Türkgücü München:Der Weihnachtsmeister zieht aus

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Tänzchen gefällig? Die Münchner Patrick Hasenhüttl und Kasim Rabihic (v. li.) wollen Buchbachs Kapitän Maximilian Hain (re.) nicht mitspielen lassen, wenig später trifft Hasenhüttl zum 2:1. Damit verabschiedet sich Türkgücü mit einem weiteren Sieg vom Heimspielort Heimstetten. (Foto: Claus Schunk)

Im letzten Heimspiel im Heimstettener Sportpark steigert sich der Bayernliga-Tabellenführer nach einer mäßigen ersten Halbzeit und gewinnt 4:1.

Von Jonas Kraus, München

Noch steht das Weihnachtsfest nicht unmittelbar vor der Tür, der sichtbar gestiegene Glühwein-Konsum in Deutschlands Innenstädten und die merkbare Zunahme an vermeintlich festlichem Gedudel im Radio lassen aber darauf schließen, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, seinen Wunschzettel ans Christkind abzusenden. Reiner Maurer, Trainer von Türkgücü München, wird in diesem Jahr eher nicht zu Stift und Papier greifen. Nicht nur, weil der 59-jährige Fußballlehrer für diese Tradition wohl etwas zu alt ist, sondern weil schlicht kein Bedarf besteht. Er sei "wunschlos glücklich", sagte er am Samstag, nachdem sein Team gerade eben den TSV Buchbach mit 4:1 abgefertigt hatte und dadurch in der Regionalliga mit acht Punkten Vorsprung auf Verfolger Schweinfurt überwintert.

Dass der Abstand "nur" acht und nicht elf Punkte beträgt, war der einzige kleine Wermutstropfen am Wochenende, vor allem, weil die "Schnüdel", wie die Schweinfurter genannt werden, einen 0:3-Rückstand gegen Memmingen sehr spät noch in ein 4:3 umbogen. "Wir schauen sowieso nur auf uns", sagte Maurer, nachdem er von der Aufholjagd gehört hatte. Und sein Team haben die Hausaufgaben gemacht.

Damit hatte der Fußballlehrer recht, denn wenngleich seine Mannschaft nicht die beste Saisonleistung gezeigt hatte und in der ersten Halbzeit den giftig agierenden Gästen spielerisch sogar unterlegen war, reichte es am Ende zum klaren 4:1-Erfolg. Entscheidend für den zehnten Sieg aus den jüngsten elf Spielen war der starke Auftritt von Yasin Yilmaz, 30, der sich nach einer für ihn schwierigen Hinrunde per Doppelpack zum Matchwinner krönte.

Der dienstälteste Türkgücü-Spieler verbrachte in dieser Saison mehr Zeit auf der Ersatzbank, als ihm lieb ist, vom Status des unumstrittenen Stammspielers ist er weit entfernt. Damit ist er unzufrieden, das ist kein Geheimnis. "Klar würd ich gerne öfter spielen", sagte er. Anders als sein Trainer äußerte er einen klaren Weihnachtswunsch. Yilmaz ist aber nicht naiv, er weiß, dass er es schwer hat, zumal er einem regulären Beruf nachgeht und so weniger trainieren kann als seine Profikollegen. Dennoch: "Ich möchte es dem Trainer schwierig machen, mich draußen zu lassen."

Gegen Buchbach jedenfalls sammelte Yilmaz Argumente in eigener Sache - wenngleich auch er im ersten Durchgang eine durchwachsene Leistung zeigte. Zwar ging der Tabellenführer früh durch Furkan Zorba (9.) in Führung, danach aber häuften sich Ungenauigkeiten im Spiel der Münchner. "Einige waren müde, vor allem im Kopf", sagte Trainer Maurer. Buchbach nutzte das, erspielte sich vor 659 Zuschauern gute Chancen und schaffte durch Aleksandro Petkovic den verdienten Ausgleich (42.). Dieser hatte jedoch nur drei Minuten Bestand, noch vor der Pause gelang Patrick Hasenhüttl nach einer Flanke mit etwas Glück das 2:1 (45.).

Auch im zweiten Durchgang hielt Buchbach anfangs mit, eine Überraschung wie beim 2:1-Sieg im Hinspiel schien zunächst tatsächlich möglich zu sein. Dann aber verfiel die Hintermannschaft des Außenseiters in besinnliche Weihnachtsstimmung und schenkte Yilmaz mit einem Abwehrfehler das 3:1 (57.). Danach war die Spannung raus. Türkgücü spielte mit der Routine des Tabellenführers, Yilmaz besorgte mit seinem zweiten Treffer noch den Endstand (87.).

"Das war ein schöner Abschluss heute", sagte der Doppeltorschütze hernach. Für ihn und seine Teamkollegen ging am Samstag eine kleine Ära zu Ende, nach eineinhalb Jahren, in denen Türkgücü seine Heimspiele im Sportpark Heimstetten ausgetragen hat, ziehen die Münchner ins Grünwalder Stadion. "Darauf freuen sich schon alle", verriet Yilmaz, der aber auch zugab, die Winterpause herbeizusehnen.

Bis diese beginnt, muss sich der Mittelfeldspieler aber etwas gedulden. Eine Woche lässt Reiner Maurer noch in vollem Umfang trainieren, Grundlagenausdauer steht auf dem Programm. Der Vorsprung scheint komfortabel, Schludrigkeiten will sich im Verein aber niemand erlauben. Noch sei nichts entschieden, meinte Maurer, als ihm Buchbachs Trainer Markus Raupach auf der Pressekonferenz bereits zur Meisterschaft gratulierte. "Wichtig ist, wer im Mai oben steht", sagte Trainer Maurer. "Bisher sind wir höchstens Weihnachtsmeister."

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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