TSV Unterhaching:Routinierte Rasselbande

Lesezeit: 3 min

Einer, zu dem die Jüngeren aufschauen können: Roy Friedrich, 29, zuletzt drei Jahre in Herrsching, gewann mit Unterhaching dreimal den DVV-Pokal. (Foto: imago/Oryk HAIST)

Hachings Zweitliga-Volleyballer bekommen ein Gesicht. Die Mannschaft um Roy Friedrich, 29, soll zum Talentpool für die Hypo Tirol Alpenvolleys werden.

Von Sebastian Winter, Unterhaching

Es ist schon erstaunlich, wie ruhig es um die Volleyballer des TSV Unterhaching war, also um den Aufsteiger in die zweite Liga. Immerhin ist die Mannschaft nach vier Meisterschaften in Serie binnen vier Jahren aus der Landesliga nach oben geprescht. Doch mit welchem Kader, welchen Trainern, welchen Zielen jenes Volleyball-Team, das 2014 mangels Hauptsponsor den Rückzug aus dem Erstliga-Profigeschäft antreten musste, nun in die zweithöchste deutsche Spielklasse zurückkehrt, war lange völlig unklar. Der Klub hüllte sich in Schweigen. Auch, weil sich fast alles auf die Hypo Tirol Alpenvolleys fokussierte, jenes deutsch-österreichische Projekt, das mittels einer von Unterhaching beantragten Wildcard in der ersten Liga antritt - aber aus Innsbruck gesteuert wird, samt dort ansässigem Kader, Trainerteam, Management und Sponsoren-Pool.

Der TSV soll zum Talentpool für Kooperationspartner Hypo Tirol Alpenvolleys werden

Das Zweitliga-Team soll nach den Wünschen von TSV-Geschäftsführer Mihai Paduretu zum Talentpool für die Alpenvolleys werden - entsprechend bestückt ist der Kader knapp sechs Wochen vor dem Saisonstart am 17. September, ausgerechnet mit dem Derby in Grafing. Mit vielversprechenden Junioren wie Libero Christoph Mattes, 19, Zuspieler Eric Paduretu, 18, dem Sohn des Geschäftsführers, oder dem vom ASV Dachau verpflichteten zweiten Zuspieler Niklas Trogisch, 20, die alle am Volleyball-Internat Kempfenhausen ausgebildet wurden, sowie Außenangreifer Jonas Sagstetter, 18, vom Volleyball-Internat Frankfurt. Außerdem soll noch das bulgarische Diagonalspieler-Talent Hristiyan Dimitrov kommen. Der 17-Jährige lebt zurzeit mit seinen Eltern auf Island. Der Transfer ist aber noch nicht gesichert.

Die Junioren werden von einigen Routiniers angeleitet wie Roy Friedrich, dem neuen TSV-Kapitän. Der 29-Jährige spielte zuletzt drei Jahre beim Erstligisten Herrsching. Davor gewann Friedrich mit Unterhaching dreimal den DVV-Pokal und sammelte Champions-League-Erfahrung. Der Mittelblocker, der hauptberuflich in der Versicherungsbranche arbeitet, ist für Unterhaching die wichtigste Führungsfigur im Team. "Die erste Liga ist für mich einfach viel zu stressig geworden", begründet Friedrich, der zudem im Frühjahr zum zweiten Mal Vater geworden ist, seinen Wechsel. Aleksandar Milovancevic, 31, vergangene Saison im erweiterten Kader Herrschings, spielt künftig ebenfalls beim TSV. Die Mittelblocker Jan Danielowski, 29, und Maksym Rybalko, 27, die schon in Hachings Drittliga-Meistermannschaft spielten, bleiben wie Libero Luca Baur im Team. "Die Mannschaft muss sich finden, im ersten Zweitliga-Jahr denken wir nur an den Klassenerhalt", sagt Geschäftsführer Paduretu. Wobei: Der Kader ist so hochwertig besetzt, dass der TSV nichts mit dem Abstieg zu tun haben dürfte. Auch die Erfahrung an der Seitenlinie spricht dafür.

In Dejan Stankovic ist der langjährige Hachinger Trainer geblieben, nachdem Paduretu seine ganze Überredungskunst aufgeboten hatte. Stankovic wollte eigentlich in die zweite Reihe als Co-Trainer. Nun hat der 46-Jährige offiziell genau diese Position inne - aber nur, weil er seinen A-Trainerschein noch machen muss. Adis Katanovic, A-Schein-Inhaber und auf dem Papier Chefcoach, wird Stankovic assistieren. Daneben firmieren noch Hubertus Golf, zuletzt in Dachau tätig und einstiger Assistent Paduretus in der ersten Liga, und Paduretu höchstselbst als Trainer - beide helfen im Notfall aus, beispielsweise jetzt im August, wenn Stankovic im Urlaub ist.

Eine Anbindung an die Alpenvolleys gibt es natürlich auch. So sollen Eric Paduretu - Mihais Sohn - und Jonas Sagstetter möglichst oft in Innsbruck mittrainieren. Sagstetter hat als Junioren-Nationalspieler ein Doppelspielrecht und kann daher zwischen Zweit- und Erstligateam hin und her wechseln, ohne sich festzuspielen. Hachings letztjähriger Zuspieler Georgi Topalov ist künftig fester Bestandteil der Alpenvolleys.

Verlassen haben Unterhaching die Brüder Alexander und Thomas Brandstetter (Mühldorf) und Mittelblocker Stefan Zenger (Ziel unbekannt), Libero Dominik Seller (Weltreise) pausiert vorerst bis zum Herbst. Das Zweitliga-Team bleibt Teil des Vereins, ist also nicht wie die Alpenvolleys ausgelagert. Nicht wenige Unterhachinger Volleyballfans können sich, zurzeit jedenfalls, ohnehin noch wesentlich besser mit dieser Mannschaft identifizieren - in der im Gegensatz zu Innsbruck viele alte und junge Bekannte aus der Region spielen. Passenderweise, das steht jetzt schon fest, wird sie am 17. September beim Auftaktspiel in Grafing vom brandneuen Fanklub Hachinga Hammerblock unterstützt. Ruhig dürfte es dann nicht mehr sein beim Zweitliga-Neuling.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: