VfR Garching:Kein Wunder

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Könnte schwierig werden: Garchings neuer Coach Philipp Bönig, 140-facher Bundesligaspieler, muss aus der neu zusammengestellten Mannschaft möglichst bald eine funktionierende Einheit formen. (Foto: Claus Schunk)

Garching verliert sein erstes Regionalligaspiel unter dem neuen Trainer Philipp Bönig nach 1:0-Führung 1:3 gegen den 1. FC Nürnberg II. Die Leistungssteigerung nach der Pause bringt nicht die erhoffte Wende.

Von Stefan Galler, Garching

Die Fußstapfen sind groß und die Erwartungshaltung ist es ebenfalls, schließlich hat der VfR Garching unter der Leitung von Daniel Weber in den vergangenen zwölf Jahren Großes erreicht. In der vorvergangenen Saison ging der Klub in der Regionalliga Bayern auf Rang vier durchs Ziel. Nun hat Philipp Bönig übernommen und ist nicht der einzige Neue im Team. "Man darf nicht vergessen, dass wir 13 Zugänge haben", sagte Sportdirektor Ludwig Trifellner nach der missglückten Saisonpremiere der Garchinger am späten Samstagnachmittag gegen den 1. FC Nürnberg II. 1:3 (1:3) hieß es am Ende, nachdem sich die Gastgeber eine 1:0-Führung aus der Hand hatten nehmen lassen. Dennoch bleibe man gelassen, so Trifellner: "Mir war klar, dass das nicht von heute auf morgen perfekt klappen wird."

Stürmer Michael Strein, 22, vom FC Bayern II will beim VfR nach zwei Kreuzbandrissen Fuß fassen

Nur zwei Spieler in der Startelf waren auch in der vergangenen Saison unter Weber gesetzt, Philipp Walter und Mike Niebauer. Und das neu formierte Team legte einen guten Start hin, gestaltete die Partie zunächst ausgeglichen und ging mit der allerersten Gelegenheit in Führung: Einen perfekten Pass des spielenden Co-Trainers Matthias Strohmaier, der aus Schweinfurt gekommen war, verwertete Mario Staudigl aus knapp 16 Metern (22.). "Danach haben wir den Faden völlig verloren", sagte Trainer Bönig nach dem Match. Das Drama nahm zehn Minuten nach dem 1:0 seinen Lauf. Zunächst setzte sich Nürnbergs Lukas Schleimer auf der rechten Seite durch, seine Flanke konnte Tobias Stoßberger völlig unbedrängt einköpfeln (32.). Weitere sechs Minuten danach konnten sich die Franken relativ unbehelligt bis in den gegnerischen Strafraum kombinieren, Emre Mert Aslan schloss den Spielzug zum 1:2 ab. Und noch vor der Pause wollte VfR-Verteidiger Ajlan Arifovic den Ball aus dem eigenen Sechzehner klären, bolzte dabei jedoch FCN-Stürmer Robin Heußer an, von dem aus die Kugel ins Garchinger Tor prallte (42.). "Wir haben praktisch Eigentore erzielt, vor allem das dritte Gegentor darf so nicht passieren", bilanzierte Bönig.

In der Pause brachte er den Garchinger Anführer Dennis Niebauer, der allerdings wegen einer langwierigen Verletzung weite Teile der Vorbereitung nicht hatte mitmachen können. Dennoch brachte der mittlerweile 31 Jahre alte Kapitän im zweiten Abschnitt einen Umschwung. "Er ist auch ohne Spielpraxis unglaublich wertvoll für uns", sagte Sportdirektor Trifellner.

Garching machte nun die Musik, der neue Mittelstürmer Maximilian Berwein, der vom Landesligisten FC Garmisch-Partenkirchen gekommen war, brachte aus neun Metern nicht genug Druck hinter den Ball, FCN-Torwart Benedikt Willert ließ nach vorne prallen, doch kein Garchinger kam heran. Dann wurden die Torchancen seltener, ehe es in der Schlussviertelstunde noch mal hoch her ging: Der eingewechselte Elias Kollmann scheiterte an Willert (75.), dann traf Linus Radu mit einem Schlenzer die Querlatte (77.). Aber es half alles nichts, ein Treffer wollte den Gastgebern nicht gelingen. Dafür hätten die jungen Clubberer beinahe noch das 1:4 nachgelegt, Schleimers Schuss zischte knapp am Pfosten vorbei (86.).

Durch die deutliche Leistungssteigerung fiel Bönigs Fazit auch nicht völlig negativ aus: "Besonders in der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, waren überlegen. Und wenn wir noch ein Tor gemacht hätten, wäre da sicher noch was gegangen", sagte der 39 Jahre alte ehemalige Bundesliga-Profi. Der Sportdirektor sah es genauso: "Nach der Pause haben wir mit Mut und Engagement gespielt, alle Hemmungen abgelegt und hätten vier oder fünf Stück machen können", meinte Trifellner, der hofft, dass die Mannschaft dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auch in den nächsten Spielen zeigt, auch wenn er erwartet, dass es noch ein bisschen dauert, bis ein Rad ins andere greift. "Dass der Trainer nur die Hand auflegt und es läuft alles, das gibt es nicht. Er ist ja kein Messias."

Mittlerweile hat Trifellner einen weiteren Zugang an Bord geholt: Michael Strein, 22, Flügelspieler, der zuletzt für den FC Bayern München II gespielt hatte, will nach zwei Kreuzbandrissen beim VfR einen neuen Anlauf nehmen. "Er ist schnell und torgefährlich", sagt der Sportdirektor. Der gebürtige Priener durchlief bei den Bayern alle Jahrgänge und trainiert nun schon seit ein paar Wochen mit den Garchingern. "Ein feiner Typ. Ich hoffe, wir bekommen ihn bis Ende August, Anfang September richtig fit", sagt Trifellner.

© SZ vom 15.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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