Verpasste Chance:Zu leise für den Aufstieg

Lesezeit: 3 min

Schwer getroffen: Der FC Erding verpasst den sehnlichst erhofften Landesliga-Aufstieg, weil er seine Überlegenheit nicht in ausreichend Tore ummünzt. (Foto: Falk Heller)

Der FC Erding unterliegt auch im Rückspiel dem TSV Kastl und verpasst den Landesligaaufstieg. Wieder rächt sich die schlechte Chancenverwertung des Teams von Trainer Rainer Elfinger

Von Christian Bernhard, Erding

Gianluca Simari war sauer, sehr sogar. Wie ein Rohrspatz schimpfte der Spieler des FC Erding am Sonntagnachmittag, als er sich in der Halbzeit auf den Weg in die Kabine machte. Dabei führte seine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt 1:0, nur ein Tor fehlte ihr im letzten Relegationsspiel gegen den TSV Kastl (Bezirksliga Oberbayern Ost) zum Aufstieg in die Landesliga. Sein Groll galt auch nicht seinen Mitspielern oder dem Gegner, er war an das Heimpublikum adressiert, das seiner Meinung nach zu ruhig war. In der Tat waren fast nur Gäste-Anhänger zu hören, es schien, als sei das ganze Dorf nach Erding gereist. 45 Spielminuten später jubelte endgültig der TSV, der nach dem 3:1 im Hinspiel auch das Rückspiel für sich entschieden hatte, diesmal mit 2:1.

Erdings Trainer Rainer Elfinger wollte seinen Spielern keinen Vorwurf machen, "wir haben leidenschaftlich gespielt und die klar bessere fußballerische Leistung gebracht", sagte er. Vom Gast sah er "wenig, aber das Wenige haben sie einfach gemacht". Entscheidend in den zwei Partien sei die schlechte Chancenverwertung seiner Mannschaft gewesen. "Wir haben genügend Torchancen generiert, haben sie aber nicht genutzt. Daran lag es. Punkt. Aus."

Die Erdinger hatten von Beginn an das Spiel gemacht und bereits in der vierten Minute die große Chance zur Führung: Nach einem Eckball bekam Anto Bonic aus drei Metern Entfernung den Ball per Kopf aber nicht ins Tor. Nur vier Minuten später wurde es im Gäste-Strafraum erneut gefährlich, als Simari von links in den Strafraum zog und mit links abschloss, sein Schuss ging allerdings knapp am langen Pfosten vorbei. Die zahlreich mitgereisten TSV-Anhänger, viele davon in extra für die Relegation angefertigten T-Shirts, feierten jeden Ballgewinn und Befreiungsschlag ihrer Mannschaft lautstark, strukturierte Offensivbemühungen ihres Teams bekamen sie aber kaum zu sehen. Es spielte nur der FCE, die seltenen Konter der Gäste aus der Nähe von Burghausen versandeten meist vor dem Erdinger Strafraum. In Minute 32 belohnten sich die Gastgeber, nachdem zehn Minuten zuvor Hinspiel-Torschütze Tobias Bartl einen Steilpass ins Strafraumzentrum nur um Zentimeter verpasst hatte: Kapitän Sebastian Sattelmayer nahm sich aus knapp 20 Metern ein Herz und beförderte den Ball mit einem sehenswerten Schuss ins linke Eck. Kurz vor dem Pausenpfiff hätten die Erdinger ihre verdiente Führung beinahe ausgebaut, Bartls Schuss nach einem TSV-Ballverlust im Mittelfeld wurde aber zur Ecke geblockt (43.).

Auch die zweite Hälfte stand zu Beginn im Zeichen des FC, die Gäste kloppten schon in der 50. Minute die Bälle rund um ihren Strafraum weit nach vorne. Nach einer von Tobias Urban vergebenen Chance (53.) kamen sie aber wie aus dem Nichts zum Ausgleich: Andreas Lahner köpfte den Ball nach einem Freistoß ins Tor (56.) - und löste so Jubelstürme auf und neben dem Platz aus. Es schien, als hätte die Heim-Mannschaft getroffen, so groß war der Jubel. Der Gegentreffer traf die Erdinger sichtlich, die spielerische Dominanz war verflogen, Hektik prägte nun die Partie. Elfinger beorderte den kopfballstarken Innenverteidiger Fabian Aupperle ins Sturmzentrum, doch die spielerische Leichtigkeit war total weg.

Und trotzdem hätte es noch einmal richtig spannend werden können: Cenk Imsak ging im Gäste-Strafraum zu Boden (77.), der Elfmeterpfiff des Schiedsrichters blieb aber aus. Das brachte Elfinger und seine Spieler in Rage, der Trainer bezeichnete die Entscheidung hinterher als "lächerlich" und als Knackpunkt der Partie. Drei Minuten später fiel die Entscheidung - allerdings auf der anderen Seite: Dominik Grothe traf zum 2:1 für Kastl, die Relegation war entschieden.

Elfinger wird also einen neuen Anlauf in der Bezirksliga nehmen, er hatte bereits Ende April angekündigt, auch in der kommenden Saison den FC Erding zu trainieren - unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit. Ihm sei vom Verein zugesichert worden, dass sich in Erding "strukturell einiges ändern" wird, erzählte er damals. Nun, Minuten nach der bitteren Relegations-Entscheidung, verkündete er, dass der Kader für die kommende Saison bis auf "ein, zwei Veränderungen" bereits stehe. "Wir werden voll angreifen", versicherte er, "und alles probieren, uns die Relegation zu ersparen." Er meinte damit den direkten Aufstieg.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: