VfR Garching:Kollektiver Ungehorsam von Ball und Körper

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Seltenes Glanzlicht: Simon Seferings glich für Garching aus, am Schaldinger Sieg änderte das nichts. (Foto: Claus Schunk)

Garching erleidet beim 2:5 in Schalding-Heining einen empfindlichen Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt.

Von Stefan Galler, Garching

Einen Moment lang war die Hoffnung da. Der Traum, dass diese Reise nach Niederbayern doch nicht so verkorkst enden würde für den VfR Garching, wie sie sich bis zu diesem Zeitpunkt angefühlt hatte. 82 Minuten der Regionalligapartie in Schalding-Heining waren vorbei, da traf Florian Pflügler nach einem Eckball für die Gäste per Kopf zum 2:4. Vielleicht ja endlich die Initialzündung für die Garchinger. Doch direkt vom folgenden Anstoß marschierte Schaldings Martin Tiefenbrunner über die rechte Seite, düpierte Sebastian Koch und bediente in der Mitte Lucas Chrubasik. Der hielt nur das Füßchen hin, überwand VfR-Torwart Sebastian Seibold, der den gesperrten Maximilian Engl vertrat - 5:2, der Deckel war drauf, Schalding bejubelte den allerersten Sieg im Kalenderjahr 2019. Und Garchings Trainer Daniel Weber stellte trocken fest: "Jedes Mal, wenn wir eine kleine Antwort parat hatten, haben wir wieder eine aufs Dach bekommen."

Es war von Anfang an nicht das Spiel des Klubs aus dem nördlichen Landkreis München, der zuletzt dreimal in Folge gewonnen und sich dadurch zumindest vorerst auf einen Nicht-Abstiegsplatz vorgearbeitet hatte. "So etwas nennt man wohl einen rabenschwarzen Tag", sagte Weber. "Das muss man hin und wieder akzeptieren. Jetzt heißt es, dieses Erlebnis möglichst schnell zu verarbeiten, damit sich der Lauf nicht ins Negative umkehrt."

Nach einer verhaltenen Anfangsphase brachte eine Standardsituation die Führung für Schalding: Nach einer Freistoßflanke köpfte Onur Alagöz, der Versuch wurde geblockt, doch der zweite Ball fiel erneut Alagöz vor die Füße, der aus sechs Metern keine Mühe hatte, einzuschießen (17.). Kurzzeitig war der VfR nun wach und im Spiel, prompt ließ Orkun Tugbay einen weiten Freistoß aus dem Halbfeld in Richtung Tor fliegen, Simon Seferings, zuletzt dreifacher Torschütze beim 3:2-Sieg im Derby gegen Heimstetten, sprintete heran und köpfte wuchtig zum 1:1 ein (22.).

Für Stabilität sorgte dieses Tor beim VfR indes nicht; Pflügler leistete sich in der Vorwärtsbewegung gegen Schaldings Fabian Schnabel einen Ballverlust, Philipp Knochner bediente Stefan Rockinger, der trocken abschloss - 2:1 (36.). Dass nicht schon zur Pause alles vorbei war, lag an einer guten Parade von Seibold, der einen Schuss von Andreas Jünger glänzend abwehrte (44.).

Doch kurz nach dem Seitenwechsel machte es der Engl-Stellvertreter dann nicht ganz so gut: Eine Ecke von Rockinger faustete Seibold in Richtung Toraus, doch da stand Knochner, der per Kopf den einschussbereiten Alex Kurz bediente - 3:1 (51.). "Ich mache unserem Torwart da nicht alleine einen Vorwurf, die anderen haben nach der missglückten Faustabwehr genug Zeit, die Situation zu klären", sagte Daniel Weber. "Es lag eher daran, dass wir im eigenen Sechzehner mehrmals nicht in der Lage waren, die zweiten Bälle zu klären."

Dazu kam eine unerklärliche Schläfrigkeit. Zwei Minuten nachdem Seibold den VfR zunächst durch eine sehenswerte Abwehr gegen Kurz im Spiel gehalten hatte (68.), unterlief dem eingewechselten Mario Staudigl auf der Außenbahn ein Handspiel, Schalding-Heining führte den Freistoß blitzschnell aus, Rockinger bediente Jünger, der sich die Möglichkeit zum 4:1 nicht entgehen ließ (70.).

Es folgte der eingangs geschilderte Garchinger Hoffnungsschimmer, gefolgt vom abschließenden 5:2 für die Niederbayern. Und eine lange Busfahrt in die Heimat, in deren Verlauf VfR-Trainer Weber das Gesehene analysierte: "Körper und Ball haben uns heute einfach nicht gehorcht. Das gilt für alle meine Spieler." Bei jedem Gegentore hätten die Garchinger selbst ihre Füße unglücklicherweise im Spiel gehabt. Dazu habe Schalding seiner Mannschaft "die Lust am Fußball genommen", so der am Saisonende scheidende Coach. "Bei jedem unserer Rückpässe kam von denen sofort das Pressing-Signal, sie sind hohes Risiko gegangen, um uns unter Druck zu setzen." Und das habe sich letztendlich eben ausgezahlt.

Noch liegt der VfR vier Punkte vor den Relegationsrängen, "es ist nicht viel passiert", findet auch Weber. "Das war ein Schuss vor den Bug, jetzt müssen wir die Suppe wieder auslöffeln und in unsere Erfolgsspur zurückkehren." Die nächsten beiden Gegner haben es allerdings in sich: Am Ostersamstag kommt Bayreuth ins Stadion am See, dann geht es zur Drittplatzierten U 21 des 1. FC Nürnberg. "Das wird ganz schwer", so Weber.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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