TSV Unterhaching:Solo statt Tandem

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„Die Motivation ist da, so schnell wie möglich wieder erste Liga zu spielen“: Geschäftsführer Mihai Paduretu, 53, als Trainer mit Haching viermal Pokalsieger, gibt sich kämpferisch. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem Ende der Alpenvolleys macht der TSV Unterhaching allein in der zweiten Liga weiter. Der Aufstieg ist das Ziel.

Von Katrin Freiburghaus

UnterhachingEs war ruhig geworden um Unterhachings Volleyballer, nachdem sie sich 2014 mangels Sponsoren aus der ersten Bundesliga zurückgezogen hatten. Eher unauffällig hatten sie sich zurück in die zweite Liga gespielt und keine akuten Erstliga-Ambitionen geäußert. Dann wurden sie 2017 Lizenzgeber eines bislang einzigartigen Projekts. Die Hypo Tirol Alpenvolleys Unterhaching bündelten als länderübergreifende Kooperation ihre Erfahrung, Infrastruktur (Unterhaching, Innsbruck) und Finanzkraft (Innsbruck) für drei sportlich erfolgreiche Erstliga-Jahre.

Von Liga-Seite war das auch deshalb unterstützt worden, weil man sich eine Wiederbelebung des Standorts Unterhaching davon versprach, der bis auf ein tragfähiges Sponsorennetzwerk ja im Grunde immer alles mitgebracht hatte, was nötig war. Dass der Stammverein aus dem Münchner Süden nach dem Ausstieg der Österreicher auf eigene Faust keine Erstliga-Lizenz für die kommende Saison beantragt, legt indes nahe, dass die Kooperation die Unterhachinger in diesem neuralgischen Punkt nicht nachhaltig vorangebracht hat.

"In der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation ist es für uns nicht möglich, eine Mannschaft mit einem Etat für die erste Bundesliga auszustatten", sagt Hachings Geschäftsführer Mihai Paduretu. Dass Volleyball in Unterhaching jedoch "unverändert seinen Platz hat", wie Paduretu betont, hätten die im dritten Jahr steigenden Zuschauerzahlen gezeigt. Auch das Sponsoreninteresse sei zuletzt verstärkt vorhanden gewesen. Allein: Zu Unterschriften kam es nicht, woran die aktuelle wirtschaftlich unklare Lage ihren Anteil hatte, aber nicht allein schuld war, wenn man die Einschätzungen aus Innsbruck mit einbezieht.

Dass das Projekt nun schmucklos beendet ist, sei "schade", sagt Paduretu. "Im ersten Jahr mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten, weil viele hier nicht verstanden haben, was das Konzept ist - im dritten Jahr hat es dann voll durchgeschlagen."

Was von dieser Episode langfristig in Unterhaching hängen bleibt, ist vor dem Hintergrund der grassierenden Corona-Ratlosigkeit momentan schwer auszumachen. Klar ist, dass die Alpenvolleys künftig auch als Unterstützer des Zweitliga-Teams ausfallen, das fortan wieder als TSV Unterhaching antritt. Davon abgesehen war die Verzahnung des formal als Alpenvolleys II geführten Teams mit den Profis aber nicht sehr eng. Die einen trainierten in Österreich, die anderen in Unterhaching; letztlich schaffte lediglich ein Talent den Wechsel in den Profi-Kader. Jonas Sagstetter strich allerdings nach einer Saison die Segel und zog nach Eltmann weiter - der Sprung aus dem oberen Zweitliga-Mittelfeld zu einer Mannschaft mit Final-Ambitionen war schlicht zu groß.

Paduretu verwehrt sich dennoch gegen den Vorwurf, mit dem Versuch gescheitert zu sein, ein Perspektiv-Team aufzubauen: "Ich würde nicht sagen, dass es nicht geklappt hat. So etwas braucht nur Zeit." Zeit, die am Ende zu teuer wurde. Paduretu stellt sich nun vorerst auf eine Durststrecke von einem Jahr ein, "während der wir vielleicht nur trainieren dürfen". Die mittelfristigen Ziele klingen allerdings sehr vertraut. "Wer mich kennt, würde mich nicht ernst nehmen, wenn ich sage, dass nur noch Freizeit-Volleyball in Unterhaching gespielt wird", sagt er und fügt hinzu: "Die Motivation ist da, so schnell wie möglich wieder erste Liga zu spielen."

Vielleicht bleibt also dies festzuhalten: Hachings Interesse am Sprung zurück nach oben haben die drei Jahre in der Tandem-Version zumindest nicht geschadet.

© SZ vom 16.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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