VfR Garching:Ganz dumm gelaufen

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"Es hat gekracht": Nach nur zwei Minuten musste Garchings Außenverteidiger Daniel Suck nach einem Kopfball vom Platz, Verdacht auf Bänderverletzung. "Die Mannschaft stellt sich fast von allein auf", sagt Trainer Weber. (Foto: imago/MIS)

Dritte Niederlage binnen einer Woche, zum dritten Mal gegen eine Profi-Reserve. Das 0:1 gegen Fürth tut besonders weh.

Von Matthias Schmid, Garching

Auf der Ersatzbank des VfR Garching begann schon wenige Minuten nach dem Schlusspfiff die Trauerarbeit. Die Spieler des Fußball-Regionalligisten hatten Platz genommen, fast synchron senkten sie ihre Häupter, ihre Schultern hingen schlaff herab, als würde eine unsichtbare Last sie nach unten drücken. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Schuhe auf die Tartanbahn im Garchinger Seestadion flogen, benutzte Tapestreifen, Schienbeinschoner, Trinkflaschen. Alle Spieler warfen wütend und enttäuscht zugleich ihre Sachen von sich. Alle - bis auf Kapitän Dennis Niebauer. Im Stehen verarbeitete er seinen Frust nach der 0:1 (0:0)-Niederlage am Samstag gegen die zweite Mannschaft von Greuther Fürth. Für die Garchinger war es binnen einer Woche die dritte Niederlage nacheinander, die dritte gegen die Reserve eines Profiteams. "Heute", sagte Niebauer kopfschüttelnd, "hätten wir niemals verlieren dürfen. Es war ein typisches 0:0-Spiel."

In der Tat war es das, ein Spiel auf sehr mäßigem Niveau, mit viel Krampf und wenigen Torchancen. Alle Garchinger kamen am Ende auch zu dem immer wiederkehrenden Schluss: Alles ist gegen die Gastgeber gelaufen. "Das ist sehr ärgerlich", sagte Kapitän Niebauer.

"Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen", so lautet Murphys Gesetz. Es geht auf den amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy zurück. Es fand sich unter den Garchingern aber niemand, den man damit hätte trösten können. "Das war eine traurige Woche für uns", klagte Cheftrainer Daniel Weber. Die Unbill begann schon nach zwei Minuten, als Daniel Suck so unglücklich nach einem Kopfball auf dem Rasen aufgekommen war, dass der Außenverteidiger umknickte. "Es hat gekracht", konkretisierte Niebauer. Vermutlich das Außenband. Er fügte betroffen hinzu: "Hoffentlich ist Daniel nicht so schlimm verletzt." Torwart Kai Fritz hatte lautstark und unverzüglich eine Trage angefordert. Auf dieser wurde Suck dann vom Platz getragen und zur Kernspintomografie gefahren.

Es war ein Nachmittag, an dem neben Murphy's Law noch weitere Weisheiten verbreitet wurden. Zum Beispiel jene des Fußball-Philosophen Andreas Brehme: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." Auch Sucks Stellvertreter Dominik Hepp musste nämlich verletzt wieder raus, nach 28 Minuten blieb er auf dem Rasen liegen und griff sich ans linke Knie, er probierte es noch ein paar Minuten, bevor er vom Platz humpelte. Die Patellasehne mache ihm schon länger Probleme, erzählte Weber später. "Ohne Aufwärmen ins Spiel zu kommen, war Gift für ihn." Mit 0:0 gingen die Mannschaften in die Pause.

Danach hörten die Hiobsbotschaften aber nicht auf für Garching. Zunächst hielt Fürths Torhüter Timo Königsmann einen sogenannten Unhaltbaren, indem er einen satten Volleyschuss von Mario Staudigl aus acht Metern mit einem irren Reflex zur Ecke lenkte (52.). Dann sah Semi Balkahia zwei Minuten später nach wiederholtem Foulspiel die gelb-rote Karte (68.). "Für mich war das nichts", beschrieb Weber die Szene, die zum Platzverweis führte. Und beim Gegentor in der 68. Minute sah es so aus, als hätte Loriot Regie geführt. Nur weil Garchings Innenverteidiger Silas Göpfert ausrutschte, kam Christian Heinloth zum Torschuss, den Torwart Fritz nicht mehr abwehren konnte. "Dümmer hätte es wirklich nicht für uns laufen können", fasste Weber den Nachmittag zusammen.

Eine plausible Erklärung hat der 44-Jährige für die drei sieglosen Spiele nicht parat, nachdem seine Mannschaft zuvor mit 20 Punkten in der Regionalliga überrascht hatte. Er zog seine Schultern nach oben, als er kundtat: "Wir machen nichts anders." Es ist aber so, dass ihm die wachsende Verletztenliste die Arbeit erschwert. Neben Suck und Hepp fallen auch noch Manuel Eisgruber und Zvonimir Kovac aus. "Die Mannschaft stellt sich fast von allein auf", sagt Weber, der aber gleich nachschiebt, dass alle Spieler im Kader regionalligatauglich seien. Dennis Niebauer will sich auch nicht mit Hadern aufhalten. Jeder einzelne, hebt der 30-Jährige hervor, müsse "das Glück wieder mehr erzwingen".

Gegen Fürth sah es phasenweise ganz ansehnlich aus, wie sich Garching durchs Mittelfeld kombinierte. Weber allerdings ahnte nach der Partie schon, dass sie mit spielerischer Leichtigkeit die Wende zum Guten nicht hinkriegen werden. "Die feine Klinge reicht jetzt nicht mehr, wir müssen uns jetzt in die Spiele reinkämpfen und brauchen das Spielglück zurück." Am besten schon am nächsten Spieltag, wenn die Begegnung beim FC Unterföhring ansteht, "ein Derby", wie Weber betont. Alles sei da möglich. Im Moment will er von einer Favoritenrolle nichts wissen, im Gegenteil: "Das wird kein Selbstläufer." Als er das sagte, rannten und hüpften die Auswechselspieler hinter seinem Rücken auf dem Rasen. Tempoläufe, Hampelmänner, solche Dinge. Niemand verletzte sich. Das ist die gute Nachricht: Alles ging dann doch nicht schief an diesem Nachmittag.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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