Unterföhring gegen 1860 II:Hoffen auf den Lerneffekt

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Ein Kunstwerk in Rot und Blau: Peter Beierkuhnlein (links) und Mohamad Awata wirken in dieser Szene, als hätte ein Regisseur sie mühsam so hindrapiert. Sogar der Ball ist farblich passend. Die Partie der kleinen Löwen gegen den SV Heimstetten am Sonntag ist derart hohen ästhetischen Ansprüchen nicht immer gerecht geworden. (Foto: Claus Schunk)

Junge Löwen unterliegen 0:1 gegen Heimstettens "Herren-Mannschaft".

Von Christian Bernhard, München/Kirchheim

Wolfgang Schellenberg wusste, was ihn erwarten würde. Die erste Mannschaft des TSV 1860 München hatte am Tag zuvor gespielt, und ist am Dienstag schon wieder im Einsatz. Klar, dass es für den Trainer der zweiten Mannschaft der Löwen da keine große personelle Verstärkung von oben geben würde. Lino Tempelmann etwa, der beim 2:2 gegen Kirchanschöring in der vorigen Woche ein Tor erzielt hatte, spielte erstmals von Beginn an für die Bierofka-Elf - und stand Schellenberg damit am Sonntagnachmittag gegen den SV Heimstetten nicht zur Verfügung. Das TSV-Durchschnittsalter diesmal: 19,1 Jahre. Diese junge Mannschaft verlor erstmals, 0:1 hieß es auf Platz fünf am TSV-Trainingsgelände.

Christoph Schmitt freute sich über das Match an der Grünwalder Straße. Der SVH-Trainer war mit der Leistung seiner Elf in Wolfratshausen (1:1) nicht einverstanden gewesen. "Sie haben es nicht ernst genommen", fand er rückblickend. "Wenn du bei den Löwen spielst, gehst du so ein Spiel anders an." Schmitt fand es auch "in Ordnung", was sein Team den 200 Zuschauern bot: "Da war mehr Geschwindigkeit drin."

Die kleinen Löwen bereiteten den Gästen zu Beginn Probleme, da sie früh anliefen und so einen kontrollierten Spielaufbau verhinderten. Defensiv standen sie 20 Minuten lang gut. Je länger die Halbzeit dauerte, desto wackliger wurde das TSV-Defensivgebilde aber. Schellenberg wies seine Spieler immer wieder an, das Zentrum zu verdichten und stellte das System um, doch es half wenig: Die Heimstettener kamen zu guten Chancen. Kapitän Daniel Steimel beförderte den Ball nach einem Tohuwabohu im Löwen-Strafraum aus wenigen Metern am linken Pfosten vorbei (32.), drei Minuten später zeigte Orhan Akkurt, warum er der gefährlichste Bayernliga-Stürmer ist: Nach einem Angriff über die rechte Seite packte er am Elfmeterpunkt einen sehenswerten Seitfallzieher aus, den Löwen-Torhüter Tom Kretzschmar stark über die Latte lenkte. Fast im Minutentakt tauchten die Gäste nun gefährlich im TSV-Strafraum auf, Kretzschmar bewahrte seine Mannschaft mit einer weiteren Glanzparade gegen einen Akkurt-Kopfball (41.) vor dem Pausen-Rückstand. "Wir waren froh, mit einem 0:0 in die Pause zu gehen", sagte Schellenberg, sein Team habe die Defensivarbeit etwas vernachlässigt.

Der Trainer reagierte in der Halbzeit und brachte Lucas Genkinger sowie Tobias Steer ins Spiel, Bachschmid und Türk mussten raus. Beide Wechsel waren geplant, alle vier sollten je 45 Minuten spielen. Die verdiente SVH-Führung konnten aber auch die Neuen nicht verhindern: Steimel verschaffte sich mit einer Finte auf der rechten Seite Platz und bediente im Strafraum Lukas Riglewski, der den Ball mit rechts elegant ins linke Eck schlenzte (57.) Schellenberg stellte erneut um, diesmal auf ein 4-3-3, doch klare Torchancen erspielten sich die Blauen kaum. Die Laufarbeit sei nach der Pause besser gewesen, so der TSV-Trainer, "allerdings waren wir dann bei Ballbesitz zu unruhig. Unser Spiel nach vorne war nicht mehr so zwingend".

Heimstetten ließ noch einige gute Konterchancen liegen, konnte sich dann aber trotzdem über den ersten Saisonsieg freuen. Der Dreier sei "wichtig für den Kopf gewesen", betonte Schmitt. Schellenberg unterstrich, dass solche Partien wichtig für die Entwicklung seiner Spieler seien. "Sie lernen, wie man den Körper reinstellen muss", dass man nicht auf einfache Finten wie beim 0:1 hereinfallen dürfe. Das hätten "Herren-Spieler" seinen Jungs voraus. Druck baute er nach dem dritten sieglosen Spiel nicht auf, "uns war allen klar, dass es eine sehr schwierige Saison wird". Er sieht die Situation positiv: "Normalerweise entwickeln sich so junge Spieler anhand solcher Partien relativ schnell." Jedenfalls wissen sie, was sie nächstes Wochenende in Landsberg erwartet: Eine "gestandene Herren-Mannschaft", sagte Schellenberg und lächelte.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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