Überraschungssieger im Bayernliga-Derby:Ausgerechnet gegen Ismaning

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Kopf, Ball, Kopf: Heimstettens Lukas Riglewski (links) und Ismanings Nils Ehret nehmen die Kugel in die Mitte. (Foto: Claus Schunk)

Tabellenführer Heimstetten kassiert die erste Niederlage seit August. Bastian Fischer erzielt beide Tore beim 2:1 für die Gäste, die sich von den Abstiegsplätzen absetzen.

Von Stefan Galler, Kirchheim/Ismaning

Der Jubel fiel moderat aus, die Spieler vermittelten eher den Eindruck von tiefer Erleichterung als von unbändiger Freude. Kurze Umarmungen und flüchtiges Abklatschen mit dem Gegner, kein Siegergeschrei, schon gar keine hämischen Gesänge gegenüber dem Lokalrivalen: Spieler und Verantwortliche des FC Ismaning kosteten ihren 2:1 (1:1)-Derbyerfolg beim souveränen Tabellenführer der Bayernliga Süd, dem SV Heimstetten, nicht übertrieben aus, sondern gingen sehr schnell in die nüchterne Analyse: "Die Mannschaft ist zuletzt enger zusammengerückt", sagte Maximilian Siebald nach dem Abpfiff. "Wir haben als Mannschaft verteidigt, uns gegenseitig geholfen, das war in der Hinrunde fast gar nicht der Fall", erzählte der FCI-Kapitän. "Es war ein verdienter Sieg für uns. Im ersten Abschnitt haben wir es nur phasenweise hinbekommen, was wir uns vorgenommen hatten", analysierte Ismanings Trainer Rainer Elfinger, von 2011 bis 2014 Chefcoach beim SVH. "Im zweiten Durchgang hat das aber richtig gut ausgesehen, und wir haben taktisch eine richtig gute Vorstellung abgeliefert."

Der aktuelle SVH-Coach Christoph Schmitt war nach der ersten Pleite seit dem 26. August und 17 Spielen ohne Niederlage sichtlich bedient: "Wir wussten, dass unsere Serie irgendwann reißen würde. Aber es hätte nicht ausgerechnet gegen Ismaning sein müssen", sagte Schmitt, der angesichts von nun elf Punkten Vorsprung auf den Tabellendritten DJK Vilzing (der Zweite Pullach hat seinen neuerlichen Aufstiegsverzicht bereits erklärt) schon mal vorsorglich warnend den Zeigefinger hob: "Es hat sich in der vergangenen Woche auch in den Trainingseinheiten abgezeichnet, dass ein bisschen der Drive fehlte. Allerdings muss ich auch feststellen, dass die Niederlage nicht verdient ist."

Dieses Fazit bezog sich allerdings vor allem auf die zweiten 45 Minuten, "unsere erste Halbzeit war ganz schlecht", gab Schmitt zu. In der Tat schaffte es Ismaning nach wenigen Minuten, das Kommando zu übernehmen. Zwar traf der Japaner Kazuki Date in der neunten Minute die Latte, doch den ersten Treffer erzielte Ismanings Bastian Fischer, der die Übersicht behielt, als es die Heimstettener zweimal nicht schafften, zu klären - Fischer schloss aus elf Metern flach ab. Kurz danach vergab FCI-Torjäger Mijo Stijepic nach einem Fehler von Peter Beierkuhnlein sogar noch die Chance zum 0:2 (14.), ehe sich das Geschehen etwas beruhigte.

Heimstetten hat in der Offensive seine Leichtigkeit verloren

Der SVH suchte seine Chance, kam jedoch nicht wirklich in aussichtsreiche Positionen. Dann zeigte sich einmal mehr die Cleverness von Orhan Akkurt, der sich im Zweikampf mit Nils Ehret in der Nähe des Ismaninger Strafraums geschickt fallen ließ und dafür von Schiedsrichter Jonas Schieder einen Freistoß geschenkt bekam. "Der hat keine Chance auf den Ball und lässt sich einfach hinfallen", brüllte der verzweifelte FCI-Torwart Sebastian Fritz, doch das beeindruckte Sebastiano Nappo wenig: Der Top-Torjäger der Bayernliga drehte den Freistoß zum 1:1 in den Torwinkel - sein 23. Saisontreffer (33.). Nach der Pause waren die Gastgeber überlegen, doch es fiel immer deutlicher auf, dass insbesondere in vorderster Reihe die Leichtigkeit fehlte. Vor allem Lukas Riglewski verhaspelte sich immer wieder, suchte zu selten den direkten Abschluss. "In der Vorbereitung hat Luki noch getroffen, wie er wollte. Jetzt macht er immer einen Haken zu viel, die Selbstverständlichkeit ist ein bisschen weg", sagte Trainer Schmitt. Und so blieben die wenigen Heimstettener Gelegenheiten ungenutzt. Dafür schlug Ismaning eiskalt zu. Nach Flanke von Anton Siedlitzki köpfte Fischer den Ball aufs Tor, der Aufsetzer wurde immer länger und tropfte ins Netz (69.). Fischer freute sich über seinen Doppelpack und das für ihn seltene Ereignis eines Kopfballtores, während Schmitt haderte: "Das Tor fiel zu einem saublöden Zeitpunkt."

Es folgte eine turbulente Schlussphase, in der zumindest vorübergehend so etwas wie Derbystimmung bei den knapp 200 Zuschauern aufkam. Als Nappo mit einem 18-Meter-Schuss Keeper Fritz zu einer Glanzparade zwang, lag der kurz zuvor eingewechselte Ismaninger Oliver Stefanovic an der Seitenlinie schreiend am Boden: Er war mit den Stollen im Boden hängen geblieben, hatte sich die Kniescheibe ausgerenkt und womöglich Bänderverletzungen zugezogen - er kam ins Krankenhaus, eine Diagnose wird für Montag erwartet.

Der Verletzungsschock trübte die Freude bei den Gästen doch deutlich, auch ein Grund dafür, dass es eben nicht zu übertriebenen Jubelexzessen kam. "Jetzt haben wir mehr Luft auf die Abstiegsplätze. Da hinten gehören wir auch definitiv nicht hin", sagte Kapitän Siebald. Trainer Elfinger ergänzte: "Langsam kommen wir in Tabellenregionen, wo wir hinwollen."

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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