Türkgücü-Ataspor:Manchmal halbherzig

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Unbequemer Gegner: Rains Max Bär (in Rot) geht mit vollem Einsatz in den Luftkampf mit Türkgücü-Routinier Sebastian Mitterhuber. (Foto: Claus Schunk)

Der Bayernliga-Spitzenreiter gibt gegen den bissigen TSV Rain in Überzahl eine 1:0-Führung aus der Hand. Trainer Andreas Pummer kritisiert die mangelhafte Einstellung, bleibt in seiner Wortwahl aber moderat.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Arbeitsreich war er, dieser heiter bis wolkige Sonntagnachmittag im Sportpark Heimstetten. Der SV Türkgücü-Ataspor, souveräner Tabellenführer der Bayernliga Süd, musste sich richtig quälen im Wettstreit mit dem TSV Rain/Lech, dem Sechsten der Rangliste. Am Ende war man zwar mit zwei Mann in Überzahl, dennoch musste sich der designierte Aufsteiger mit einem 1:1 (0:0) begnügen. "Das ist Fußball, der Gegner hat eine gute Mannschaft und hat es auch gut gemacht. Da muss man auch mal mit einem Punkt leben", bilanzierte Coach Andreas Pummer.

Dass es kein Selbstläufer war gegen die nimmermüden Gäste, lag einerseits an der Tatsache, dass man beim Spitzenreiter manchmal das Gefühl hatte, die Akteure wären nicht ganz auf Betriebstemperatur. Dazu passte, dass Ünal Tosun nach einer guten halben Stunde versuchte, seine Kollegen wach zu bekommen: "Ihr müsst jetzt alle hochfahren", rief er über den Platz. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Türkgücü nur eine einzige zwingende Chance gehabt, Luca Odak hatte von der halbrechten Seite den Pfosten getroffen (18.). "Wir waren viel zu verhalten, das ist manchmal unerklärlich", fand Pummer.

Und so waren es Mitte der ersten Halbzeit die rot gekleideten Gäste, die auf sich aufmerksam machten. Nicht nur fußballerisch, auch durch die lautstarken Anweisungen von Trainer Daniel Schneider, der jede Schiedsrichterentscheidung kommentierte und sich auch mit Türkgücü-Verteidiger Fabio Leutenecker in den verbalen Infight begab.

Doch nicht nur der Wortanteil der Rainer wurde höher, jetzt hatten sie auch Chancen, etwa durch Johannes Müller, dessen Abschluss deutlich am hinteren Eck vorbei ging (26.). Später prüfte abermals Müller SV-Torwart Issa Ndiaye, der zwischenzeitlich nicht den sichersten Eindruck gemacht hatte; diesmal aber packte der Keeper zu (42.). Die beste Chance in der Schlussphase der ersten Halbzeit hatte dann noch einmal der Spitzenreiter: Yasin Yilmaz nutzte einen Abwehrfehler der Gäste, marschierte in den Strafraum und zwang Rains Keeper Kevin Maschke zu einer Fußabwehr (45.). Wie Türkgücü den ersten Durchgang aufgehört hatte, so begann die Pummer-Elf dann auch in Hälfte zwei: Yilmaz zirkelte einen Freistoß aus knapp 20 Metern aufs rechte untere Toreck, Keeper Maschke klärte zum Eckball. Und leistete sich dann einen folgenschweren Fehler, als er diesen in einem Pulk von Leuten unterlief. Am hinteren Pfosten stand Masaaki Takahara und traf ohne Probleme ins leere Tor (48.). Der Japaner hatte erst vor wenigen Tagen seinen Vertrag beim ambitionierten Münchner Klub um ein Jahr verlängert.

Als Rains Andreas Götz wegen einer Tätlichkeit gegen Jakub Dora in der 63. Minute glatt Rot sah, schien die Sache gelaufen zu sein. Doch die Gäste vom Lech rappelten sich noch einmal auf, so mancher unter den 250 Zuschauern fühlte sich an das Spiel gegen den TSV 1860 II im Herbst erinnert, als man in Überzahl nach 1:0-Vorsprung den Ausgleich kassierte. Prompt leistete sich Keeper Ndiaye bei einem Querschläger eine Unsicherheit, die Kugel ging knapp neben den Kasten (71.). Und in der 80. Minute ließ die versammelte Hintermannschaft Türkgücüs dem eingewechselten Julian Brandt an der Strafraumgrenze zu viel Platz, sein Schlenzer hätte auch dem Nationalspieler gleichen Namens alle Ehre gemacht - der Ball schlug rechts im Winkel zum 1:1 ein. "Da stehen zwei von unseren Leuten, beide gehen nur halbherzig hin", schimpfte Pummer.

In der Schlussphase hatte Orhan Akkurt noch eine gute Kopfballchance (85.), dann musste auch noch Rains Michael Knötzinger vorzeitig vom Platz (Gelb-Rot/90.+1). Doch Türkgücü kam auch gegen neun Gegner nicht mehr zum Siegtor, der Vorsprung in der Tabelle ist dennoch weiter komfortabel. "Nix passiert, alles okay", so Pummer.

Zumindest eine richtig gute Nachricht gab es für den Verein am Wochenende noch: Mit dem SV Heimstetten hat man sich darauf geeinigt, auch in der nächsten Saison die Heimspiele im Sportpark auszutragen. Es fehlt nur noch die Zustimmung des Kirchheimer Gemeinderates.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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