wettkampfmodus reingekommen und haben alles umgesetzt", sagte er und spielte auf die beiden starken Offensivaktionen seiner Mannschaft in den ersten zehn Minuten an: Zunächst platzierte Kapitän Dennis Niebauer einen Kopfballaufsetzer knapp über den Querbalken (4.), kurz danach traf Georg Ball aus dem Getümmel heraus die Latte. "Wir hätten uns über einen Rückstand nicht beschweren dürfen", sagte Tobias Strobl, ehemals Spielertrainer des FC Pipinsried, mittlerweile der Mann an der Linie bei den Rosenheimern.

"Ein typisches Nullnull", sagt Weber. Nur Rosenheim scheint das nicht mitbekommen zu haben

Strobls Team kam jetzt besser in den Rhythmus, auch weil "wir den Faden verloren und den Gegner stark gemacht haben" (Weber). Der ehemalige Heimstettener Danijel Majdancevic zog die Kugel von links ganz knapp am zweiten Pfosten vorbei (26.) und scheiterte fünf Minuten später mit einem Kopfball an VfR-Torwart Daniel Maus, Michael Denz knallte den Ball aus 13 Metern an die Querlatte - die größte Chance im ersten Durchgang (32.). Vom VfR war in dieser Phase nicht mehr viel zu sehen, ein Fernschuss von Manuel Eisgruber wurde von 1860-Schlussmann Dominik Süßmaier locker abgewehrt (30.), ein weiterer Abschluss von Georg Ball nach gelungener Kombination fiel zu schwach aus, um Süßmaier in Verlegenheit zu bringen (42.).

Den Charakter eines "typischen Nullnull" habe das Spiel gehabt, sagte Daniel Weber. Nur blöd, dass das die Gäste nicht mitbekommen hatten: Keine fünf Minuten nach Wiederanpfiff marschierte Josip Tomic über die rechte Seite in den Garchinger Strafraum, Maus konnte seinen Schuss zwar gerade noch parieren, allerdings genau in den Lauf von Sascha Marinkovic, der den Ball nur noch mit der Stirn über die Linie drücken musste (50.).

Für VfR-Trainer Weber war das die entscheidende Szene des Spiels: "Es war klar, dass derjenige, der das erste Tor erzielt, am Ende gewinnen würde." Seinem Keeper wollte der ehemalige Torwart Weber keinen Vorwurf machen: "Den ersten hält er gut, der Rest ist unglücklich." Seine Elf wirkte nach dem 0:1 ziemlich bedröppelt, kam nur noch selten vor das Rosenheimer Tor, etwa als Florian Mayer nach einem Freistoß von Ball unter der Flanke durchsprang (52.). Oder als Eisgruber kurz vor dem Torabschluss noch geblockt wurde (63.). Der Rest gehörte den Sechzigern. Majdancevic scheiterte per Freistoß an Maus (67.), Marinkovic setzte einen Schuss ans Außennetz (72.). Kurz vor Schluss gelang Linor Shabani nach einem schnellen Einwurf und sehenswertem Abschluss aus 15 Metern das 0:2 - die Entscheidung (86.).

Für Garching endete damit eine einmalige Serie: In allen bisherigen Saisonspielen hatte der VfR getroffen, nun, am 22. Spieltag der Saison, stand erstmals auf der falschen Seite die Null. Viel schwerwiegender allerdings empfand man beim Garchinger Anhang, dass sich eine andere Serie fortgesetzt hatte: Die Niederlage gegen Rosenheim war winterpausenübergreifend die vierte in Serie. Auch Weber konnte seine Sorge trotz des beruhigenden Vorsprungs von zehn Punkten auf den ersten Relegationsplatz kaum verbergen: "Eine Mannschaft, die im gesicherten Mittelfeld steht, wird bestimmt noch hinten reinrutschen. Und das wollen ganz sicher nicht wir sein", sagte der Coach.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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